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Marokkanischer Blogger und Rapper El-Haqed wieder in Haft

Kategorien: Nahost & Nordafrika, Bürgermedien, Internetaktivismus, Medien & Journalismus, Meinungsfreiheit, Menschenrechte, Musik, GV Advocacy
Mouad speaks at the 2014 Arab Bloggers Meeting in Amman, Jordan. Photo by Hisham Almiraat.

Mouad spricht auf dem Treffen arabischer Blogger 2014 in Amman, Jordanien. Foto von Hisham Almiraat.

Hisham Almiraat und Zineb Belmkaddem haben zu diesem Artikel beigetragen.

Der marokkanische Blogger und Rapper Mouad Belrhouat, auch bekannt als El-Haqed (“der Wütende”) wurde am 18. Mai in Casablanca festgenommen. Mouad wurde von der Polizei am Eingang eines Fußballstadiums festgehalten und durchsucht, als er ein Spiel angucken wollte. Laut Aussage von Freunden, die dabei waren, erkannte die Polizei Mouad und zog ihn gezielt heraus. Einer der Beamten habe gesagt: “Ich habe noch eine Rechnung mit dir zu begleichen.” Ein Streit entbrannte und kurz darauf wurde er festgenommen.

Die Aktivistin und Freundin der Gruppe, Zineb Belmkaddem, führte mit Mouads Bruder Hamza Belrhouat ein Interview, kurz nachdem Mouad inhaftiert worden war. Auf ihrem Blog zitiert sie Hamza:

It looked as though it was premeditated, they acted as if they had already planned to brutally assault us both at first, arrest us, take our belongings, beat us some more, then keep Mouad in custody….They hurt him badly in his hands, I saw the marks…they dragged us into one of those blue police vans and beat us even more. The aftertaste is always horrible. They insulted us and attacked us for five hours during the interrogation. It was so humiliating. They took my smartphone, then took us to the fifteenth (name of one of the police stations in Casablanca). They then kept my things, let me go, and kept Mouad locked up.

Es sah aus, als sei es vorsätzlich geplant gewesen. Sie haben sich so verhalten, als hätten sie bereits vorgehabt, uns beiden gegenüber bei erstbester Gelegenheit brutal gewalttätig zu werden, uns festzunehmen, unsere Habseligkeiten zu beschlagnahmen, uns noch mal zu schlagen und dann Mouad in Haft zu nehmen… Sie haben ihn schwer an seinen Händen verletzt, ich konnte die Verletzungen sehen… Sie zerrten uns in einen dieser blauen Polizeitransporter und schlugen noch heftiger auf uns ein. Der Nachgeschmack ist immer übel. Sie haben uns fünf Stunden lang während der Befragung beleidigt und angegriffen. Es war so erniedrigend. Sie nahmen mir mein Smartphone und brachten uns zur Fünfzehnten (Bezeichnung einer der Polizeiwachen in Casablanca). Sie konfiszierten dann meine Sachen, ließen mich gehen und behielten Mouad in Haft.

Dies ist der jüngste von vielzähligen Versuchen der marokkanischen Behörden, den 27-jährigen Rapper zum Schweigen zu bringen. Mouad war für seine kontroversen, politischen Texte bekannt und wurde eine der führenden Stimme [1] [en] innerhalb der prodemokratischen Bewegung Marokkos, “20. Februar”, aus dem Jahr 2011. Er wurde im September des Jahres unter fadenscheinigen Anschuldigungen, die sich auf seinen politischen Aktivismus bezogen, verhaftet und verbrachte vier Monate im Gefängnis. 2012 wurde er erneut inhaftiert [2] [en] und der “Beleidigung des Regimes” für schuldig befunden. Die Anklage stützte sich auf sein Lied “Hunde des Staates”, das sehr erfolgreich war und in dem er die Staatspolizei mit Hunden vergleicht.

Im Februar des Jahres verhinderten [3] [en] die Behörden eine Pressekonferenz, die Mouad und seine Unterstützer in Casablanca anlässlich seines neu erscheinenden Albums Walou organisiert hatten.

Dieses Mal muss die Anklage gegen Mouad noch erhoben werden. Die lokale Nachrichtenseite H24 berichtete [4] [fr] von der umstrittenen Beschuldigung, er habe versucht, die Eintrittskarten für das Spiel auf dem Schwarzmarkt zu kaufen. Ein lokales Boulevardblatt meldete, ihm werde inoffiziell vorgeworfen, betrunken gewesen zu sein. In dem folgenden Video, das seine Freunde aufgenommen haben, zeigt Mouad keine bemerkbaren Symptome von Alkoholisierung.

https://www.youtube.com/watch?v=OELkBQRpogY#t=99 [5]

Er bleibt weiterhin in Polizeigewahrsam. Eine Anhörung steht noch aus und ist für den 22. Mai angesetzt.

Zum Schluss ihres Beitrags denkt Bekmkaddem über die Bedeutsamkeit nach, die diese Inhaftierung für politische Aktivisten des heutigen Marokkos hat.

Mouad is strong. Young people listen and relate to what he shares, and the makhzen [regim] keeps trying to avoid putting people in jail for very long stretches. The catch and release tactic is used to benefit from the occasional “Activist Freed” headline. But for activists who randomly and unfairly keep experiencing this nightmare, it is a tragedy. The regime’s strategy consists of attempting to ruin lives and break people with opinions one random arrest at a time….one absurd sentence at a time.

Mouad ist stark. Junge Menschen hören auf ihn und beziehen sich auf das, was er veröffentlicht und das Makhzen [6] [Regierung Marokkos] versucht weiterhin es zu vermeiden, Personen für längere Zeit ins Gefängnis zu stecken. Auf die Taktik, Menschen festzunehmen und wieder freizulassen, wird zurückgegriffen, um von der gelegentlichen Überschrift “Aktivist freigelassen” zu profitieren. Aber für die Aktivisten, die willkürlich und ungerechterweise diesem Albtraum ausgesetzt sind, für die ist das eine Tragödie. Die Strategie des Regimes besteht darin, Leben zu zerstören und Menschen zu brechen, die [ihre] Meinungen vertreten, und die beliebig einer nach dem anderen festgenommen werden… ein absurder Urteilsspruch nach dem anderen.