“An Beirut,
Von Herzen, ich schicke Frieden nach Beirut,
Und Küsse an das Meer und die Häuser,
An den Felsen, der das Gesicht eines alten Seemanns hat.
Sie kommt aus der Seele der Menschen, vom Wein,
Sie kommt von ihrem Schweiß, vom Jasmin.
Wie hat sich ihr Geschmack dann in Rauch und Feuer verwandelt?”
So liest sich der übersetzte Text von Fairuz’ bekanntestem Lied, “Li Beirut” (An Beirut). Heute wird der Song oft zitiert als ein Symbol der Geschichte Beiruts, voller Traurigkeit und Leiden. Aber Fairuz singt von Beirut und seinen Bewohnern auch als einem Ganzen – “Du bist mein, du bist mein. Ah, umarme mich” – sowohl leidend als auch voller Hoffnung.
In diesem Sinne nimmt Yazan Halwani die Straßen wieder ein, um sie ‘beirutmäßiger’ zu machen. Seine Waffe: Kunst. Global Voices Online hat sich mit diesem jungen libanesischen Graffitikünstler zusammengesetzt, um zu sehen, was in ihm vorgeht.
Global Voices: Kannst du dich bitte vorstellen?
My name is Yazan Halwani and I am a street artist and calligrapher from Beirut, Lebanon. I have been street painting for around seven years now, mainly in Beirut, the city that inspired it all, but also in Tunisia, Singapore, Dubai, France.
Mein Name ist Yazan Halwani und ich bin ein Straßenkünstler und Kalligraf aus Beirut, Libanon. Ich mache nun seit ungefähr sieben Jahren Straßenkunst, hauptsächlich in Beirut, der Stadt, die mich dazu inspiriert hat, aber auch in Tunesien, Singapur, Dubai, Frankreich.
GV: Kannst du deine Arbeit beschreiben?
My current work is a style I have developed myself over the past years. It combines Arabic calligraphy, oriental geometry and patterning and portraiture. I think that my work is also not only about mural painting but more about the relation of the wall to the people and the city it surrounds. For example the Feyrouz mural has become somewhat of a landmark for the people living around it. The owner of the several buildings around it called it:”The most photographed wall in the city”. One time when someone scribbled on the Fairuz mural, someone living next to the mural called me, without knowing who he is, and asked me if I could fix the mural.
Meine jetzige Arbeit ist ein Stil, den ich die letzten Jahre über entwickelt habe. Er kombiniert arabische Kalligraphie, orientalische Geometrie und Mustergebung sowie Portraitmalerei. Ich denke, dass es bei meiner Arbeit auch nicht nur um Wandmalerei geht, sondern mehr um das Verhältnis zwischen der Wand und den Menschen und die Stadt darum herum. Zum Beispiel ist das Fairuz-Wandgemälde so etwas wie ein Wahrzeichen für die Menschen geworden, die in der Nähe wohnen. Der Besitzer der darumherumliegenden Gebäude hat es “die meist fotografierte Wand in der Stadt” genannt. Einmal, als jemand auf dem Fairuzgemälde herumgekritzelt hat, hat mich jemand aus der Nachbarschaft angerufen, ohne dass ich wusste, wer es war und hat mich gefragt, ob ich das Gemälde wieder reparieren könne.
GV: Was hat dich dazu inspiriert, das zu tun, was du tust?
I have developed over the years. I have started my work as a graffiti artist being inspired by the graffiti scene in Europe and the US, where graffiti artists write their name in flashy and colorful ways. After a few years of doing that, I started questioning the relationship the relation of my work within a city in the Middle-East: at the time, it was somewhat alien from its surroundings, I realized that writing my name was not really different than what political parties have been doing around the city. I needed to change direction.
One day, I stumbled across a book of the five main calligraphy scripts (Diwani, Koufi, Thuluth, Naqsh, etc.) and decided to change my style: instead of doing my “alias”, I would paint words, letters, images that fit much better within the city, the culture and the context. At this stage I thought that a good mural is one that talks to the citizens surrounding it: it becomes part of the city and it becomes theirs, not the artist's.
