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Ist Viber in Gambia blockiert?

Kategorien: Gambia, Bürgermedien, Internetaktivismus, Meinungsfreiheit, GV Advocacy

NICE ICT development center in Tabokoto, The Gambia. Photo by Green Africa Directory. [1]

NICE ICT Entwicklungszentrum in Tabokoto, Gambia. Foto: Green Africa Directory [Verzeichnis Grünes Afrika]

Alle Links in diesem Artikel führen zu englischsprachigen Webseiten.

Aus der Umgebung von Gambias Telekommunikationsgesellschaft (GAMTEL) gibt es Hinweise, dass sich die Regierung an Viber stört, dem Internetdienst für kostenfreie Telefonie und Kurznachrichten. Im April 2013 meldete [2] die Regulierungsbehörde für öffentliche Versorgungsunternehmen die Sperrung von Viber, sowie von Dating-Seiten und VoIP-Diensten, wie Skype, in öffentlichen Cafés. Solche Angebote würden als “illegal” betrachtet. Diese Nachricht wurde jedoch recht schnell vom Ministerium für Information und Kommunikationsinfrastruktur dementiert. Es stellte klar [3], dass diese Dienste nicht von der Regierung blockiert worden seien.

Jetzt, also ein Jahr später, melden die Kunden von Viber Schwierigkeiten bei der Nutzung der kostenfreien Dienste. Lamin Camara, stellvertretender Staatssekretär im Ministerium für Informationstechnologie, kommentierte dieses Thema [4] gegenüber dem Online-Nachrichtenportal Gambia Affairs: 

[Falls] man glaubt, kostenlose Software entwickeln und bereitstellen zu müssen und dadurch die Telekomgesellschaften aus dem Geschäft drängt, wird dieser kostenfreie Service nicht länger genutzt werden können. Schließlich investiert jemand in die Infrastruktur [der Telekommunikation], wodurch dieser Dienst erst möglich gemacht wird.

Ich bin der Meinung, die Menschen müssen das große Ganze sehen. Ich bin nicht hier, um das zu unterstützen, was passiert sein mag. Aber sobald wir den Eindruck gewinnen, dass etwas nicht in unserem wohlverstandenen Interesse liegt, müssen wir der ganzen Situation vernünftig und mit kühlem Kopf entgegen treten.

Der ranghohe Regierungsvertreter stellte fest, dass Telekom-Dienstanbieter (“Betreiber”) eine Sperrung veranlasst hatten. Aber er vermied es, diese Anbieter beim Namen zu nennen. Er fuhr fort [4]:

Die Sperrung von Viber hat nichts mit der Regulierungsbehörde für öffentliche Versorgungsunternehmen (PURA) zu tun. Diese Blockade spielt sich auf der Ebene der Dienstanbieter ab. Ich zeige nicht mit dem Finger auf einzelne Anbieter. Ich weiß von anderen Dienstleistern, dass sie von Viber betroffen sind und dass es ist nicht gut für sie ist. Wir kooperieren, um zu sehen, wie wir eine bessere Lösung erreichen, die für alle Beteiligten akzeptabel wäre.

Davor verneinte Yet Camara, dass die Regierung das Internetportal Viber gesperrt hat. In einem Gespräch mit The Standard [5] am 27. März sagte der Offizielle, der Dienst sei nicht blockiert worden. Er habe selbst noch einige Tage vorher Viber genutzt, um mit seiner Familie in den Vereinigten Staaten zu sprechen.

Aus ökonomischen Gründen ist der Kommentator Arfang Bobb damit einverstanden, Viber zu sperren:

[…] genau genommen ist es schlecht für eine Volkswirtschaft, wenn Kunden keine Gesprächsguthaben kaufen, um internationale Ferngespräche zu führen. Dadurch sinken die Entgelte für herkömmliche Verbindungen drastisch. Nehmen wir zum Beispiel den Kauf von 50 MB [Megabyte Datenvolumen], womit man bei Viber länger als eine Stunde telefonieren kann. Im Vergleich zu Telefonaten auf Kreditkarte gibt man dafür bloß dreißig Dalasi [Gambische Währung] aus.

Unabhängig von ökonomischen Erwägungen vermuten andere Beobachter, dass kostenfreie und internetbasierte Kommunikationsdienste für die Regierung von Gambia ein politisches Problem aufwerfen. Einem Bericht des Indexes für Zensur [6] zufolge haben einige Regierungsvertreter unterstellt, dass derartige Dienste gambischen Onlinemedien in der Diaspora helfen, die Öffentlichkeit in Gambia mit Informationen von unabhängigen Journalisten und Aktivisten zu versorgen.

Der Geheimdienstanalyst Sam Phatey sagte [7]:

[Ob]wohl die Regierung von Gambia keinerlei Gründe für die Sperrung von Viber vorgebracht hat, erinnert deren Aktion sehr stark an die im Jahre 2010 durch die saudische Regierung erfolgte Sperrung von Anwendungen, wie Blackberry Messenger, und erst kürzlich von Viber und Skype. In Saudi-Arabien wird die Sperrung damit begründet, dass diese VoIP-Dienste [Internet-Telefonie] nicht den Anforderungen der für Information und Kommunikation zuständigen Regulierungsbehörden des Landes entsprächen. Die gambische Regierung fühlt sich verunsichert und ist beängstigt, weil [kritische Stimmen] diese Dienste in Anspruch nehmen, um mit den Leuten im Lande zu kommunizieren und Pläne zu schmieden.

Wie im Netzbürger-Report [8] von Global Voices Advocacy berichtet, war Gambia Ende März aus unterschiedlichen Gründen 48 Stunden lang ohne Internetverbindung. Der Ökonom Sidi Sanneh [9], der Mitte der 2000er Jahre für das Außenministerium des Landes arbeitete, sagte, dass dieser Ausfall auf das Bemühen der Regierung zurückzuführen sei, Chat- und Telefon-Anwendungen, einschließlich Viber, zu blockieren.

Er schrieb dies der “paranoiden Reaktion der Diktatur auf ein erstarktes öffentliches Bewusstsein für staatliche Unterdrückung und Korruption” zu.

Gambias Ministerium für Informationstechnologie stritt die Sperrung von Viber ab [5]. Das Problem sei durch schwache Netzwerkverbindungen verursacht worden, hieß es.