Kann Frankreich den Weltmarkführer China im Internet der Dinge einholen?

Infografiken des  vernetzten Lebens in Asien im Jahr 2017 -  Public Domain

Infografiken des vernetzten Lebens in Asien im Jahr 2017, Public Domain

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Wie online soziale Netzwerke, revolutioniert das Internet der Dinge dauerhaft und grundlegend unsere Gewohnheiten als Verbraucher.

Erstens, was ist das Internet der Dinge? Einfach ausgedrückt ist es die Vernetzung von Geräten, Systemen und Dienstleistungen, die mehr ist als Maschine-zu-Maschine-Kommunikation (M2M) und eine Vielzahl von Anwendungen betrifft. Zum Beispiel verwendet das Internet der Dinge Sensoren, die im Umweltschutz die Überwachung von Luft- und Wasserqualität unterstützen. Das folgende TED-Video erläutert das Konzept:

Auf diesem Gebiet ist China der unumstrittene Weltmarktführer, nachdem es erfolgreich die Interessensgruppen zusammenbrachte und dem Sektor einen Regulierungsrahmen gab.

Trotz des Aufstiegs des chinesischen Riesen kann Frankreich jedoch immer noch erwarten, eine bedeutende Rolle auf dem Markt zu spielen, wenn die entsprechenden Interessengruppen zusammenarbeiten, um Wege zu finden, ihre Projekte zu finanzieren.

Laut eines aktuellen Berichts des Interessensverbandes GSMA, der 850 mobile Telefonbetreiber in 218 Ländern vertritt, ist China Weltmarktführer im Einsatz von M2M-Technologien.

China verfügt über 27 Prozent des Weltmarktes im Jahre 2013, mit mehr als 50 Millionen M2M-Verbindungen. Alex Sinclair, der technische Direktor der GSMA, sagte in einem französischsprachigen Zeitungsartikel:

La Chine est un pays au développement rapide qui investit dans des technologies de communications qui rendront ses villes plus intelligentes et offriront une meilleure qualité de vie à ses citoyens.

China ist ein sich schnell entwickelndes Land, das in Kommunikationstechnologien investiert, die seine Städte intelligenter machen und bessere Lebensqualität für seine Bürger bieten werden.

Während die Entwicklung einer neuen Generation von vernetzten Geräten eindeutig ein Ziel von Herstellern mobiler Geräte ist, beteiligen sich auch andere chinesische Interessenten. Im Oktober 2013 schlossen sich 40 Firmen und Forschungseinrichtungen (darunter China Telecom und die Universität von Tsinghua) unter der Führung der China Electronics Technology Group Corporation zusammen, um ein Industriebündnis für das Internet der Dinge zu gründen.

Répertoire d'un fonds d'archives visualisé sous la forme d'un réseau. CC BY-SA 3.0

Grafische Darstellung eines Archivsverzeichnisses als Netzwerk. CC BY-SA 3.0

Um einen Regulierungsrahmen für diese neue Technologie zu schaffen, wurden 200 nationale und industrielle Standards für das Internet der Dinge vom chinesichem Ministerium für Industrie und Informationstechnik eingeführt. Diese Regulierungsbemühungen führten zu Alex Sinclairs Bemerkung:

Proactive government support has benefited China and its mobile operators, whereas in many global markets, regulatory uncertainty has held back the deployment of M2M solutions.

Proaktive Unterstützung der Regierung half China und seinen Mobilunternehmen, wohingegen in vielen internationalen Märkten Unsicherheit über Regulierungen den Einsatz von M2M-Lösungen verzögert hat.

Eine neue Generation von Start-up-Unternehmen entsteht dank der amerikanischen, australischen und – bemerkenswerterweise – chinesischen Crowdfunding-Plattformen. DemoHour, zum Beispiel, wurde im Jahr 2011 gegründet und hat zur Finanzierung von 2.000 Projekte beigetragen, einschließlich einer Reihe von Projekten zur Entwicklung von miteinander verbundenen Geräten und Zubehörteilen.

Eine Untertasse, die ein Smartphone in eine universelle Fernbedienung verwandelt, ein Hemdsknopf, der sicherstellt, dass sein Träger den Rücken aufrecht hält, ein vernetztes Blutzuckermeßgerät, das Teststreifen steuert, ein Becher, der den täglichen Wasserverbrauch seines Benutzers überwacht und ihn dazu anhält, die genau richtige Menge Wasser unter Berücksichtigung von Größe und Gewicht zu trinken — dies sind alles Beispiele für Geräte, die DemoHour finanziert hat.

