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Nach dem Ebola-Ausbruch beklagt ein Blogger die fehlende Online-Gemeinschaft in Guinea

Kategorien: Subsahara-Afrika, Guinea, Bürgermedien, Internetaktivismus, Medien & Journalismus, Meinungsfreiheit
Le Palais du peuple - Conakry, Guinée. CC BY 2.5 [1]

Das Parlament in Conakry, Guinea. CC BY 2.5

Guinea geht gerade durch eine schwierige Zeit. Das Ebolavirus schadet natürlich nicht nur der Bevölkerung, sondern auch dem gesamten Gesundheitssystem. (Bis zum 26. August bestätigt ein englischsprachiger Bericht der Weltgesundheitsorganisation 430 Tote [2].) Das Gesundheitssystem des westafrikanischen Landes ist neben den üblichen Bedürfnissen einfach nicht auf den Angriff des Ebolavirus vorbereitet.

Aber das Gesundheitssystem ist nicht die einzige Industrie, die in der Entwicklung hinterherhinkt. Im Vergleich zu den Nachbarländern Senegal, Ghana oder der Elfenbeinküste, zeigt der Technologiesektor in Guinea ein deutlich geringeres Wachstum. Dies bedeutet auch, dass guineische Blogger deutlich mehr Schwierigkeiten haben, die Bevölkerung zu Zusammenhalt und Solidarität zu motivieren, was in der Elfenbeinküste vor ein paar Jahren gut geklappt hat.

Alimou Sow ist einer der bekanntesten Blogger in Guinea. Als Gründer des Blogs Ma Guinée plurielle [3], (Mein Guinea ist vielfältig) gewann er den Preis für den besten französischsprachigen Blog, der 2013 von der Deutschen Welle vergeben wurde. Die Situation in Guinea hat einen empfindlichen Nerv bei Sow getroffen, wie er in einem Blogeintrag berichtet. Hier [4] bezweifelt er, dass die guineische Blogkultur einen Beitrag zur Verbesserung der Situation im Land leistet. Hier ein Auszug:  

Mais que s'est il passé sur la blogosphère guinéenne ? La Guinée-à t-elle une blogosphère ? Une twittosphere ? Ne sommes nous pas, comme très souvent des nombrilistes spectateurs passifs des convulsions du monde? Quelle est notre part du dividende de la citoyenneté sur le web ? Nous sommes un des rares pays – sinon le seul – de la sous région à n'avoir jamais pu organiser un ‪#‎BarCamp [5]‬ ou un ‪#‎BlogCamp‬ [5]. Pendant ce temps chez nos voisins il existe des communautés structurées très dynamiques des net-citoyens qui se mobilisent spontanément à chaque événement important pour apporter une aide désintéressée à leurs concitoyens à travers les outils internet. C'est le cas actuellement en RCI et au Sénégal pour lutter contre l'épidémie d'Ebola que nous leur avons fourguée….

En vérité, nous Guinéens, nous nous sommes laissés avoir par la politique et l'ethnocentrisme en oubliant nos terribles ennemis communs que sont: l'ignorance, le chômage, la pauvreté et les maladies. Nous pouvons toujours continuer à demander de l'aide à Dieu, mais au vu de ce dont IL nous a déjà gratifié (un pays immensément beau et riche, une diversité ethnique et culturelle, etc.) je crains qu'Il ne soit lassé vu son agenda dans les autres contrées du globe: Palestine, Ukraine, Ebola, Irak, Libye, Syrie…

Was ist mit der guineischen Blogkultur passiert? Hat Guinea überhaupt eine Blogkultur? Vielleicht eine Twitterkultur? Sind wir nicht viel zu oft die egozentrischen und passiven Beobachter der Ereignisse dieser Welt? Geben wir unseren Beitrag als Netzbürger? Wir sind eine der wenigen in der Region – wenn nicht die einzigen –  die noch nie ein #BarCamp oder #BlogCamp organisiert haben. Mittlerweile können unsere Nachbarn sehr dynamische und strukturierte Bloggergemeinschaften vorzeigen, die sich spontan während jeder großen Krise mobiliseren, um selbstlos ihren Mitbürgern durch Internettechnologie zu helfen. Dies passiert zur Zeit in der Elfenbeinküste und im Senegal um das Ebolavirus zu bekämpfen, das Guinea auf sie abgewälzt hat.

