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Mauretanische Lehrer brechen in Schulministerium ein

Kategorien: Nahost & Nordafrika, Subsahara-Afrika, Mauretanien, Aktuelle Meldungen, Bildung, Bürgermedien, Jugend, Medien & Journalismus, Meinungsfreiheit, Menschenrechte, Protest

[Alle Links in diesem Beitrag führen zu arabischen Webseiten.]

Eine Gruppe von Lehrern einer weiterführenden Schule brach aus Protest gegen die willkürliche Versetzung von 120 Lehrern [1] in andere Schulen in das Büro des Bildungsministers ein. Die Versetzungen sollten eine Strafe für die Lehrer sein, die sich im letzten Jahr bei den Streiks für die Verbesserung der Bedingungen der Beschäftigten im Bildungswesen einsetzten. Die Lehrer sahen diese Handlung als Strafe für den Streik an, den sie hielten, um auf ihre Rechte und die Verletzung des Beamtenrechts in Mauretanien aufmerksam zu machen.

Seinerseits kritisierte der Generalsekretär des unabhängigen Verbandes von Lehrern weiterführender Schulen Mohamed Ould Rabani die Versetzung als einen gefährlichen Präzedenzfall in der Geschichte Mauretaniens und bat seine Kollegen, sich den Beschlüssen des Ministeriums nicht unterzuordnen. Im selben Kontext demonstrierte [2] eine andere Gruppe willkürlich versetzter Lehrer vor dem Büro des Bildungsministers Ahmed Ould Bah, indem sie den Beschluss verurteilte und forderte seinen sofortigen Rückzug. Einige von ihnen protestierten auch vor dem Präsidentenpalast in Nouakchott [3] und drohten an [4], von ihren Stellen zurückzutreten, falls der Beschluss nicht zurückgenommen werden sollte. Erwähnenswert ist, dass das Ministerium nach den Streiks des Verbandes das Gehalt hunderter Lehrer, die dabei mitgemacht hatten, einstellte.

[5]

Foto der demonstrierenden Lehrer, gepostet auf Twitter von @mejdmr [5]

Der Nationalverband für Lehrer weiterführender Schulen gab ein Statement heraus [6], in dem die willkürliche Versetzung verurteilt wird:

قدمت وزارة الدولة الموريتانية للتهذيب الوطني الأسبوع الماضي على التحويل التعسفي لعشرات أساتذة التعليم الثانوي بسبب مشاركتهم في إضرابات مشروعة، وهو ما يعد انتهاكا خطيرا للحقوق النقابية، وخاصة الحق في الإضراب المكفول بموجب المادة 14 من الدستور ولاتفاقيات الدولية التي وقعتها بلادنا، مثل اتفاقية منظمة العمل الدولية رقم 87 المتعلقة بالحريات النقابية.

Das mauretanische Schulministerium versetzte eigenwillig Dutzende von Sekundarlehrern, weil sie an legitimen Streiks teilnahmen. Dies kann als gefährliche Verletzung der Rechte der Verbandsmitglieder betrachtet werden, besonders des Rechts, zu demonstrieren, das durch den Artikel 14 der Verfassung und durch von unserem Land unterzeichnete internationale Abkommen zugesichert wird, wie zum Beispiel das Internationale Arbeitsübereinkommen Nummer 87, das mit Verbandsfreiheiten verbunden ist.

Tiguend [7] postete in seinem Blog eine Zeugenaussage von einem der Lehrer, die von den Versetzungen betroffen sind. Sie trägt den Titel “Deswegen verdiene ich die Strafmaßnahme”, in der von der Ungerechtigkeit des Beschlusses gesprochen wird:

منذ عشر سنوات وأنا أزاول مهنة التدريس في ولاية الترارزة، ولم أحصل طيلة تلك السنوات على تقويم سنوي أقل من 17 نقطة، وعملت مع مديرين مختلفين، ولم يعلق راتبي طيلة هذه الفترة إلا بسبب واحد وهو المشاركة في الإضراب، وليس لي سجل في الغياب ولا التهاون في أداء مهنتي ولله كل الحمد على التوفيق.. إلى أن جاء المدير الجهوي محمد السالك ولد الطالب وبتقرير منه شخصيا ولمدير إعدادية روصو رقم 1 الذي يخضع له ليمنحني درجة بائسة لا تتجاوز 6/20 وليزيد بي “سبحة الوشاية والنميمة” التي يعلقها منذ وصوله غير القانوني للإدارة، ثم ليجعل كل ذلك سببا في تحويلي تعسفيا ضمن 16 أستاذا في ولاية الترارزة لم يكن لهم من ذنب إلا أنهم أضربوا – والقانون يكفل ذلك والدستور يحميه – من أجل حياة كريمة وتعليم أكثر كرامة.

