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Angriff auf Immigranten erzürnt spanische Stadt

Kategorien: Westeuropa, Spanien, Bürgermedien, Ethnie & Rasse, Menschenrechte, Migration & Immigration

Der gebürtige Senegalese Moulaye Ndiaye, der in Spanien als Straßenverkäufer arbeitet, wurde am Vorabend des Tomatenfestes Tomatina [1] [es] in Buñol, Valencia, von einer Brücke geworfen. Moulaye verkaufte gerade seine Produkte beim Festival, als ein junger Mann einige seiner Sonnenbrillen stahl. Nachdem er den jungen Mann ohne Erfolg darum bat, ihm die Sonnenbrillen zurückzugeben, entschied sich Moulaye zu gehen. In diesem Augenblick wurde er geschubst und von einer mehr als sechs Meter hohen Brücke gestoßen. Der Rucksack, den er trug, und das Schilf, das unter der Brücke wächst, retteten ihm das Leben. Er verbrachte einen Monat in Intensivpflege im Krankenhaus von Manises mit Trauma, mehreren gebrochenen Rippen und einer Wirbelsäulenverletzung. Der Übergriff führte dazu, dass er nun auf dem rechten Auge blind ist. Außerdem kann er wegen schwerwiegender Nacken- und Rückenverletzungen seither nicht mehr arbeiten.

Moulaye Ndiaye. Photo by Jesus Cisnes from lasprovincias.es. Published with permission.

Moulaye Ndiaye. Foto von Jesus Cisnes von lasprovincias.es. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Fotografen.

Auf ihrem Blog [2] [es] und ihrer Facebook-Pinnwand [3] [es] bittet die Bewegung gegen die Intoleranz diejenigen um Hilfe, die den Übergriff miterlebt haben. Sie sollen mit der Organisation Kontakt aufnehmen, um zu verhindern, dass das Verfahren eingestellt wird. Denn die Polizei konnte den Angreifer, der in der Dunkelheit entkam, bis jetzt nicht finden. Es fand auch eine große Bürgermobilisierung [4] [es] statt, die immer noch anhält. Die Einwohner Einwohnerinnen von Buñol sind entsetzt von diesem tragischen Ereignis.

At the scene of the attack in Buñol. Photo by Sara Serano, used with permission.

Am Ort des Überfalls in Buñol. Foto von Sara Serano. Verwendung mit freundlicher Genehmigung der Fotografin.

Ángel Galán, der Koordiantor der Bewegung gegen die Intoleranz [5] [es] und Salva La Cruz, die Sprecherin von cear.es [6] [es], haben versucht, Moulaye zu helfen. In den folgenden Einträgen analysieren sie das Dilemma der Einwanderer und Einwanderinnen angesichts der jüngsten Gesundheitsreform, [7] die die Kosten von Immigranten ohne Papiere nicht deckt:

Moulaye tiene 39 años y vive desde hace 6 años en España en situación irregular; lo que hace que con el nuevo decreto Ley 16/2012(BOE 24 de abril de 2012) se le haya intentado cobrar la asistencia sanitaria recibida. Los redactores de este decreto piensen que los inmigrantes irregulares que no pagan impuestos se aprovechan del sistema sanitario.

Moulaye ist 39 Jahre alt und lebt seit sechs Jahren ohne Papiere in Spanien. Das bedeutet, dass mit dem neuen Gesetzesdekret 16/2012 (BOE 24. April 2012) versucht wurde, ihm die Kosten seiner Gesundheitsversorgung in Rechnung zu stellen. Die Verantwortlichen dieses Dekrets glauben, dass illegale Einwanderer, die keine Steuern zahlen, das Gesundheitssystem ausnutzen.

Según Medicos del Mundo [8] la reforma es contraria al derecho internacional público y a los tratados suscritos por España.

Para Mónica Garcia de Red acoge [9] “las personas en situación irregular contribuyen, a través de sus impuestos indirectos al sostenimiento de la sanidad pública.”

Laut der Organisation Ärzte der Welt [8] [es] verstößt diese Reform sowohl gegen das Völkerrecht als auch gegen verschiedene Verträge, die Spanien unterzeichnet hat.

Mónica Garcia vom Netzwerk Red Acoge [9] [es] ist der Meinung, dass “illegale Zuwanderer durch indirekte Steuern zur Erhaltung des öffentlichen Gesundheitswesens beitragen.”

El pasado 23 de febrero de 2013 se anunció la muerte de una mujer boliviana tras ser rechazada dos veces en centros de salud por no tener papeles [10]. Se ha abierto una petición en change.org [11] para pedir explicaciones.

Am 23. Februar 2013 wurde bekannt, dass eine Bolivianerin starb, nachdem sie zweimal von Gesundheitszentren abgewiesen wurde, weil sie keine Papiere besaß [10] [es]. Auf change.org [11] wurde daraufhin eine Petition gestartet, um Erklärungen dazu zu fordern.

Laut Caritas [12] [es], wurde “einmal mehr bewiesen, dass nicht nur die wirtschaftliche Krise die ärmsten und aus der Gesellschaft ausgeschlossenen Gruppen isoliert, sondern auch die Strukturen, durch welche das Sozialschutzsystem gebildet und gefestigt wird:

Moulaye dice que ahora no piensa más que salir adelante. No le guarda rencor a la persona que le agredió. Solo quiere agradecer a los que lo han ayudado: los ciudadanos, las ONGS, el Alcalde de Buñol que le ha pagado el collarín y la faja ortopédica. Dice que quiere que lo ayudan a tener papeles. Según Ángel Galán, coordinador de Movimiento contra la Intolerencia de Valencia, le han dado una residencia provisional por medidas excepcionales, pero sin sentencia firme se le complicará su situación.

Moulaye sagt, dass er im Moment nur daran denkt, über die Runden zu kommen. Er hegt keinen Groll gegen die Person, die ihn angegriffen hat. Er möchte nur denjenigen danken, die ihn unterstützt haben: den Einwohnern und Einwohnerinnen von Buñol, den NGOs und dem Bürgermeister von Buñol, der seine Halskrause und Rückenorthese bezahlt hat. Er möchte gerne, dass ihm diese Leute dabei helfen, Papiere zu beschaffen. Laut Ángel Galán, dem Koordinator der Bewegung gegen die Intoleranz in Valencia, wurde ihm aus außerordentlichen Gründen eine provisorische Aufenthaltserlaubnis ausgestellt. Doch ohne ein rechtskräftiges Urteil wird sich seine Situation noch verkomplizieren.

Lo que es cierto es que la Ley de Extranjeria deja claro que para renovar los permisos de trabajo, como minimo se tiene que cotizar seis meses a la seguridad social o en otros casos excepcionales. Lo que hace que los inmigrantes que se encuentran en paro no van a poder renovar su tarjeta de residencia y volverán a ser ilegales.

Moulaye Ndiaye se desespera sabiendo que puede volver a ser “ilegal” con su discapacidad.

Sicher ist, dass das Einwanderungsgesetz sehr deutlich macht, dass man mindestens sechs Monate lang Sozialversicherungen bezahlt haben muss, um eine Arbeitserlaubnis verlängern zu können. Das bedeutet, dass arbeitslose Immigranten und Immigrantinnen ihre Aufenthaltserlaubnis nicht erneuern können und somit wieder in die Illegalität gedrängt werden.
Moulaye Ndiaye ist voller Verzweiflung, wenn er daran denkt, dass er durch seine Behinderung wieder “illegal” werden könnte.