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Global Voices, der Reiseführer für Anti-Touristen

Kategorien: Bürgermedien, Reisen, The Bridge
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“Ich ziehe es vor, mich in Wohnungen in die Koje zu hauen und mit Einheimischen um die Häuser zu ziehen, als in Hotels zu übernachten, Ausflüge zu machen und in Museen zu gehen. Und anstatt Reiseführer zu kaufen lese ich lieber Blogs von Einheimischen und Expats – und Global Voices natürlich, um vor der Reise ein Gefühl für den Ort zu bekommen.”

Vor einem Jahr war ich mit einem Freund in Italien und habe mich über meine Schuhwahl beklagt. Ich hatte nur Laufschuhe und Lederstiefel eingepackt, und beide waren nach mehreren Tagen Regengüssen total durchgeweicht. Aus unserer Unterhaltung wurde eine Idee geboren: Was wäre, wenn es eine Webseite oder App gäbe, die es mir möglich machte, ein Land auf Bodennähe zu “besuchen”, um zu sehen, welche Schuhe angebracht wären? Die Seite würde von Einheimischen gepflegt werden, und hätte dadurch den Nebeneffekt, es mir möglich zu machen, mich der lokalen Mode leichter anzupassen und so die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, mich als Tourist zu entlarven.

Eine verrückte Idee, vielleicht, aber der Impuls dahinter ist es nicht: viele aus meiner Generation möchten sich genau wie ich nicht als Touristen fühlen oder so aussehen, wenn wir auf Reisen sind. Dies erklärt auch den Aufstieg von Unternehmen wie Airbnb, die einem dabei helfen, Touristenhotels zu vermeiden und “wie die Einheimischen” zu leben.

Nachdem ich, als ich jung war, ein paar Jahre im Ausland gelebt habe, hat sich dieser Wunsch auch in mir festgesetzt. Ich ziehe es vor, mich in Wohnungen in die Koje zu hauen und mit Einheimischen um die Häuser zu ziehen, als in Hotels zu übernachten, Ausflüge zu machen und in Museen zu gehen. Und anstatt Reiseführer zu kaufen lese ich lieber Blogs von Einheimischen und Expats – und Global Voices natürlich, um vor der Reise ein Gefühl für den Ort zu bekommen.

Dabei habe ich mich gefragt: Gibt es da draussen noch andere, die Global Voices als eine Art Reiseführer benutzen? Vor kurzem hatte ich beim GV Summit [2] die Möglichkeit, diese Frage einigen meiner GV-Kollegen zu stellen. Und das sagen sie dazu:

Marianna Breytman [3], eine unserer Übersetzerinnen vom Spanischen ins Englische, erzählte mir:

“Ich benutze GV immer, wenn ich auf Reisen bin, weil ich denke, dass es eine wirklich gute Möglichkeit ist, um sich ein Bild davon zu machen, welche Themen gerade in einer bestimmten Region aktuell sind. Zuletzt habe ich es gemacht, als ich Panama, Mexiko und Kolumbien besucht habe, und ich habe vor, das Gleiche vor meiner Reise in die Türkei in ein paar Wochen zu tun.”

Anna Schetnikova [4] schreibt für GV in Russisch und Englisch. Sie sagte mir:

“Ich war letztes Jahr im Sommer zur Zeit der Parlamentswahlen in der Türkei unterwegs. Und GV war super, um mehr über die politische Kultur des Landes, die verschiedenen Parteien, Aktivisten und die Gesellschaft zu erfahren, und als ich Plakate auf den Strassen gesehen habe, wusste ich, wovon die Rede war.”

Mohamed ElGohary [5], Übersetzungskoordinator von GV Lingua und Personalvertreter beim Verwaltungsrat [6], hat kürzlich geheiratet und GV dazu benutzt, seine Flitterwochen auf den Malediven zu recherchieren. Er sagte: Dieser Beitrag [7] war ausschlaggebend dafür, welche Insel er besuchen wollte.

Ich habe die Frage auch auf Twitter gestellt: Habt ihr jemals Global Voices dazu verwendet, um einen Ort vor einer Reise zu recherchieren? Emer Beamer [8], eine Erzieherin [9], die in Designprojekten für Kinder tätig ist, in den Niederlanden lebt (und regelmäβige GV-Leserin ist), sagte mir in einer Mail, dass “Global Voices für sei eine Anlaufstation sei”, wenn sie nach “guten Leuten” an einem bestimmten Ort suche. Als sie nach Kambodscha gereist ist, hat sie sich mit drei Leuten getroffen, die sie über GV kennengelernt hat und arbeitet nun mit einem GV-Autor an einem gemeinsamen Projekt.

Beamer sagte mir, dass es ihr sehr gefallen würde, wenn GV einen Reisebereich einrichten würde, den sie dazu nutzen würde, die “lokale Arbeitsethik zu verstehen, Orte zu finden, an denen es Wifi gibt [und] wo (Ideen) geteilt werden oder wo die Gegenkultur in [einer] Stadt stattfindet.” Sie sagte, dass sie normalerweise den Leuten, mit denen sie arbeitet, empfiehlt, vor einer Reise Global Voices zu konsultieren.

Katie Mulloy [10], die für UNICEF in Uganda arbeitet, sagte, dass GV “der logische Ort zur Suche” nach Informationen über einen neuen Ort sei, inbesondere über “Themen, die nicht auf dem Radarschirm der Massenmedien stehen.” Als erfahrene Reisende sagt Mullay, dass sie die Seite dazu benutzt hat, um über Kambodscha, Uganda und Malaysia zu recherchieren.

Ich habe Mulloy gefragt, sich vorzustellen, wie eine Reisesektion von Global Voices aussehen könnte. “Viele Artikel mit dem Thema ‘48 Stunden in Stadt X’ sind von gutbereisten Westlern, für gut gereiste Westler,” sagte sie. “Aber ich hätte Lust darauf, zu erfahren, was für einen südkoreanischen Kunststudenten die besten Dinge sind, die man in Seoul machen kann.”

Ben Valentine [11] ist ein selbstständiger Autor, der momentan in Kambodscha lebt. “Als Journalist und als Nerd,” sagte er, “will ich Informationen, die nicht im Lonely Planet stehen, wie zum Beispiel was sind die neuesten Internet-Meme [12]? Was sind die neuesten politischen Auseinandersetzungen für freie Meinungsäuβerung in diesen Ländern? Was debattieren Blogger gerade?”

Die Perspektiven der Blogger und Nutzer von sozialen Netzwerken zu verstehen war ein immer wiederkehrendes Thema unter den Leuten, mit denen ich mich unterhalten habe. Der marokkanische Blogger El Mahdi [13] sagte mir, dass ihm das Lesen von GV vor einer Reise “eine Idee davon gibt, wie Menschen in diesem Land online und mit ihren eigenen Worten kommentieren, übersetzt in eine Sprache, die ich verstehen kann…” Er hat GV zuerst dazu benutzt, eine Reise nach Thailand vorzubereiten, weil “ich nach Lesestoff gesucht habe, um etwas über das Land und seine Kultur zu erfahren, abgesehen von Wikipedia und all den Klischees, die wir über Tourismus [dort] hören.”

In seiner Mail an mich ist es El Mahdi sogar gelungen, einen neuen Ausdruck zu prägen:

“Seit [dieser ersten Reise] ist es normal für mich [geworden], vor einer Reise ein Land zu “GlobalVoicen”, zusätzlich natürlich zum Googleln und zu Wikipedia, vor allem wenn ich die Sprache des Landes nicht spreche.”