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In Ägypten schmeckt Ramadan nach Inhaftierungen

Kategorien: Nahost & Nordafrika, Ägypten, Bürgermedien, Menschenrechte, Politik, Protest, Recht
@Shahdan_shosh shares this photograph of 11 young men arrested for having Suhoor - a latenight meal to prepare them to fast the next day during the Muslim month of Ramadan (Source: Twitter) [1]

Die Twitternutzerin Shahdan [2] veröffentlicht diese Fotos der elf jungen Männer, die für ein gemeinsames Sahur (der letzten Mahlzeit vor dem täglichen Fasten im Monat Ramadan) zusammenkamen. (Quelle: Twitter)

Ein Jahr nach der Amtsenthebung des ägyptischen Präsidenten Mohamed Morsi wurde das neue Regime bereits vielfach kritisiert [3] [en], da sich die Menschenrechtslage rapide verschlechtert habe. Willkürliche Festnahmen haben daran einen großen Anteil.

Insbesondere das neue ägyptische Versammlungsrecht [4] [en] hat zu Empörung unter Ägyptern geführt. Viele von denen, die versucht haben, dieses Gesetz anzufechten [5] [en] wurden selbst inhaftiert. Unter den Festgenommenen befinden sich prominente Aktivisten wie Alaa Abd El Fattah [6], der im vergangenen Monat zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde, da er ohne Genehmigung einen Protest organisiert habe.

In den ersten Tagen des islamischen Fastenmonats Ramadan haben Polizeikräfte ein Haus gestürmt, in dem sich elf junge Männer zu einem gemeinsamen Sahur (die letzte Mahlzeit vor dem täglichen Fasten) getroffen hatten. Es wird vermutet, dass ihnen vorgeworfen wird, das Versammlungsrecht gebrochen zu haben. Netzaktivisten machen auf die Festnahme mit dem Hashtag #معتقلي_السحور [ar] aufmerksam, was übersetzt Sahur-Inhaftierte bedeutet.

Ahmad Abd Allah [7] schreibt auf seiner Facebookseite folgendes [8] [ar]:

١١ واحد بيتسحروا في بيت واحد منهم في دمنهور … الداخلية قبضت عليهم بتهمة التظاهر من غير تصريح … الحرية لمعتقلي السحور

Elf Personen treffen sich zum Sahur in einem Haus in Damanhour… Das Innenministerium verhaftete sie und wirft ihnen vor, eine nicht genehmigte Versammlung abgehalten zu haben… Freiheit für die Sahur-Inhaftierten.

Der Twitternutzer Mohamed Hazem aus Damanhour twittert zur Unterstützung seiner Freunde:

Ich weiß nicht, soll ich weinen wegen des Massakars vor dem Sitz der Republikanischen Garde oder wegen meiner Freunde, den elf Inhaftierten. Mir genügt Gott und er tritt für mich ein.

Später ergänzt er sarkastisch:

Staatsanwalt, werden Sie die Stücke Roumikäse und Oliven als Beweis heranziehen oder werden die zu Molotows? #Sie_Wollten_Nur_Fasten #Sahur_Inhaftierte

Shahdan twittert Fotos der elf Festgenommenen und schreibt:

Der Vorwurf ist ein gemeinsames Sahur, der Besitz von Foulbohnen, Falafel und Joghurtdipp.

Der Aktivist Wael Abbas twittert an seine 265.000 Follower:

Ich werde möglicherweise die Iftarparty [Iftar ist die Mahlzeit, die nach dem Fastentag das Fasten bricht] absagen, die ich jedes Jahr bei mir zuhause ausrichte, aus Respekt gegenüber des neuen Versammlungsrechts. #Sie_wurden_inhaftiert_als_sie_Sahur_abhielten #Damanhour

Er fügt hinzu:

Die Leute, die ich zu mir zum Iftar eingeladen habe, sind sowieso nicht mehr da – ihr, die ihr inhaftiert seid, auf der Flucht oder verfolgt werdet.

Die Regierung Morsi hatte im vergangenen Jahr ein ähnliches Gesetz angestrebt, das Versammlungen verbieten sollte. Dieses Gesetz wurde aber nicht durchgesetzt, nachdem es weltweit einen Aufschrei internationaler Organisationen gegeben hatte. Der ägyptische Blog WikiThawra [19] [ar] des ägyptischen Zentrums für wirtschaftliche und soziale Rechte behauptet, dass mindestens 80 Menschen in den letzten Jahren in Haft verstarben und zwischen Juli 2013 (der Amtsenthebung Morsis) und Mitte Mai 2014 mehr als 40.000 Menschen inhaftiert oder unter Anklage gestellt wurden.