Bolivien: Ureinwohner kämpfen gegen Straßenbau

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Pläne für den Straßenbau zwischen Cochabamba und den Beni Regionen in Bolivien sind weiterhin Auslöser für Diskussionen und Konflikte im Land.

Zwar herrscht Einigkeit über die Notwendigkeit einer Verbindung zwischen den beiden Regionen und dem Zentrum sowie dem Nordosten des Landes. Die Tatsache jedoch, dass laut der Pläne die Straße mitten durch das Herz des Isiboro Sécure Nationalparks und indigenen Territoriums [Parque Nacional y Territorio Indígena Isiboro-Secure or Territorio Indígena y Parque Nacional Isiboro Secure, TIPNIS] führen soll, war Auslöser für Auseinandersetzungen. Zudem wurde das Projekt von der Evo-Morales-Regierung entwickelt und von ihr vorangetrieben.

Im Jahr 2011 und 2012 setzten sich mehrere indigene Organisation gegen die Idee die Straße durch den TIPNIS zu führen öffentlich zur Wehr. Der achte und neunte Marsch der Ureinwohner für Würde und Territorium waren die deutlichsten Bewegungen der Ureinwohner gegen den Straßenbau, der ein geschützes Gebiet mit einer der größten Artenvielfalt des Amazonas gefährden würde.

Die Spannungen erhöhten sich, als die Polizei mit Gewalt gegen den achten Marsch der Ureinwohner vorging.

Mit der Regierung als auch mit den ländlichen Gebieten von Chapare in Chochabamba, einem alternativen Kokaproduktionsgebiet, verbundene Organisationen marschierten ihrerseits zu Gunsten des Straßenbaus sowie einer “Beratung im Vorfeld” mit den Bewohnern des TIPNIS.

Die von der Regierung durchgeführte Versammlung endete im Oktober 2012 und befasste sich hauptsächlich mit der “Unberührbarkeit” des Nationalparks. Laut des endgültigen Berichts, stimmten 80% der Bewohner des TIPNIS der “Unberührbarkeit” nicht zu, was die Regierung als Genehmigung verstand, die Straße durch den Nationalpark zu bauen. Währenddessen wurde von der Confederación de Pueblos Indígenas del Oriente de Bolivia, CIDOB, bestätigt, dass 30 von 36 Bevölkerungsgruppen des TIPNIS gegen die Pläne des Straßenbaus durch ihr Territorium sind.

Der Konflikt geht weiter – in zwei Hinsichten. Das Einschreiten der Polizei während des Marsches der Ureinwohner muss zunächst noch weiter untersucht werden. President Morales und seine Regierungsmitarbeiter stritten zu diesem Zeitpunkt ab, in die Aktionen der Polizei involviert gewesen zu sein. Ermittlungen in dieser Angelegenheit brachten bisher noch keine Hinweise hervor.

Des Weiteren haben indigene Organisationen, die sich gegen den Bau der Straße durch den Nationalpark aussprechen innerhalb des TIPNIS zusammengefunden und eine dauerhafte Blockade gegen jeglichen Versuch, den Wald zu roden, errichtet. Deren Position wurde durch die kürzliche Wahl eines Kandidaten aus einer Gegnerpartei zu der regierenden Partei, der Movimiento al Socialismo, MAS, in der Bezirksregierung von Beni politisch verstärkt, einer der im Straßenbauprojekt direkt involvierten Regionen.

Selbstverständlich gehen die Meinungen zu dem Thema auseinander und beide Seiten beharren auf ihrem Standpunkt. Es scheint jedoch die Stimme der Gegner die Lautere zu sein, wie man auf Defendamos el TIPNIS [Wir verteidigen TIPNIS] sehen kann, einem Blog auf dem die Ergebnisse einer Studie im Zuhammenhang mit TIPNIS zu finden sind und der vor den Auswirkungen des Straßenbau auf die Umwelt warnt:

“Concluimos que la carretera que pasa por el centro del TIPNIS NO ES ECOLÓGICA NI MEDIO AMBIENTALMENTE VIABLE, presentándose efectos de la carretera con potencialidad para alterar el clima y la provisión de agua de al menos dos departamentos de Bolivia y de los bosques de tierras bajas. Creemos en la interconexión del país y por tanto estamos de acuerdo con desarrollar vías camineras que unifique Oeste-Este del país, pero NO por el centro del TIPNIS”.

“Zusammenfassend sind wir der Meinung, dass der Straßenbau durch das Zentrum von TIPNIS WEDER UMWELTFREUNDLICH NOCH ÖKOLOGISCH VERTRETBAR IST. Er könnte negativen Einfluss auf die Klimaverhältnisse sowie die Wasserversorgung von mindestens zwei Regionen Boliviens und den Wäldern im Tiefland haben. Wir glauben, dass unser Land Verbindungen braucht und befürworten deshalb Straßen zwischen dem Westen und Osten, jedoch NICHT durch das Zentrum von TIPNIS.”

Auch Tipnis en resistencia [Tipnis im Widerstand] veröffentlichte eine Fülle von Ansprüchen und Petitionen an Präsident Morales. In Anbetracht der Tatsache, dass die Regierung auf der einen Seite bereits bekanntgegeben hat, dass die Bewohner dem Bau der Straße bereits zugestimmt haben und Aktivisten auf der anderen Seite öffentlichen Widerstand dagegen ankündigen, scheint eine Einigung weit entfernt. In diesem schwerwiegenden Konflikt vernimmt man Stimmen, die einen gnadenlosen Kampf um TIPNIS herannahen sehen.

Das Video in diesem Artikel enstand unter der Leitung von Víctor Rivera, als Teil von VideoActivo, dem Videoprojekt von Global Voices auf Spanisch.

Videountertitelung von Catalina Restrepo.

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