“Sit-ins für die Freiheit” in Saudi-Arabien

Am 10. Juni trafen sich in mehreren saudi-arabischen Städten verschiedene kleinere Frauengruppen zu einem “Sit-in für die Freiheit”. Diese Sit-ins werden von der anonymen Aktivistengruppe @almonaseron [Die Unterstützer] organisiert, um für die Freilassung ihrer inhaftierten Angehörigen zu protestieren. Das Ergebnis: Mehr als 140 Demonstranten – Frauen und Männer – wurden in den zwei darauffolgenden Tagen von den saudischen Sicherheitskräften verhaftet.

Unabhängige Menschenrechtsorganisationen berichten von mehr als 30.000 willkürlich inhaftierten Menschen [ar], von denen viele in dem “Krieg gegen den Terror” nach dem 11. September 2001 festgenommen wurden [en]. Die Gefangenen wurden ohne Haftbefehl festgenommen und hatten keine Möglichkeit, einen Anwalt zu kontaktieren oder ein Gerichstverfahren zu haben. In Saudi-Arabien sind Demonstrationen streng verboten und Teilnehmer riskieren viele Monate Gefängis wenn sie verhaftet werden. Das hinderte die Angehörigen der Inhaftierten in den vergangenen zwei Jahren jedoch nicht daran, oft und in kleinen Gruppen zu protestieren.

Um 16:55 Uhr Ortszeit kündigte @almonaseron den Beginn des Sit-ins an und twitterte [ar]:

بدأ #اعتصام_الحرية نساء في عدة مناطق في آن واحد فعلى أهالي المعتقلين الإنضمام إليهم فوراً

@almonaseron: Das Sit-in für die Freiheit hat gerade begonnen. Frauen aus alles Regionen [treffen sich] gleichzeitig. Angehörige der Gefangenen sollten sich ihnen jetzt anschließen.

In Riad versammelte sich eine Gruppe Frauen (zum Teil Angehörige von Suliman al-Roushodi, Chef der Menschenrechtsorganisation Saudi Civil and Political Rights Association) vor dem Gebäude der staatlich unterstützten National Society for Human Rights, wo sie bereits im Februar demonstriert hatten. Eine der Demonstrantinnen war seine Tochter, Bahia al-Roushodi, die nach dem früheren Sit-in zu einer Bewährungsstrafe von fünf Monaten verurteilt wurde. Die Demonstrantinnen waren schnell umgeben von mehr als 30 Polizeiwagen [ar], der Fahrer der Frauen wurde festgenommen [ar] und die Frauen durften den Platz nicht verlassen. Eine der Haupstraßen von Riad, die King Fahad Road wurde während der Rush-Hour von der Polizei gesperrt um das Sit-in aufzulösen. Um 18:20 Uhr twitterte eine der Demonstrantinnen, die Frau von al-Roushodi:

تم اعتقالنا واعتقال اخي

@omamar1: Sie haben uns verhaftete, sie haben meinen Bruder verhaftet.

Angehörige der verhafteten weiblichen Demonstranten harren vor dem Gefängis aus, wo diese offenbar festgehalten werden. Fotografie von @fatma_mesned bei Twitter geteilt

Angehörige der verhafteten Demonstrantinnen harren vor dem Gefängis aus, wo diese offenbar festgehalten werden. Fotografie über Twitter geteilt von @fatma_mesned.

Um 23:44 Uhr versammelten sich die Angehörigen der verhafteten Frauen vor dem Gefängnis, in dem diese offenbar festhalten wurden. Al-Roushodis Enkelin, Fatima al-Mesned, twitterte:

الآن مجتمعون امام سجن الملز قسم النساء لمن اراد المطالبه بمعتصمات #الرياض انصروا من نصر أسرانا

@fatma_mesned: An die, die [die Freilassung] der Gefangenen fordern: Wir sind jetzt vor dem al-Malez-Gefängnis, vor dem Frauentrakt. Unterstützt die, die unsere Gefangenen unterstützen!

In Buraidah versammelten sich Frauen vor dem städtischen Gericht und nicht nur Frauen nahmen an dem Sit-in teil. Um 17:52 Uhr kesselten saudische Sicherheitskräfte die Demonstranten ein [ar]. Als ein junger Mann versuchte, den Demonstranten Wasser zu bringen, wurde er von den Sicherheitskräften gejagt und verhaftet [ar]. Polizisten in Zivilkleidung forderten die Frauen auf, zu gehen und bedrohten sie, aber diese weigerten sich zu gehen, wenn ihre Angehörigen nicht freigelassen werden würden (Video [ar]). Die Zahl der protestierenden Frauen stieg immer weiter bis sie gewaltsam festgehalten wurden. Um 20:24 Uhr twitterte @almonaseron:

الآن تم أركاب المعتصمات للباصات في بريدة بالقوة

@almonaseron: Die Frauen wurden gerade gezwungen, in die [Polizei-] Busse einzusteigen.

Am Tag darauf, der 11. Juni, traf sich um 17 Uhr eine Gruppe Männer und Frauen, um gegen die Verhaftungen am vorherigen Tag zu protestieren. Binnen weniger Minuten waren sie umzingelt von Sicherheitskräften [ar], wurden geschlagen [ar] und verhaftet.
Weitere kleine Sit-ins fanden in Mekka, Sakaka und Hial statt.

Unterhaltung beginnen

Für Autoren: Anmelden »

Richtlinien

  • Alle Kommentare werden moderiert. Sende nicht mehrmals den gleichen Kommentar, damit er nicht als Spam gelöscht wird.
  • Bitte geh respektvoll mit anderen um. Hass-Kommentare, Obszönes und persönliche Beleidigungen werden nicht freigeschaltet..