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Bürgerbeteiligung in Indien: Ideen statt Beschwerden

Kategorien: Südasien, Indien, Bürgermedien, Ideen, Internetaktivismus, Regierung, Technologie
Die Homepage der MyGov Website. [1]

Die Homepage der MyGov Website.

Alle Links in diesem Artikel führen, soweit nicht anders ersichtlich, zu englisch­sprachigen Webseiten.

Es gibt eine neue Website in Indien, die “MyGov [2]” heißt und Bürger dazu einlädt, aktiv in der Regierung und an der Entwicklung des Landes mitzuwirken. MyGov ist das Werk des indischen Premierministers Narendra Modi [3], der bekannt ist für seine Wahl­kampf­reden [4] und sein generelles Technologie­­verständnis.

Auf der Homepage ist zu lesen: “Wir begrüßen eure Experten­­ratschläge, Gedanken und Ideen für verschiedene wichtige Themen in Indien. Macht mit bei unserem Projekt um es zu teilen, zu debattieren und die Qualität der Diskussion zu steigern. Es ist noch viel zu tun für unser Land, das weiter entwickelt werden muss. Finde kleine Aufgaben, die dich interessieren und leiste deinen Teil für Indien.” Tatsächlich wird geschätzt, dass Indiens explodierende Anzahl an Internet­nutzern zur Zeit bei 243 Millionen Menschen [5] liegt, nur China und Amerika haben noch mehr Nutzer. Diese Entwicklung treibt die Regierung dazu an, ihren latenten Talent­pool anzu­zapfen und Crowdsourcing zu betreiben.

Das Portal soll als eine Platt­form dienen, auf der Bürger der Regierung Initiativen und Lösungen in bestimmten Themen­bereichen präsentieren können, als Teil der neuen bürger­nahen Politik der Modi-­Regierung. In einem Einführungs­video auf Hindi und Englisch wird Besuchern der Zweck der Seite erklärt:

MyGov betreibt zur Zeit sieben Staatsprojekte: Sauberer Ganges, Digitales Indien, Mädchenbildung, Grünes Indien, Erschaffung von Jobs, Aufbau von Fähigkeiten und Sachh Bharat (Sauberes Indien). Jede Gruppe veranstaltet Diskussionen und alle, die sich auf der Seite anmelden (indem sie ihre Mobilfunknummer und Adresse angeben), können mitmachen. Die Gruppe, die Mädchenbildung [6] unterstützt lädt Besucher ein, an einer offenen Diskussion über die Verbesserung der Bildungs­möglich­keiten für junge Frauen teilzunehmen:

With an aim to study the discussions and ideas to improve girl child education in the country, whether it be facilities or economic assistance, the ‘Girl Child Education’ group on MyGov provides the platform for the necessary debate.The objective of this Group is to prepare a policy framework and gather suggestions that can help increase education among girl students and give them livelihood opportunities.
Mit dem Ziel die Diskussion und Ideen für Bildung von Mädchen im Land zu unter­suchen, sei es durch Einrichtungen oder durch ökonomische Unterstützung, stellt die Gruppe mit dem Thema Bildung für Mädchen eine Platt­form für die dringend nötige Diskussion zu Verfügung. Das Ziel der Gruppe ist es, politische Leit­linien zu entwickeln und Vorschläge zu sammeln, die dabei helfen, die Bildungs­situation von Mädchen zu verbessern und ihnen mehr Chancen auf eine eigenständige Lebens­grundlage zu bieten.

Die Gruppen versuchen auch die Öffentlich­keit durch die Initiierung bestimmter Aufgaben zu motivieren. Die Gruppe “Sauberer Ganges [7]” zum Beispiel fordert die Nutzer auf “10 aktions­basierte Methoden zu entwickeln, um die Reinigung des Ganges zu messen.” Jede Aufgabe hat eine Frist zur Fertig­stellung. Als zusätzlichen Bonus gibt die Regierung besonders aktiven Nutzern die Möglichkeit den Premier­minister persönlich zu treffen. [8]

Das Portal ist unter Indern offensichtlich sehr beliebt. Ein Online­magazin berichtet [9], dass sich zwischen dem Start der Seite am 21. Juli und der ersten Augustwoche mehr als 100.000 Personen angemeldet haben. Die Besucheranzahl wurde Anfang Juli auf 1.4 Millionen geschätzt. Sicherlich hat auch die Aufforderung des Premier­ministers persönlich sich an dem Projekt zu beteiligen dazu beigetragen, so viele Bürger motivieren.

Auf Twitter schreibt Narenda Modi:

Ein spezielles öffentliches Forum für Vorschläge für neue Institutionen wurde auf MyGov geschaffen. Lasst die Ideen fließen!

Der Twitteraccount von MyGovIndia hat alleine im letzten Monat über 3.000 neue Follower gewonnen. Der Account folgt Modis Vorbild und nutzt soziale Medien, um mehr Bürger­beteiligung in Indien zu fördern:

Beteilige dich an Gruppen in deinem Interessens­gebiet und nutze deine Fähig­keiten um zu guter Regierungs­führung beizutragen. Melde dich an unter http://t.co/Subru43pey [12]

Ein Open-Source-Aktivist twitterte:

Für die MyGov-Seite in Indien verlange ich, dass Logo-, Design-­Dateien auch in GIMP; inkscape akzeptiert werden. Text in OpenOffice.
#FOSS [14] http://t.co/uxCzeKTe5C [15]

Andere loben die Bemühungen der Regierung:

Eine exzellente Idee der GOI [indischen Regierung], gute Vorschläge mit 50.000 Rs [Rupien; ca. 635 €] zu belohnen http://t.co/FQVAFp35yK [17]. Dies wird die Beteiligung der Bürger fördern.

Tatsächlich sind viele Inder sehr begeistert von der Möglichkeit dabei zu helfen, bei der Ent­wicklung des Landes mitzuwirken. G Siva, ein Blogger, der sich auf MyGov angemeldet hat, schreibt:

I have personally signed up for the Clean Ganga campaign. Frankly speaking, I have always complained about it and whined about how no one is doing anything to save our environment and cultural heritage. I think it is time to stop whining and start doing. I think many others are going through similar thought processes. It's a smart move for the government to tap into all this and offer a platform for concerned citizens.

Ich habe mich persönlich für die Kampagne “Sauberer Ganges” angemeldet. Ehrlich gesagt habe ich mich immer darüber beklagt und gejammert, dass sich niemand für unsere Umwelt und das kulturelle Erbe einsetzt. Ich denke, dass die Zeit des Jammerns vorbei ist und wir das Problem nun endlich anpacken sollten. Ich glaube, dass viele andere einen ganz ähnlichen Gedankengang haben. Es ist ein schlauer Zug der Regierung dieses Problem nun endlich anzu­greifen und eine Platt­form für besorgte Bürger zu ermöglichen.

Gerade einmal 100 Tage nach dem Beginn von Modis neuer Regierung begrüßen sowohl Offizielle als auch Bürger das neue bürgernahe Regierungsmodell auf nationaler Ebene.