Seifenopern für den Kulturerhalt: Mexikos erste indigene Telenovela
Bei Rising Voices folgen wir mit Interesse neuen digitalen Medientechnologien als Instrumente für sozialen Wandel. Aber welches Potential haben eher traditionelle Medien wie das Fernsehen für die Stärkung indigener Gemeinden? Dank einer jüngsten Produktion können die indigenen Maya in Zentralamerika nun an einem von Lateinamerikas größten Medienvermächtnis teilhaben: den Telenovelas.
Ein mexikanisches Team hofft, die Mayasprachen unter jungen – und zunehmend urbanen – Indigenen mit einer Fernsehserie auf Maya wiederzubeleben. Baktún [en], die weltweit erste Seifenoper, die in einer Mayasprache produziert wurde, erschien [es] am 20. Juni 2013 im anthropologischen Museum in Mexiko-Stadt. Die Telanovela erregte internationale Aufmerksamkeit, es berichteten New York Times [en], AOL News [en], der schweizer Tagesanzeiger und der deutsche ciberaBlog. Das Team will mit der zeitgemäßen mayasprachigen Fernsehserie, die von modernen Themenen der Anpassung und des kulturellen Überlebens handelt, die Maya-Kultur fördern und bewahren. Aufgenommen in Dörfern in Quintana Roo, in Cancún und in New York City, folgt die Serie der Reise des jungen Jacinto, der mit den Problemen der Migration und der Bewahrung seiner kulturellen Wurzeln kämpft. Der offizielle Trailer (siehe unten) zeigt Jacinto, der seine Dorfgemeinde verlässt und nach New York reist, wo er seine Denk- und Lebensweisen ändert. Später wird er in seine mexikanische Heimat zurückkehren und sich mit seinem indigenen Kulturerbe aussöhnen und dieses wieder aufleben lassen. Laut Produktionsteam ist dies die zentrale Herausforderung der “Maya des 21. Jahrhunderts.”
Die Serie lief im August im regionalen öffentlichen Fernsehen im mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo an. Wie berichtet wird [es], hofft das Produktionsteam, die Show weiteren Rundfunkanstalten in Lateinamerika vorzustellen; Bolivien und Peru hätten bereits Interesse gezeigt, das Modell in anderen indigenen Sprachen zu reproduzieren.
Die Serie wurde vom mexikanischen Dokumentarfilmer Bruno Cárcamo initiiert und von einem örtlichen Team von Maya-Schauspielern und Produzenten mit Unterstützung des mexikanischen Nationalinstitut für Anthropologie und Geschichte verwirklicht. Der mexikanische Regisseur sagte dazu, dass in Maya-Gemeinden in Mexiko typischerweise
…la lengua maya duerme de 6 a 8 de la noche, porque a esas horas toda la gente está viendo en televisión su telenovela favorita, donde todos hablan en castellano y nadie habla el maya.
… die Mayasprache abends von 18 und 20 Uhr schläft, weil dann jeder seine Lieblingsserie schaut, in denen alle Spanisch und niemand Maya spricht.
“Das Projekt versucht die Mayasprache zu stärken und sie nützlich zu machen,”, sagte Cárcamo in NowThisNews [en], “damit weder ihre Sprache noch ihre Kultur verloren gehen. Wenn eine Sprache einmal vergessen ist, folgt die Kultur kurz darauf.” Cárcamo wiederholte diese Empfindung auch gegenüber der digitalen mexikanischen Publikation SinEmbargo:
Si se pierde una lengua no sólo se pierden palabras, se pierde un pueblo entero y eso puede suceder con los pueblos mayas de Yucatán.
Wenn eine Sprache ausstirbt, dann gehen nicht nur die Wörter verloren, sondern ein ganzes Volk, und das könnte den Mayavölkern in Yucatán geschehen.
Den Zahlen des mexikanischen Nationalinstituts für Statistik und Geographie (INEGI) zufolge hat Yucatán unter den mexikanischen Bundesstaaten den zweitgrößten indigenen Bevölkerungsanteil, gleich nach Oaxaca. Mehr als 500.000 Menschen in Yucatán sprechen Maya [es]. Während “Maya” der Sammelbegriff für alle Völker der Region ist, so sind ihre Sprachen in der Realität viel differenzierter.
Ein Linguist des Internetblogs MetaFilter verdeutlichte [en], dass die spezifische Sprache in Baktún Yucateca ist, eine Sprache der Maya-Sprachfamilie [en], die auf der yukatekischen Halbinsel Mexikos gesprochen wird.
Der Titel der Serie ist an den Baktún Zyklus des traditionellen Mayakalenders angelehnt. Der Wechsel des Baktún, so wie er am 21. Dezember 2012, [en] stattfand, bedeutet das Ende einer Ära und einen bedeutenden Umbruch oder eine Wiedergeburt in der Mayatradition.
Fernsehserien für sozialen Wandel einzusetzen ist kein neues Konzept. Solche Programme versprechen hohe Zuschauerzahlen in vielen Schwellenländern und werden als eine Art der “unterhaltsamen Bildung” eingesetzt. Zum Beispiel hat eine Studie [en] der Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) bestätigt, dass Seifenopern in Brasilien genutzt werden konnten, um das Verhalten der Zuschauer und die öffentliche Einstellung gegenüber AIDS, Fruchtbarkeit und Beziehungen zu ändern. Besonders in Ländern mit hohen Analphabetenraten und schlechtem Internetzugang seien sie hilfreiche Instrumente für sozialen Wandel. Vom Einfluss der Seifenopern in vielen Ländern wurde sowohl in der BBC [en] als auch in der New York Times [en] berichtet.
Neben Fernsehaustrahlungen will das Team alle Folgen online auf Youtube veröffentlichen, auch deshalb, weil dem Regisseur und Produzenten auffiel, dass in Mayagemeinden Handys und soziale Netzwerke mehr genutzt werden als das Fernsehen.
Mobiltechnologie wächst weiterhin weltweit, besonders in Regionen mit niedrigem Einkommen. Wie die Weltbank berichtete [en], stieg die Zahl der Handyverträge von weniger als einer Milliarde im Jahr 2000 auf über sechs Milliarden heute, davon fast fünf Milliarden in Schwellenländern. Darin besteht eine mögliche Wirkung für indigene Völker; “Wir wollten zeigen, dass man ein stolzer Maya in der modernen Welt mit ihren Massenmedien und digitialer Kommunikation sein kann,” so sagte Regisseur Bruno Cárcamo gegenüber der New York Times [en].
Wie der Regisseur in einem YouTube-Kommentar schrieb, besteht das Projekt aus einem Spielfilm und einer Miniserie mit zwanzig Folgen. Das Produktionsteam gab bekannt, die Folgen bald ins Internet zu stellen.
Aktuelle Informationen über das Projekt gibt es auf dem offiziellen Baktún Twitterkonto @Baktun211212. Außerdem gibt es hier [es] eine Informationsbroschüre des Produktionsteams zum Herunterladen.
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