Was war denn da los? Am Sonntagnachmittag wird die deutschsprachige Twittergemeinde von Kapuzenpullis überschwemmt. “Selfies” [Selbstportraits] von Journalisten in “Hoodies” tauchen auf, Hashtags wie #Solidaritaetshoodie, #Hoodiejournalismus und #Kapuzenpullitraeger werden zum Trend.
Auslöser für diese Solidaritätswelle ist die Reaktion auf die Ankündigung, der Journalist Stefan Plöchinger wechsle von der Onlineausgabe der Süddeutschen Zeitung zum Printteil. Hartnäckige Vorurteile zwischen Online und Print brechen sich Bahn, denn einige Journalisten aus dem Printbereich scheinen ihren Kollegen im Onlineteil nicht viel zuzutrauen.
Auf Twitter machen Journalisten und Blogger ihrem Ärger darüber Luft:
Eine solche Diskussion im Jahr 2014? Shame on you, Süddeutsche http://t.co/zZMD88eL1q #hoodiejournalismus
— Bettina Blass (@kuechenzuruf) 23. März 2014
Daraufhin veröffentlichen Journalisten Fotos von sich im Kapuzenpulli, unter anderem ZDF-Redakteur Dominik Rzepka, Moderator Jan Böhmermann, Bild-Reporterin Julia Brömse, Claudia Weiler von ZDF heute, Richard Gutjahr, Karin Geupel, Moderator Sebastian Filipowski, Lokalblogger Julian Heck, Lisa Stadler vom Standard, Juliane Leopold von Zeit Online, Markus Hesselmann vom Tagesspiegel und viele mehr, schließlich auch Bild-Chefredakteur Kai Diekmann. Für die Bilder der „Kapuzenpulliträger“ wird kurzerhand ein “eigener Blog” eingerichtet.
Auch die Zeitungen werden bei der Gestaltung ihrer Artikel zu dem Thema kreativ:
Man achte beim #Hoodiejournalismus-Beitrag der @tazgezwitscher mal auf den Autorenkasten! pic.twitter.com/yefNo7h4Bw — Julian Heck (@julianheck) 23. März 2014
Allerdings bleibt es unter den Twitternutzern bei Solidaritätsbekundungen und selbstreferentiellen Schnappschüssen. Nur wenige greifen das Thema auf oder entwickeln es weiter:
#kaputzenpullitraeger #hoodiejournalismus Sogar @KaiDiekmann. Und wann die Chefredaktionen bereit für den #kopftuchjournalismus?
— Caroline v. Eichhorn (@linsch) 23. März 2014
Gegen Abend lässt die Hoodie-Flut nach und Deutschland twittert zu #Schwiegertochtergesucht und #Tatort. Aber auch hier versteckt sich gelegentlich noch ein #Kapuzenpulli:
Der Mörder ist der mit dem #kapuzenpulli #tatort
— Sascha Borowski (@saschaborowski) 23. März 2014
…und wieso hat#guentherjauch an so einem Tag wie heute keinen #Kapuzenpulli an? @ploechinger? #hoodiejournalismus
— sabine heinrich (@frheinrich) 23. März 2014
1 Kommentar
Der hier in dem Beitrag genannte Grund war NICHT der Auslöser von Candystorm und Twitter-Debatte gestern, sondern die Art und Weise, wie zuvor “ZEIT” und FAS die gewünschte Aufnahme Plöchingers in die Chefredaktion der SZ kommentierend beschrieben hatten.
Und sehr wohl wurde das Thema weiterentwickelt – nur leider ist es eben auch ein sehr altes Thema, diese Divergenz zwischen Print- und Online-Journalisten. Ich bin auch eine von diesen Kapuzenpulli-Trägerinnen, und auch mir geht das auf die Nerven, mit was für Vorurteilen Onliner zu kämpfen haben – bei zumeist nämlich gleicher Ausbildung. Das wäre auch mal ein Thema für das Magazin hier.