Chinas staatliche Kommission für Pressepublikationen in Radio, Film und Fernsehen (SAPPRFT) [en] greift ab sofort hart gegen TV-Sendungen aus dem Internet durch. Künftig folgt die Regulierung des lokalen Netzes dem Motto “Zensur jetzt, Sendung später” [zh].
Die neuen Richtlinien fordern von den Onlinediensten, staatlich geprüfte Zensoren zu beschäftigen, die Videos sichten, bevor sie ins Netz gestellt werden. Eigentümer und Betreiber von TV-Sendern, die Inhalte veröffentlichen, die nicht offiziell freigegeben worden sind, werden abgemahnt, zu einer Geldstrafe verurteilt oder damit bestraft, bis zu fünf Jahre lang im Internet keine Videos mehr verbreiten zu dürfen.
Bis jetzt haben sich Onlinemedien, wie Youku [zh] und Tudou [zh], bei der Bewertung von Videos auf ihre eigenen Mitarbeiter verlassen.
Hollywood Reporter [en] zufolge sagt die Regulierungsbehörde SAPPRFT:
Service companies broadcasting Internet audio and video programs, such as online dramas and microfilms etc., should have qualified personnel examining the content, who meet the requirements for checking and have been trained by state or provincial Internet video and audio programs industry associations. They should have a solid editing and censorship management system for program content, and need a legally obtained license to stream video and audio programs, issued by the SAPPRFT, and should strictly follow the permission to develop business within the permitted business scope, purchased content will be treated the same as self-produced content.
Dienstleister, die über das Internet Audio- und Video-Programme verbreiten, beispielsweise Theaterstücke, Kurzfilme und so weiter, sollen für die Prüfung ihrer Inhalte sachkundige Mitarbeiter haben. Also entweder staatlich ausgebildete oder in den jeweiligen Provinzen von staatlichen Medienverbänden geschulte Fachkräfte, die den Anforderungen der Zensur entsprechen. Bei ihrer Arbeit sollen sie durch Management-Systeme unterstützt werden und brauchen in jedem Fall eine rechtmäßig von der SAPPRFT ausgestellte Lizenz zur Verbreitung von Video- und Audio-Programmen. Dabei müssen sie den in ihrer Lizenz genannten Geschäftszweck des Auftraggebers exakt einhalten. Erworbene Medien werden genauso behandelt wie selbst produzierte.
Anfang dieses Jahres verlangte die Regulierungsbehörde [en], dass sich jeder, der im Internet Videos oder anderes von Nutzern generiertes Material hochlädt – auch wenn es nur Filmausschnitte oder Kurzfilme sind – mit seinem richtigen Namen zu registrieren hat. Sogar Kurzfilme müssen vor ihrer Verbreitung zensiert worden sein.
In China wurde zu Jahresbeginn das Angebot an Online-Videos von immerhin 450 Millionen Menschen genutzt und deren Zahl nimmt weiter zu. Die verschärfte Regulierung zielt hauptsächlich auf US-amerikanische TV-Shows und deren Teaser und Trailer ab. Die durch Streaming ausgestrahlte Politthriller-Serie House of Cards [en] und die auf einer Comicreihe basierende Webserie The Walking Dead [de] sind während des vergangenen Jahres ungeheuer populär geworden. Aber angesichts der neuen Regulierungsbestimmungen werden sie wahrscheinlich nicht mehr genehmigt.
Berichten zufolge haben einige amerikanische TV-Sender jeweils zwei verschiedene Versionen ihrer Videos produziert. Dadurch ist eine Zensur vermieden worden, die den hohen Marktanteil der Amerikaner gefährden könnte. Obwohl gleich mehrere Video-Anbieter über dieses harte Vorgehen gar nicht informiert worden sind, ist das Angebot an US-amerikanischen TV-Sendungen mit kritischen Inhalten spürbar zurückgegangen.
Es gibt Gerüchte, wonach Horrorvideos und Videos zu übernatürlichen Phänomenen von der neuen politischen Gangart besonders betroffen sein sollen und deshalb 80 Prozent des amerikanischen Onlineangebots aus dem Verkehr gezogen werden. Viele Video-Webseiten haben sich auf japanische und südkoreanische TV-Soaps umorientiert.
Unter Netzbürgern hat diese Nachricht Wut und Empörung ausgelöst. Laut einer Umfrage [zh] auf Sina Weibo haben mehr als 120.000 Netzbürger gegen diese neuen Zensurregeln gestimmt, nur 6.000 waren dafür.
Der “Internetbewohner” Ten One witzelte [zh]:
美剧首先中枪,估计接下来黑镜这种神剧也会被禁吧?然后就是日剧,情爱棒子剧,最后大家就坐在电视机看30几套电视台放杀鬼子的电视来弘扬民族精神
Die amerikanischen Shows müssen als Erste dran glauben, dann werden britische Sendungen wie Black Mirror zensiert. Später japanische TV-Shows und, nicht zu vergessen, die gefühlsbetonten Seifenopern aus Südkorea. Am Ende sitzen wir alle vor unseren Bildschirmen und haben dreißig Kanäle zur Auswahl, in denen – zur Stärkung des chinesischen Nationalbewusstseins – Eindringlinge aus Japan niedergemetzelt werden.