Jemen: Ein Blick hinter die Schlagzeilen

Der Jemen ist ein Staat im südlichen Teil der Arabischen Halbinsel. Er ist reich an Kultur, Tradition und Geschichte und die Menschen sind unglaublich herzlich und gastfreundlich.

Aber davon bekommt man in den Nachrichten nichts mit.

In der Berichterstattung der westlichen Medien wird der Jemen oft falsch dargestellt, die negativen Aspekte des Landes aufgebauscht. Ein Land mit 24 Millionen Einwohnern unterschiedlichster Hintergründe “ist auf al-Qaida … Kriege, Armut, Qat, Tribalismus und die Heimat Bin Ladens reduziert worden”, schreibt die Bloggerin Atiaf Alwazir (@womanfromyemen) in ihrem Beitrag “The Flawed Media Narrative on Yemen” [en]:

Heute geht es in der Berichterstattung über den Jemen nicht mehr um eine korrekte Darstellung der Tatsachen oder darum, die Leute zu ermuntern unabhängig zu denken. Es geht darum, die sensationellste Geschichte zu schreiben – egal, wie oft sie schon erzählt wurde – denn das ist es, was sich gut verkaufen lässt.

Einige Jemeniten versuchen dies jetzt jedoch zu ändern. Mit Hilfe von Film, Fotografie, Bloggen und sozialen Medien wollen sie der Welt eine andere Seite des Jemen zu zeigen – seine reiche Kunst, einzigartige Architektur und atemberaubende Landschaft.

A panoramic view capturing Yemen's unique architecture by photographer: Mohammed Alnahdi

Panoramablick über Jemens einzigartige Architektur von dem Fotografen Mohammed Alnahdi.

Den Jemen kennenlernen

Der Jemen ist eine der ältesten Zivilisationen der Welt. Seine Geschichte geht bis ins erste Jahrtausend v. Chr. zurück. Das Land war allgemein unter dem Namen “Arabia Felix” bekannt, was so viel bedeutet wie “Glückliches Arabien”.

Im Jemen befinden sich vier Weltkulturerbestätten. Eine davon ist die Altstadt der Hauptstadt Sanaa [en]. In Sanaa, einer der am ältesten bewohnten Städte der Welt, gibt es mehr als hundert Moscheen, 14 Hamams (Bäder) und mehr als 6000 mehrstöckige Lehmhäuser mit einer einzigartigen Architektur, die sich durch aufwendig verzierte Fassaden und Buntglasfenster auszeichnet.

Ein Video [en], hochgeladen von der UNESCO, gewährt Einblicke in das alte Sanaa:

Eine andere Weltkulturerbestätte ist die Stadt Schibam [en], auch bekannt als das “Manhattan der Wüste”, in der sich die ältesten Hochäuser der Welt befinden – 500 Lehmziegelhäuser mit bis zu elf Stockwerken.

Shibam, the Manhattan of the desert, by photographer:  Michail Vorobyev.

Schibam, das Manhattan der Wüste, von dem Fotografen Michail Vorobyev.

Die Insel Sokotra [en], die größte Insel eines Archipels am Ostausgang des Golfs von Aden, ist die dritte Weltkulturerbestätte. Die Insel ist besonders auf Grund ihrer Biodiversität sowie ihrer einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt von Bedeutung. Laut UNESCO “[existieren] 37 Prozent der hier vorkommenden Pflanzenarten, 90 Prozent der Reptilienartien und 95 Prozent der Landschneckenarten […] nirgendwo sonst auf der Welt”.

Wirf einen Blick auf die Insel in diesem YouTube-Video, das von ToYemen [en] hochgeladen wurde:

Schließlich gibt es noch die malerische Küstenstadt Zabid [en] mit engen Gassen und mit Häusern aus gebrannten Lehmziegeln.

Mehr als die Schlagzeilen

Im Internet versucht man auf unterschiedliche Art und Weise die einseitige Sichtweise der Medien auf den Jemen zu bekämpfen.

Der 20-minütige Kurzfilm “MisconceptioN” [en] enstand 2010 anlässlich des Kurzfilmwettbewerbs “Zoom Short Film Competition” des British Council und versucht mit Missverständnissen über Jemeniten, die auf Grund der verzerrten Berichterstattung westlicher Medien vermittelt werden, aufzuräumen, indem das einfache Leben vor Ort gezeigt wird:

Um anderen Menschen die Geschichte und das Erbe des Jemen näherzubringen, schrieb die jemenitische Dichterin Sana Uqba (@Sanasiino), die in London lebt, ein beeindruckendes Gedicht über den Jemen. In einem YouTube-Video (hochgeladen von Yemeniah Feda'aih [en]) trägt Sana Uqba ihr Gedicht vor:

In einem meiner bekanntesten Blogposts (“Yemen… unraveled facts about my beautiful homeland” [en]) gehe ich auf viele unbekannte Fakten über den Jemen ein. So kommt zum Beispiel einer der erlesensten und teuersten Honige der Welt, der Doani-Honig, aus dem Jemen. Zudem war der Jemen eines der ersten Länder, das durch den Export seiner eigenen Kaffeemarke vom Hafen in Mokka aus Kaffee nach Europa exportierte.

Fahd Aqlan, ein 35-jähriger Jemenit, der in Kairo, Ägypten wohnt, hat eine Facebook-Seite mit dem Titel “So you think you've seen Yemen?” [en] ins Leben gerufen, um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und der Welt eine andere Seite des Jemen zu zeigen, als die, die in den Schlagzeilen vermittelt wird.

