Die Hauptstadt der Ukraine nach dem Sturz Janukowytschs, gesehen mit den Augen eines kirgisischen Bloggers

Kyiv's Maidan. Portrait of Ukraine's former prime minister Yulia Tymoshenko, released from jail after the ousting of Yanukovich. Image by Bektour Iskender, used with permission.

Ein Portrait der ehemaligen ukrainischen Premierministerin Julija Tymoschenko, die nach dem Sturz Janukowytschs aus dem Gefängnis entlassen wurde, ist auf dem Maidan-Platz in Kiew zu sehen. Bild von Bektour Iskender, mit Erlaubnis genutzt.

Dieser Beitrag ist Teil unserer Sonderberichterstattung über die #Euromaidan-Proteste [en] in der Ukraine.

Der kirgisische Blogger Bektour Iskender [uk] besuchte die ukrainische Hauptstadt Kiew, in der nach monatelangen Protesten Präsident Viktor Janukowytsch vor kurzem gestürzt wurde. Iskender liefert einen detaillierten Fotobericht über “die ersten Tage nach Janukowytsch” in Kiew.

In einer dreiteiligen Reihe von Blogeinträgen, die bisher unter dem Namen “Reisen in Kiew” zu finden sind, stellt Iskender einige Fragen, die viele beschäftigen, und gibt auf einige davon Antworten. Im ersten Teil [uk] seiner Berichterstattung aus Kiew schreibt er:

Я буду в Киеве до пятницы и попытаюсь, в первую очередь, запечатлеть эти моменты установления новых правил игры. А ещё я хочу попытаться понять, почему ситуация в этой стране так резко изменилась за какие-то два-три дня? Почему Янукович так долго сопротивлялся «Евромайдану», а потом так быстро сдулся и сдался?

Ich werde am Freitag in Kiew sein, vor allem um diese Momente einzufangen, in denen neue Spielregeln aufgestellt werden. Ich versuche auch zu verstehen, wie sich die Situation in diesem Land so dramatisch ändern konnte, und das nur in zwei bis drei Tagen? Wieso hat sich Janukowytsch “Euromaidan” so lange widersetzt, nur um dann so schnell aufzugeben und zu fliehen?

Die Blogeinträge beinhalten auch Dutzende Bilder des alltäglichen Lebens und der Aktivitäten der Demonstranten und Bürger Kiews in dieser Übergangsperiode. Im zweiten, während seines Besuchs in der Stadt geschriebenen Eintrag [uk] beschreibt Iskender detailliert das alltägliche Leben im jetzigen Kiew.

На второй день пребывания в Киеве как-то уже привыкаешь к Майдану, баррикадам, людям из самообороны. Наверное, потому, что все они никак не мешают повседневной жизни города.

В Киеве почти не работает государственная милиция. То есть, на улицах я не вижу ни участковых, ни дорожно-патрульной службы, никого из официальных правоохранительных органов. Казалось бы, тут весь криминал и мародёры должны выползти и начать свои тёмные дела.

Но нет. В Киеве я себя сейчас чувствую безопаснее, чем в большинстве городов, в которых я бывал за последний, скажем, год.[…]

И водители зачем-то ездят, не нарушая правил. На красный свет останавливаются. Пешеходов пропускают на зебрах.

Мало какой город в мире сейчас более сюрреалистичен, чем Киев.

Am zweiten Tag in Kiew gewöhnt man sich an den Maidan, an die Barrikaden, die Menschen, die ihre Verteidigung selbst in die Hand nehmen. Vermutlich deswegen, weil sie den Alltag in der Stadt nicht stören.

In Kiew arbeitet die staatliche Polizei so gut wie nicht. Oder besser, ich sehe keine Polizeireviere [in denen gearbeitet wird] oder Polizisten auf Patrouille, keinerlei offizielle Gesetzeshüter. Man könnte meinen, dass Diebe und Kriminelle nur darauf warten, ihren schmutzigen Geschäften nachzugehen.

Das ist aber nicht der Fall. In Kiew fühle ich mich sicherer als in den meisten Städten, die ich, sagen wir mal, im vergangenen Jahr, besucht habe. […]

Und Autofahrer halten sich aus welchem Grund auch immer an die Regel. Sie halten an Ampeln. Fußgänger nutzen die Zebrastreifen. Derzeit sind nur wenige Städte so surreal wie Kiew.

Im dritten Teil [uk] seiner “Reisen in Kiew” berichtet Iskender exklusiv über das Thema, das er und viele andere “die wahren Helden des Maidan” nennen – die Ärzte und das andere medizinische Personal, die sich zusammengeschlossen und oft ihre eigene Sicherheit riskiert haben, um die Euromaidan-Demonstranten zu behandeln. Eine Reihe an Fotos in diesem Beitrag zeigt die improvisierten Kliniken, die an verschiedenen Stellen in der Stadt entstanden sind, und die glücklichen Gesichter der Mediziner, die ihre lebensrettenden Fähigkeiten in den vergangenen Wochen und Monaten für die Protestbewegung eingesetzt haben. Manche von ihnen kamen aus Moldawien, dem Iran oder anderen Ländern, um in der Ukraine zu helfen.

Iskender finanzierte seine Reise selbst und konnte nur ein paar Tage in Kiew bleiben, aber er gab sein Wort, bald wieder nach Kiew zurückzukehren und seine Berichte über das alltägliche Leben nach den Euromaidan-Protesten in der Ukraine fortzusetzen.

Dieser Beitrag ist Teil unserer Sonderberichterstattung über die #Euromaidan-Proteste [en] in der Ukraine.

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