In letzter Zeit haben immer mehr Migranten im Mittelmeer Schiffbruch erlitten. Hunderte von ihnen sind ertrunken. Wird davon mehr bleiben als kurze Betroffenheit? Am 25. April fand auf dem zentralen Platz in Straßburg eine kleine Versammlung statt. Das Collectif pour une autre politique migratoire (Kollektiv für eine andere Migrationspolitik) hatte zu einem “Die-In” aufgerufen: Die Teilnehmenden waren trotz des nicht nachlassenden Regens aufgefordert, sich zehn Minuten lang zu beiden Seiten eines langen Transparents auf den Boden zu legen, auf dem Namen und Todesumstände von 17.306 Migranten aufgeführt waren, die zwischen 1993 und 2012 auf der Überfahrt ums Leben kamen. Frontex, die für Sicherheit und Außengrenzen zuständige europäische Agentur, verkörpert eine Politik der Abschottung Europas gegen Flüchtlinge und Asylbewerber, die hier weiterhin trotz aller Hindernisse und Gefahren eine Zukunft oder schlicht eine Möglichkeit um zu überleben suchen.
Hier eine kleine Fotoreportage:
Migreurop, ein Zusammenschluss von Vereinen und NGOs, hat in einer Mitteilung vom 24. April die Situation im Mittelmeer beklagt und neue Aktionen angekündigt:
En ce mauvais jour du 23 avril 2015, le Conseil européen qui devait enfin « agir » sur une situation « dramatique » en Méditerranée, s’est contenté de tenter de mettre l’Union européenne et ses États membres à l’abri des migrants en renforçant la protection de ses frontières.
A ces milliers d’êtres humains, femmes, hommes et enfants qui risquent la mort, et souvent la trouvent, en tentant de rejoindre des lieux pour se reconstruire et vivre, les chefs de gouvernement européens, réunis à grand bruit, n’ont eu qu’un seul message à leur envoyer : « Sécurité ! ». Ils n’ont pas cherché à sortir d’une concurrence entre les Etats membres, essayant chacun de prendre le moins possible des migrants après avoir rejeté tous les autres. Quant au mot « accueil », il ne fait pas partie du vocabulaire des chefs de gouvernement.
An diesem traurigen 23. April 2015 hat sich der Europäische Rat, der angesichts der “dramatischen” Situation im Mittelmeer endlich hätte “handeln” müssen, mit dem Versuch begnügt, die Europäische Union und ihre Mitgliedsstaaten durch stärkere Bewachung der Grenzen vor Migranten zu schützen.
Für die Tausende von Menschen, Männer, Frauen und Kinder, die beim Versuch, an einem neuen Ort neu anzufangen, ihr Leben riskieren und oft verlieren, haben die Chefs der europäischen Regierungen, die sich pompös versammelt haben, nur eine einzige Botschaft: “Sicherheit!” Sie haben keinen Versuch unternommen, die Konkurrenzsituation der Mitgliedsstaaten zu beenden, in der jeder versucht, so wenig Migranten wie möglich aufzunehmen, nachdem alle anderen abgewiesen wurden. Das Wort “begrüßen” gehört nicht zum Sprachschatz der Regierungschefs.
Der Sondergipfel des Europarats am 23. April in Brüssel zeigt deutlich, wie wenig Solidarität mit Migranten in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vorhanden ist: Sie weigern sich, die Zuständigkeit an die Institutionen der EU zu übertragen und halten an der jeweiligen nationalen Politik fest. Welches Gewicht wird die Botschaft dieser illegalen Einwanderer haben, die in Brüssel dafür demonstrieren, dass humanitäre Belange mehr zählen sollen als Sicherheit?