Summer Nasser, eine jemenitische Aktivistin und Bloggerin, die in New York lebt, hat ebenfalls eine Facebook-Seite gestartet. Ihre Facebook-Seite “The People of Yemen” [en] beschreibt sie als “Fotoprojekt, das interessierten Menschen weltweit das Leben des Jemen nach und nach durch Fotos näher bringt”.

Auch andere Personen haben sich für das Land ausgesprochen. Der Journalist Adam Baron sagte [en] in einer Ad-hoc-Anhörung zum Drohnen-Programm der USA vor dem US-Kongress aus:

Jemeniten sind in der Regel unglaublich herzlich und gastfreundlich.

Auf Twitter legte der spanische World Press Photo Award-Gewinner und Fotojournalist Samuel Aranda (@Samuel_Aranda_) als Ausländer ein gutes Wort für das Land ein:

@Samuel_Aranda_: An diejenigen, die denken, dass es im Jemen nur Extremisten gibt: Besucht den Jemen!!! http://www.youtube.com/watch?v=yNMsm1Fl_X8&feature=related

Die Küche des Jemen

Jemenitisches Essen wird oft mit Brot serviert und in Steingefäßen gekocht. Auf dem Foto ist ein typisches Frühstück oder Abendessen zu sehen, das aus Brot, Puffbohnen und Leber besteht und mit Tee mit Milch und Kardamom serviert wird:

A typical Yemeni breakfast or dinner

Ein typisches jemenitisches Frühstück oder Abendessen. Foto mit freundlicher Genehmigung der Facebook-Seite “So you think you've seen Yemen?”.

Bint al-Sahn ist ein sehr berühmtes und beliebtes jemenitisches Gericht. Wörtlich übersetzt bedeutet es so viel wie “Tochter des Tellers”. Bint al-Sahn besteht aus vielen Teigschichten, wird gebacken und mit Honig serviert. Man isst es zum Hauptgang, nicht als Dessert.

The famous Bint El Sahn. Photograph by Hend Abdullah

Der berühmte Bint al-Sahn. Foto von Hend Abdullah.

Der Blog “Yemen Kitchen” [en] bietet einen besonders guten Einstieg, um einen Überblick über die landestypische Küche zu erhalten. Bei dem Blog liegt laut Autoren “der Fokus auf jemenitischem Essen mit einer geschichtlichen Verknüpfung”. Neben Rezepten, die Schritt für Schritt erklärt werden, beschreiben die Autoren auch die Geschichte, die hinter den Gerichten steht.

Musik und Tanz

Ein typisch jemenitischer Tanz aus dem Norden heißt Bara'a und wird mit schnellen Bewegungen ausgeführt. Dabei tragen die Tänzer einen sogenannten Dschambija [en], einen jemenitischen Krummdolch, während sie zu den Klängen von jemenitischen Trommeln und Mizmar, einer Art Flöte, tanzen. Junge Leute führen diesen Tanz im folgenden Video, hochgeladen von GTB313, auf:

Im Süden des Landes gibt es den sogenannten Hardamout-Tanz und Hardamout-Musik (YouTube-Video hochgeladen von Yemen Reform):

Unterschiedliche jemenitische Musik kann man unter folgenden Links anhören: Ayoub Tarish [en] ist ein berühmter jemenitischer Sänger und Komponist; beim YouTube-Kanal von Yemen Reform [ar] findet man Videos von verschiedenen jemenitischen Sängern, wie beispielsweise Alharethi, Alanessi und Alkebsi und ebenfalls bei YouTube gibt es zahlreiche Videos von Nasheed Asswat Yemenia [ar] (jemenitische Stimmen) sowie unter anderem Songs für Abu Bakr Salem Balfaqih, Ali Thahban und Mohammed Morsehd Naji; My Diwan [ar] bietet eine umfangreiche Sammlung jemenitischer Lieder und Ahmed Fathi ist ein bekannter jemenitischer Musiker, Sänger, Komponist und Oud-Spieler.

Kunst, Fotografie und Landschaften
Dieses Video, hochgeladen von TourYemen, zeigt die Kunst, Kultur und die wunderschöne, atemberaubende Landschaft im Jemen:

Auch im nächsten Video, hochgeladen von tomeriko, kann man eine virtuelle Panoramatour durch den Jemen erleben:

Noch mehr atemberaubende Fotos aus dem Jemen gibt es auf den Facebook-Seiten der Fotografen Ameen al-Ghabri [en] und Abu Malik [ar] zu sehen:

A beautiful shot of the old city of Sanaa through the lens of Ameen Alghabri

Eine wunderschöne Aufnahme von der Altstadt Sanaas, von Ameen Alghabri.

A selection of Photos of the portal city of Aden by Ameen Alghabri

Eine Auswahl von Fotos von der Hafenstadt Aden, von Ameen Alghabri.

A breath taking view of the city of Ibb seen from a cliff. Photograph by Abu Malik

Atemberaubende Aussicht von einer Klippe aus auf die Stadt Ibb. Foto von Abu Malik.

Einige der berühmtesten jemenitischen Maler sind Lamia al-Kibsi [en], Fouad al-Foutaih [ar] und Mazher Nizar [en]. Weitere Werke von Mazher Nizar gibt es hier [ar] und hier [en].

Oil painting by Fouad Al Foutaih, from the private collection of the author of this post, Noon Arabia

Ölgemälde von Fouad al-Foutaih, aus der privaten Sammlung der Autorin dieses Posts, Noon Arabia.

Als Alternative zu den westlichen Medien könnt ihr lokale, kulturelle und soziale Nachrichten in den jemenitischen Medien, wie beispielsweise The Yemen Times [en] und La Voix du Yemen [en] verfolgen.

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