- Global Voices auf Deutsch - https://de.globalvoices.org -

“Nach diesem Prozess werde ich meinen Kampf noch unbeirrter fortsetzen,” sagt Rafael Marques, angolanischer Autor des Buches “Blutdiamanten”

Kategorien: Angola, Bürgermedien, Literatur, Meinungsfreiheit, Menschenrechte, Politik

Das Buch

Das Buch “Diamantes de Sangue” [auf Deutsch “Blutdiamanten”]. Verwendung des Fotos genehmigt.

Alle Links in diesem Artikel führen, soweit nicht anders ersichtlich, zu portugiesischsprachigen Webseiten.

Der Autor Rafael Marques ist von der angolanischen Justiz wegen Verleumdung angeklagt worden. Der Beginn der Gerichtsverhandlung wird für Dienstag, den 24. März erwartet.

Der Fall geht auf die Veröffentlichung des Buches Diamantes de Sangue – Corrupção e Tortura em Angola [1] [auf Deutsch “Blutdiamanten – Korruption und Folter in Angola”] im Jahr 2011 zurück, in dem die dunklen Korruptionsmachenschaften und Menschenrechtsverletzungen im angolanischen Diamantenabbaugebiet Lunda-Norte geschildert werden.

Rafael Marques [2] ist ein bekannter Menschenrechtsaktivist Angolas, weil er den Mut besitzt, auf die Korruption in seinem Land aufmerksam zu machen. In seinem 2011 veröffentlichten Buch dokumentiert er an den Bewohnern der Diamantenabbaugebiete in Lunda-Norte und Lunda-Sul begangene Mord- und Folterfälle [3]. Die Kläger, die Rafael Marques vor Gericht bringen, sind Unternehmer und Geschäftspartner angolanischer Generäle. Sie sollen die Verantwortlichen für die in dem Buch beschriebenen Verbrechen sein.

Unterdessen wurde Marques am Monatsanfang in London von der Organisation X Index – the voice of free expression [4] [auf Deutsch “Index – die Stimme der Meinungsfreiheit”] ein Preis für Meinungsfreiheit [5] verliehen:

(…) É uma honra e um orgulho enfrentar um tal imenso poder e criar a oportunidade para que muitas das vítimas se expressem através dos relatórios que tenho vindo a elaborar ao longo dos últimos dez anos. Sairei mais resiliente deste julgamento, e fortalecido pela experiência. Muito obrigado por este extraordinário momento.
*Londres, 18 de Março de 2015 (…)

Es ist mir eine Ehre und es erfüllt mich mit Stolz, einem solch mächtigen Staat entgegenzutreten und vielen der Opfer die Möglichkeit zu geben, sich mit den Berichten, die ich in den letzten zehn Jahren ausgearbeitet habe, Gehör zu verschaffen. Nach diesem Prozess werde ich meinen Kampf noch unbeirrter fortsetzen, gestärkt durch diese Erfahrung. Vielen Dank für diesen einzigartigen Moment.
*London, 18. März 2015

Auf der Facebookseite der Initiative Maka Angola [6] wurde eine Solidaritätsbekundung mit Rafael Marques veröffentlicht, in der von einer versuchten Verletzung der Meinungsfreiheit gesprochen wird.

Der Facebook-User Upenda Capamba Amado [7] zeigte uneingeschränkte Solidarität mit dem Journalisten und Aktivisten:

Estamos contigo! As forças das trevas nunca sobrepõem as forças da luz, esses Demônios que te atormentam vão cair por terra, vamos orar por ti.

Wir sind bei dir! Die Mächte der Finsternis werden niemals über die Mächte des Lichtes siegen, diese Dämonen, die dich quälen, werden scheitern. Wir beten für dich.

Aldair Sebastião Justin [8] spricht von der Notwendigkeit zur Union der Angolaner:

Está errado dizer “apoiar Rafael Marques na sua luta”, é bem verdade q o Senhor por uma causa justa, cuja a mesma ñ deve ser encarada como uma luta particular, todo Angolano patriota deve se revêr em tais causa e fazer alguma coisa Tal como o Senhor Rafael Marques a quem eu tenho muito respeito.

Es ist falsch zu sagen, dass man “Rafael Marques in seinem Kampf unterstützt”. Es stimmt, er kämpft für eine gerechte Sache, jedoch darf diese nicht als Einzelkampf gesehen werden. Vielmehr sollte sich jeder patriotische Angolaner angesprochen fühlen und selbst aktiv werden, so wie Rafael Marques, den ich sehr respektiere.

Auch Amnesty International [9] (AI) zeigt sich besorgt und bekundet Solidarität mit dem Journalisten.

Amnesty appelliert an Portugal, sich für den angolanischen Journalisten Rafael Marques einzusetzen. (http://t.co/F9ThI0KkDN [10])

— Nachrichtenagentur Lusa (@Lusa_noticias) am 23. März 2015 [11]

AI fasste eine Petition ab:

A petição expressa preocupação com recentes ações judiciais contra o jornalista, supostamente acusado de difamação e injúria por causa do seu livro Diamantes de Sangue: Tortura e Corrupção em Angola, publicado em Portugal, em 2011. A petição apelava ao arquivamento das acusações e ao encerramento do processo contra o jornalista.

Die Petition verdeutlicht die Sorge um den Journalisten, der aufgrund angeblicher Diffamierungen und Beleidigungen in seinem 2011 in Portugal veröffentlichten Buch Diamantes de Sangue: Tortura e Corrupção em Angola kürzlich angeklagt wurde. Die Petition ruft zur Aufhebung der Anklage und Einstellung des Verfahrens gegen den Journalisten auf.

Bei Twitter wurde folgender Kommentar zu dem Fall veröffentlicht:

Auch wenn sie Rafael Marques wegsperren, werden sie nicht verhindern können, dass die von ihm veröffentlichten Vorwürfe bekannt werden. http://t.co/AbTX5lLyyn [12]

— Carlos Vaz Marques (@cvazmarques) am 23. März 2015 [13]

Einen Tag vor der Gerichtsverhandlung wurde zu Ehren des Aktivisten das umstrittene Buch im Internet zum Gratisdownload [1] freigegeben:

“Diamantes de Sangue: Tortura e Corrupção em #Angola [14]” als Gratisdownload. http://t.co/sm1AcuxTuP [15] pic.twitter.com/zWSHPYKURW [16]

— Rafael Marques (@RafaelMdeMorais) am 23. März 2015 [17]

Auch Bárbara Bulhosa vom Verlag “Tinta da China” bekam Probleme mit der Justiz, allerdings in Portugal, weil sie das Buch von Rafael Marques veröffentlicht hatte. Sie bloggt bei Maka Angola [18]:

Eu própria era arguida num processo criminal. Fui submetida à medida de coacção de termo de identidade e residência, justamente por ter publicado “Diamantes de Sangue”.

Ich selbst war Angeklagte in einem Strafprozess. Ich wurde unter Hausarrest gestellt, weil ich “Diamantes de Sangue” veröffentlicht hatte.

Das Gericht der Provinz Luanda wird über den Journalisten urteilen.

[Aktualisiert am 25. März 2015]: Die Verhandlung wurde vom Gericht [19] auf den 23. April vertagt. Der Richter entschied sich für eine eingehendere Prüfung der von der Verteidigung vorgelegten Beweise.