Demonstrant zündet sich selbst an, im Jemen wird an die Revolution 2011 erinnert

Dieser Beitrag erschien im Original am 11. Februar 2013.

Nur Tage vor dem zweiten Jahrestag der Revolution im Jemen zündet sich Munif Al-Zubairy in der Hauptstadt Sanaa selbst an, um seine Solidarität mit dem Streik der verwundeten Revolutionäre des Landes zu bekunden.

Atiaf Al Wazir twittert:

@WomanfromYemen: At noon today,Muneef alzubairi set himself on fire protesting lack of care by Yemeni govt to wounded revolutionaries pic.twitter.com/nZkSVEud

@WomanfromYemen: Heute, gegen Mittag, zündete sich Muneef Alzubairi selbst an, um gegen den Mangel an Versorgung verwundeter Revolutionäre durch die jemenitische Regierung zu protestieren.

https://twitter.com/WomanfromYemen/status/298760914935635968

@WomanfromYemen: Muneef who set himself on fire today is alive but suffering severe burns, he's currently in the hospital. #Yemen

@WomanfromYemen: Muneef, der sich heute angezündet hat, hat mit schweren Verbrennungen überlebt. Er befindet sich zur Zeit im Krankenhaus. #Jemen

Die Bloggerin Afrah Nasser hat einen Bericht über ihn geteilt, in dem sie schreibt:

Shocking images of Munif has spread like fire over social media websites but I hope those political leaders have bothered to see them. Munif was rushed to the hospital and he managed to survive. Though, he suffers from sever injuries. “I want us to have a second revolution,” he shouted while he was setting himself on fire, today.

Das schockierende Bild von Munif hat sich wie Feuer in den Sozialen Medien verbreitet. Aber ich hoffe auch, dass sich die politische Führung dazu herabgelassen hat, es sich anzusehen. Munif wurde eiligst ins Krankenhaus gebracht und hat überlebt. Dennoch erlitt er schwere Verletzungen. “Ich will, dass wir eine zweite Revolution haben,” schrie er, während er sich heute selbst anzündete.

Der Streik der verwundeten Revolutionäre

Die während der Revolution verwundeten Demonstranten haben noch immer keine entsprechende medizinische Behandlung und Nachsorge von der Regierung erhalten. Nach dem Tod von Taha Mohammed Al-Ariqi, der während der Revolution verletzt worden war, haben eine Gruppe von verwundeten Revolutionären einen Sitzstreik vor dem Kabinettsgebäude organisiert (einige sind sogar im Hungerstreik). Sie verlangen, dass die Regierung sie mit finanzieller Hilfe für Behandlungen außer Landes unterstützt.

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=321454567974612&set=o.134626450036013&type=1&theater

Ein verwundeter Demonstrant hält ein Schild hoch auf dem auf Arabisch steht: “Sie sind durch unser Blut an die Macht gekommen und wir bitten sie nun um medizinische Versorgung”.

Yemen Updates schreibt:

@yemen_updates
Injured protesters staged a sit-in at the cabinet gate &went on hunger strike protesting official negligence of their medical needs. #Yemen

@yemen_updates
Verwundete Demonstranten veranstalten einen Sit-In vor den Toren des Kabinetts, sie sind im Hungerstreik um gegen die offizielle Vernachlässigung ihrer medizinischen Bedürfnisse zu protestieren. #Jemen

Der Journalist Adam Baron fügt hinzu:

@adammbaron: morally, opposition politicians inability to secure treatment for injured activists is disturbing. politically, its simply moronic. #yemen

@adammbaron: Moralisch gesehen, beunruhigt die Unfähigkeit der Oppositionspolitiker, für die Versorgung verwundeter Aktivisten zu sorgen. Politisch gesehen ist es einfach nur schwachsinnig. #Jemen

Erinnerung an die Revolution

Die Jemeniten feiern den zweiten Jahrestag des 11. Februar 2011 – den Anfang der Revolution.

Mohammed Al-Asaadi twittert aus Taiz, wo die Revolution begann:

@alasaadim: I'm in Taiz witnessing the crowds gathering to celebrate the 2nd anniversary of #11Feb revolution. A remarkable day for #Yemen & #Yemenis.