Während diese Geräte vielleicht wie komische Spielereien scheinen, die nicht wirklich irgendetwas mit Lebensqualität zu tun haben, so haben einige sich als sehr nützlich erwiesen, vor allem im Gesundheitsbereich.

China zeichnet sich im Energiesektor, insbesondere für Gas, durch seinen Einsatz von intelligenten Meßgeräten aus. Die jüngsten Reformen erlauben die weit verbreitete Einführung von AMR (automatische Zählerablesemodule) und intelligenten Meßgeräten im ganzen Land, wo derzeit insgesamt 180 Millionen solcher Meßgeräte im Einsatz sind, so die französischsprachige l'Echo Republicain.

Welche Chancen hat also Frankreich angesichts des chinesischen Riesen? Nun, während Frankreich weit vom Reich der Mitte entfernt ist, sind dessen Aussichten immer noch ziemlich gut. Wenn es um das Internet der Dinge geht, bietet Frankreich einen wichtigen sich entwickelnden Markt. Mit einem Umsatz, der laut eines französischsprachigen Beitrags auf Homo Connecticus 150 Millionen Euro im Jahr 2013 beträgt, kann erwartet werden, dass dieser auf etwa 500 Millionen Euro im Jahr 2016 ansteigt.

Frankreich bietet viele Vorteile und hat gute Chancen, führende Unternehmen auf den Weltmarkt zu bringen. Jedoch geht es auch dort noch darum, gemeinsame Dialoge zwischen allen Interessengruppen zu organisieren. Es gibt auch Finanzierungsprobleme, weil der Investierungsbedarf des Sektors sehr groß ist. Das hat zum Ergebnis, dass kleine und mittlere Unternehmen Schwierigkeiten mit dem Übergang von Forschung und Entwicklung zur Massenproduktion haben, so die französische l'Usine digitale.

Yves Clisson,CEO von Telelogos, die sich seit 1982 auf die Synchronisierung von Daten, die Verwaltung von Mobilgeräten und M2M spezialisieren, sagte:

Nous avons montré qu’il y a beaucoup d’intelligence et de talents au top niveau en France pour les machines communicantes. Il suffit de voir ce qui se fait en aéronautique. Mais la descente vers le consommateur lui-même n’est pas du tout au niveau de ce que l’on peut trouver dans certains pays asiatiques ou aux États-Unis.  Nous avons du mal à aller vers l’usage quotidien et le grand volume… 

Wir haben gezeigt, dass es viel Intelligenz und Talent auf höchster Ebene in Frankreich gibt, wenn es um vernetzte Geräte geht. Das zeigen zum Beispiel die Aktivitäten im Luftfahrtsbereich. Aber dies führt nicht zu individuellen Endkonsumenten in dem Grad, wie wir es in einigen asiatischen Ländern oder der USA sehen. Wir haben Schwierigkeiten, zur täglichen Nutzung und großen Mengen zu kommen…

Trotzdem steht die Einführung von intelligenten Meßgeräten von Linky, eine der Säulen der Energiewende in Frankreich, unmittelbar bevor. Umweltministerin Ségolène Royal erklärte, dass sie “das Ziel beschleunigen” wolle und dass im Jahr 2020 35 Millionen Elektrizitätszähler mit intelligenten Meßgeräten ausgestattet werden, die den Bürgern die Möglichkeit geben, ihren Energiekonsum zu optimieren.

In der Tat gibt es bereits Anzeichen dafür, dass die Ära der miteinander vernetzten Geräte zu einer Realität in Frankreich wird: Ein Geschäft nur zu diesen Zweck, das erste seiner Art, wurde gerade in Paris eröffnet. Das Geschäft ist eine Initiative der Technologiefirma Innov8 und seines Gründers Stéphane Bohbot. Die Produkte, die dort verkauft werden, finden laut eines Artikels auf dem französischsprachigen Blog Connected Objects am wahrscheinlichsten – neben den Technikfreaks – bei den 75 Prozent der Franzosen Anklang, die von dem Vernetzungskonzept gehört haben. Diese 75 Prozent wiederum werden andere zur Entdeckung der Möglichkeiten führen, die vernetzte Geräte im täglichen Leben bieten können.

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