Ich habe mich über die Jahre entwickelt. Ich habe meine Arbeit als Graffitikünstler, der sich von der Graffitiszene in Europa und den USA inspirieren lässt, angefangen, dort wo Graffitikünstler auffallend und farbenfroh ihre Namen schreiben. Nachdem ich das ein paar Jahre lang gemacht hatte, habe ich angefangen, mir Fragen über das Verhältnis meiner Arbeit innerhalb einer Stadt im Nahen Osten zu stellen: Zu dieser Zeit war ich gewissermaßen ein Fremder in der Gegend, ich habe gemerkt, dass es sich nicht viel von dem unterscheiden würde, was politische Parteien um die Stadt herum machen, wenn ich meinen Namen schreiben würde. Ich musste die Richtung ändern.
Eines Tages bin ich über ein Buch der fünf Hauptschriften der Kalligraphie gestolpert (Diwani, Koufi, Thuluth, Naqsh und so weiter) und habe beschlossen, meinen Stil zu ändern: Anstatt meinen “Alias” zu kreieren, würde ich Worte, Buchstaben und Bilder malen, die viel besser zu Stadt, Kultur und Kontext passen würden. An diesem Punkt habe ich gedacht, dass ein gutes Wandgemälde eines ist, das die Bürger in seiner Umgebung anspricht: Es wird zu einem Teil der Stadt und gehört ihnen, nicht dem Künstler.
Darum versucht jedes Wandgemälde eine Geschichte zu haben, das mit den Menschen, die in der Umgebung leben, zu tun hat: Ali Abdallahs Wandbild ist eine Erinnerung an einen Obdachlosen, der an einer Erkältung gestorben ist und versucht, Menschen zum Helfen aufzurufen und sie an ihre soziale Verantwortung zu erinnern.
In der Tat malt Yazan nicht nur berühmte Menschen. Die Geschichte Ali Abdallahs ist besonders beeindruckend. Mit Yazans Worten:
Some people told me that I “paint famous people”, this is not true. I paint faces that tell stories, and are part of our culture. One of my favorite murals is the one of “Ali Abdallah”, a homeless man living on Bliss street.
Ali's existence was surrounded by urban legends about how he became homeless. Some of them say he was a physics teacher that had a scaring experience during the Civil War. The one thing everyone agreed on was their love for Ali.
Despite that, on one of the coldest winter nights, Ali passed away. This tragedy triggered several short-lived initiatives to try to help the homeless in Beirut. After a few months everybody seemed to have forgotten about Ali's story. This is why I painted the mural to remind people of his friendly face, and also to remind people on an everyday basis of these short-lived initiatives.
Manche Menschen sagen mir, dass ich “berühmte Leute male”, das stimmt aber nicht. Ich male Gesichter, die Geschichten erzählen und die Teil unserer Kultur sind. Eines meiner liebsten Wandgemälde ist das von “Ali Abdallah”, einem Obdachlosen, der in der Bliss-Straße gelebt hat.
Alis Existenz war von Legenden umwoben, wie er zu einem Obdachlosen geworden war. Manche behaupteten, er sei Physiklehrer gewesen, der eine schreckliche Erfahrung während des Bürgerkriegs gemacht habe. In einem aber waren sich alle einig und das war ihre Liebe zu Ali.
Dessen ungeachtet starb Ali in einer der kältesten Winternächte. Diese Tragödie hatte mehrere kurzlebige Initiativen zur Folge, die versuchten, den Obdachlosen in Beirut zu helfen. Nach ein paar Monaten sah es so aus, als hätten alle die Geschichte Alis vergessen. Deswegen habe ich das Bild gemalt, damit die Menschen sein freundliches Gesicht nicht vergessen und auch, um sie tagtäglich an diese kurzlebigen Initiativen zu erinnern.