@alasaadim: Ich bin gerade in Taiz und sehe, wie die Menschenmengen sich sammeln, um den zweiten Jahrestag der Revolution des #11Feb zu feiern. Ein bemerkenswerter Tag für den #Jemen und die #Jemeniten

A design commemorating February 11th, the beginning of Yemen's peaceful youth revolution

Ein Zeichnung, die an den 11. Februar erinnern soll, dem Beginn der friedlichen Jugendbewegung im Jemen

Der Jemen steht an zweiter Stelle der am stärksten bewaffneten Nationen weltweit (nach den USA) und dennoch beeindruckten die Jemeniten die Welt mit ihren friedlichen Protestmärschen. In allen 21 Provinzen strömten Männer und Frauen den Platz der Befreiung und den Platz des Wandels jeden Freitag ein Jahr lang.

Seit die Jemeniten für “Würde, Freiheit und ein lebenswertes Leben” auf die Straßen gingen, sind zwei Jahre vergangen, eine Tatsache die sich auch in diesem Video von SupportYemen wiederspiegelt:

Dennoch verspüren viele, wenn sie auf die bisherigen Ereignisse zurückblicken, bittere Entäuschung. Die Lebensbedingungen im Jemen haben sich nicht verbessert, sondern, nach einigen Angaben, noch weiter verschlechtert. Das Land leidet weiterhin unter Elektrizitäts- und Wassermangel.

Das Militär wurde bis jetzt noch nicht zufriedenstellen neu organisiert, auch wenn dazu einige Verordnungen von Präsident Abdu Rabu Mansour Hadi erlassen wurden. Die kränkelnde Wirtschaft hat sich auch nicht verbessert. Viele versprochene und dringend benötigte Spenden zur Entwicklungsarbeit und für Hilfsgüter lassen noch bis zur Konferenz der “Friends of Yemen” (Veranstaltet von England) im März auf sich warten. Ebenso für März angelegt, ist der ziemlich undefinierbare “Nationale Dialog”, in dem zu Lösungen für den politischen Zwiespalt und den heillosen Missstand, die die Einheit des Landes gefährden, diskutiert werden soll. Dabei soll auch die neue Konstitution in Vorbereitung auf die Präsidentschaftswahlen 2014 entworfen werden. Präsident Hadi wählte den 18. März als Anfangsdatum für die Konferenz – was viele Jemeniten geschmacklos finden, denn das Datum markiert den zweiten Jahrestag des “Freitag der Würde” Massakers, in dem 52 Menschen durch Soldaten des Regimes getötet wurden.

Osamah Fakih schreibt auf Twitter:

@osamahfakih: March18 for National Dialogue n #Yemen is provocation 2 obliterate the anniversary of the #Friday_of_Dignity.Nations have their own memorie

@osamahfakih: Den 18. März für den Nationalen Dialog im #Jemen zu wählen, ist eine Provokation zur Ausradierung des Jahrestages des #Freitag_der_Würde. Die Nation hat ihre eigenen Erinnerungen.

Summer Nasser fügt hinzu:

@SummerNasser: I find Hadi's decision to make the National Dialogue on March 18th, also known as the anniversary of Dignity Friday, disrespectful. #yemen

@SummerNasser: Ich halte die Entscheidung Hadis, den Nationalen Dialog am 18. März, dem Jahrestag des Würde-Freitags, zu veranstalten für respektlos. #Jemen

Der Journalist Adam Baron twittert dazu:

@adammbaron: as #yemen's elites squabble abt natl dialogue, most here remain mired in a daily struggle to eke out a living amidst a moribund economy.

@adammbaron: Während sich die Elite Jemens über den Nationalen Dialog streitet, stecken die meisten hier tief im täglichen Kampf ums Überleben mit einer sterbenden Wirtschaft.

Sogar jemenitische Auslandsstudenten leiden unter der, von dem alten Regime vererbten, Korruption der neuen Regierung, welche die Revolution “angeblich” ausgemerzt haben soll. Studenten in Algerien, Deutschland, Ägypten, dem Sudan, Malaysien und Russland kämpfen mit finanziellen Schwierigkeiten und schlechter Behandlung durch die Bildungsbeauftragten in den ausländischen Botschaften. Sie veranstalteten Sit-Ins in ihren Botschaften, während ihre Befürworter im Jemen Sitzstreiks vor dem Ministerium für Hochschulbildung, dem Finanz- und dem Außenministerium veranstalten. Diese Ministerien schieben sich gegenseitig die Schuld für die Probleme der Auslandsstudenten zu. Dieses Video wurde von VSJ Germany auf YouTube hochgeladen und beinhaltet Botschaften von Studenten aus Deutschland, die über ihre Probleme sprechen und die Regierung um eine schnelle Lösung bitten:

Mohammed Al-Asaadi twittert:

‏@alasaadim: Saleh is toppled. Family rule in #Yemen are gone. Construction, development and advancement are to follow. Thx to #11Feb youth revolution

@alasaadim: Saleh wurde gestürzt. Die herrschenden Familienclans im #Jemen sind geflohen. Bautätigkeiten, Entwicklungsarbeit und Fortschritt werden folgen. Zu verdanken haben wir das der Jugendrevolution des #11Feb.