[…] Tatsächlich lassen sich die Guineer von Politik und Ethnozentrismus reinlegen und wir vergessen, dass unsere eigentlich überragenden Feinde Ignoranz, Arbeitslosigkeit, Armut und Krankheit sind. Wir können damit fortfahren, Gott um Hilfe zu bitten, aber angesichts dessen, was er uns schon gegeben hat (ein immens schönes und reiches Land, ethnische und kulturelle Vielfalt, und so weiter) befürchte ich, dass Gott müde ist, uns zu helfen und dass Gott auf seine Tagesordnung geblickt hat und denkt, dass nun andere Teile dieser Welt seine Hilfe benötigen: Palästina, Ukraine, Irak, Libyen, Syrien…

 Universität von Conakry in der Abenddämmerung [6]

Universität von Conakry in der Abenddämmerung

Einige andere Blogger reagierten auf den Blogeintrag [4] mit Kommentaren. Alfa Diallo [7] stimmt der Beobachtung zu, dass Guinea zurückgefallen sei und sich endlich berappeln müsse: 

Particulièrement touché par ces vérités. Mais, moi je pense que vous êtes sur la bonne voie. La formation est l'élement qui manque à la chaine. En Guinée, même ceux qui ont des choses à dire ou à montrer ont un serieux handicap: la non maitrise des outils du web. J'ai participé à une seule séance de votre formation à la MDP, mais croyez moi j'ai baucoup appris. 

Ich bin besonders davon erfasst, wie du uns die Augen geöffnet hast. Aber ich glaube, dass du auf dem richtigen Weg bist. Ausbildung ist das Element, welches im Prozess fehlt. In Guinea haben auch die, die was zu sagen oder zu lehren haben eine ernstzunehmende Schwäche: Sie können nicht mit Internettechnologien umgehen. Ich habe eine deiner Übungsstunden besucht und glaub mir, ich habe eine Menge gelernt.

Tafsir Balde [8] hat sich Sows Worte zu Herzen genommen. Er sagt, dass die Guineer zu Verantwortung gezogen werden müssten, besonders die in der Diaspora (Balde lebt in Marokko):

Au fait, moi je trouve que ce retard n'est pas toujours du côté de la Guinée, mais du guinéen en quelque sorte (sauf quelque uns). Au Maroc ici, des jeunes guinéens talentueux y sont, mais pas tellement branchés dans la blogosphère. Je ne connais qu'un seul blogueur guinéen ici (Kba), si non, le reste, ce ne sont que des simples internautes. J'ai représenté la Guinée et l'Afrique en général dans pas mal d'événements web ici au Maroc; ou j'étais le seul participant sub-saharien!… 

Ich denke, dass diese Lücke nicht nur der guineischen Regierung, sondern auch der guineischen Bevölkerung (mit einigen Außnahmen) zuzuschreiben ist. Hier in Marokko sind talentierte, junge Guineer, die aber nicht in der Blogkultur involviert sind. Ich kenne hier nur einen guineischen Bogger (Kba). Der Rest von uns sind nur gewöhnliche Internetnutzer. Ich habe Guinea und Afrika hier auf einigen Web-Veranstaltungen repräsentiert und war der einzige Teilnehmer aus Subsahara!

Thierno Diallo [9] denkt, dass einige Blogger dazu fähig seien, die Online-Beteiligung anzutreiben, wenn sie sich nur organisierten: 

On a dressé la liste (non exhaustive) des personnes qui se sont montrées aptes (par leur civisme) à faire partie de cette organisation ; Tu sais autant que les autres blogueurs que nous ne pouvons pas être manipulés comme les jeunes qui soutiennent aveuglément l'un ou l'autre camp en échange de quelques billets de banque, sans se soucier de l'intérêt de la Nation. 

Wir haben eine Liste von Individuen erstellt, die durch ihr Engagement gezeigt haben, dass sie die Fähigkeit besitzen, Teil dieser Bewegung zu sein: Du weißt genau wie wir, dass Blogger nicht durch Politiker manipuliert sein dürfen, wie es junge Leute manchmal sind. Sie würden blind für ein paar Banknoten die ein oder die andere Seite unterstützen, ohne Rücksicht auf das Interesse der Nation.

Dieses Online-Gespräch fasst kurz die vielen Herausforderungen der guineischen Blogkultur zusammen. Sie handeln isoliert in einer Umgebung der extremen Armut. Tatsächlich müssen die Bogger täglich mit vielen Herausforderungen kämpfen wie die Bereitstellungen von Grundbedürfnissen. Und das Internet ist nur eins dieser Bedürfnisse, zu denen sie nur limitierten Zugang haben.