@alasaadim: These crowds I see in Taiz and are everywhere in #Yemen will defend their nation & revolution. #11Feb is the start of a long march.

Die Menschenmengen, die ich in Taiz und in ganz #Jemen sehe, werden ihre Nation und ihre Revolution verteidigen. Der #11Feb ist der Beginn eines langen Marsches.

Rooj Alwazir twittert:

@Rooj129:STRIIIIIIIIIIIIIIIIKE!! Youth of #Yemen are striking tomorrow to bring the #revolution to victory! #feb11

Die Jugend im #Jemen wird morgen streiken um die #Revolution zum Sieg zu führen! #Feb11

Afrah Nasser schreibt dazu:

‏@Afrahnasser: In the 2nd anniversary of #Yemen's uprising, I'd lik 2 congratulate th #US, #KSA & th rest #Gulf states 4 suppressing the people's revo.

@Afrahnasser: Ich möchte den #USA, #KSA und dem Rest der #Golfstaaten zum zweiten Jahrestag der Revolution im #Jemen dazu gratulieren, dass sie die Revolution der Bevölkerung unterdrücken.

Ataif Alwazir schrieb einen Bericht auf ihrem Blog mit dem Titel ” Die Revolution 1.0 endet und die Revolution 2.0 hat begonnen”. Sie schreibt:

Those of us who have dedicated our life to speaking out about injustice, those of us who felt betrayed by the system, those of us who went to bed hungry, those of us who were tortured in prison, those of us who couldn't find a job, and those of us who had to face the corruption of the government on a daily basis, were ecstatic that this day has finally come. We all went out dreaming, and refused to wake up from our dream.

Jene unter uns, die ihr Leben dem Kampf gegen die Ungerechtigkeit widmeten, jene unter uns, die sich durch das System betrogen fühlten, jene unter uns die hungrig zu Bett gingen, jene unter uns die im Gefängnis gefoltert wurden, jene unter uns die keine Arbeit finden konnten und jene unter uns, welche täglich mit der Korruption der Regierung zu tun hatten, waren außer sich vor Freude als dieser Tag endlich gekommen war. Wir alle sind losgegangen, um zu träumen und haben uns geweigert aufzuwachen.

Then there was the biggest blowback, and the stab in the back to the youth revolution: the signing of the Gulf Cooperation Council's plan, under the support of the “international community”. The plan gave immunity to Saleh & many in his regime. Adding insult to injury, the plan stated that there will be a “one man election” and that the next president would be Saleh's vice president-Abd Rabo Mansour Hadi.

Dann kam der größte Rückschlag und das Messer im Rücken der Jugendrevolution: die Unterzeichnung des Deals des Golfkooperationsrates, mit Unterstützung der “internationalen Gemeinschaft”. Die Abmachung gewährte Saleh und vielen in seinem Regime Immunität. Um das Ganze noch schlimmer zu machen steht in der Abmachung, dass es eine “Ein-Mann Wahl” geben wird und dass der nächste Präsident Salehs Vizepräsident Abd Rabo Mansour Hadi sein wird.

Es scheint so, als ob jeder (das Regime und die Oppositionsparteien) mit der Unterzeichnung des Deals des Golfkooperationsrates ein Stück des Kuchens abbekommen habe, außer die unabhängige Jugend, die die Revolution mit großem Bestreben nach Veränderung und dem Traum eines neuen Jemen auf den Weg gebracht hat.
Sakhr galeb lud das Video eines jemenitischen Rap Songs über die Märtyrer der Revolution auf YouTube. Das Video wurde von Vielen auf Facebook und Twitter geteilt.

Trotz der vielen Enttäuschungen, Misstände, der internationalen Intervention, der Rückschläge und nicht erreichten Ziele hat uns die Geschichte auch gelehrt, dass sich der Erfolg von Revolutionen nicht über Nacht einstellt. Es braucht viel Verpflichtung, Anstrengung, Glaube, Hoffnung, Geduld und, vor allem, Zeit für handfeste Veränderungen oder für die gewünschten Ergebnisse. Tatsache ist, dass heute der 11. Februar ist. Dieser Tag wird in der Geschichte festgehalten als der Tag, an dem die Revolution im Jemen begann… und scheinbar wird sie noch eine lange Zeit anhalten.

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