Ich habe 10 Jahre lang in der Gegend von Trarza gearbeitet und niemals in all diesen Jahren habe ich weniger als 17 Punkte [von insgesamt 20] in meiner Bewertung bekommen. Ich habe mit verschiedenen Direktoren zusammengearbeitet und mein Gehalt wurde nie ausgesetzt außer dieses Mal wegen meiner Beteiligung an dem Streik. Ich besitze keine Aufzeichnungen über Abwesenheit oder dem Nachlassen meiner Pflichten und alles ist gut, Gott sei Dank. Bis der Direktor Mohamed Ould el Talib kam und einen Bericht an den Direktor der Rousou-Schule schickte und ihn bat, mir die Note 6/20 zu geben und mich wegen Klauens und Tratschens zu beschuldigen, womit er seit seiner illegalen Ernennung zum Verwaltungschef prahlte. Das war der Grund, weswegen man mich willkürlich versetzte mit 16 anderen Lehren aus Trarza, deren einziger Fehler es war, an dem Streik teilgenommen zu haben, auch wenn sie wussten, dass das Gesetz dieses Recht gewährte und die Verfassung es für ein besseres Leben und eine würdigere Bildung schützte.

Mauritan.net [8] sagt, das die Versetzung aus einer Beschwerde resultiert, die die Lehrer beschuldigt, “Streiks anzustiften und die Politik selbst in die Hand zu nehmen”:

قد جاء نقل الاساتذة بناء على تقارير المدرين الجهويين عن طريق الولاة، وكانت رسائل الولاة تتضمن أن هؤلاء الأساتذة “يحرضون على الإضراب، ويمارسون السياسة”.

Die Versetzung der Lehrer beruht auf den Berichten von Direktoren durch die Gouverneure und den Briefen von Briefen der Gouverneure, die besagten, dass sie Streiks anstifteten und Politik betrieben.

Dedda Cheikh Brahim kritisiert die Art, wie das mauretanische Regime mit den Protesten der Lehrer umgeht:

@dedda04 [9] في ديمقراطية العسكر الاحتجاجات لها عقوبتها والأساتذة يدفعونها الآن بطريق قانونية #موريتانيا

In einer militärischen Demokratie sind Proteste strafbar und die Lehrer müssen jetzt auf legalem Weg dafür büßen.

Er fügt hinzu:

@dedda04 [10] الأساتذة تم تحويلهم بعد أن قرروا المطالبة بحقوقهم. لك الله أيها الموريتاني

Die Lehrer wurden versetzt nachdem sie entschieden, sich auf ihre Rechte zu berufen. Es gibt einen Gott, Mauretanier.

Der mauretanische Journalist Mohamed Ould Salem kritisierte den Bildungsminister ebenfalls scharf, dafür, dass er eine Krise im Bildungssektor hervorgerufen hat:

@medsa20 [11] لا يتنفس ولد باهية الأكسجين العادي وإنما يعيش من صناعة الأزمات والظلم ولذلك قرر عقاب 108 من خيرة الأساتذة لأنهم شاركوا في إضرابات مرخصة

Ould Bah atmet keinen gewöhnlichen Sauerstoff, sondern lebt von Krisen und Ungerechtigkeit. Deshalb hat er beschlossen, 108 der besten Lehrer zu bestrafen, weil sie sich bei einem legalen Streik beteiligten.

Er fügt hinzu:

@medsa20 [12] موعد جديد مع عام مأزوم في التعليم 108 أستاذ يرفضون التحويل العقابي ونقابات تعليمية تتعهد بإسقاطه، ووزير يبدع في صناعة الأزمات ومراكمة الفشل

Ein weiterer Tag in Verbindung mit einem Krisenjahr im Bildungssektor mit 108 Lehrern, die sich der Strafversetzung widersetzen und Bildungsverbänden, die versprechen den Beschluss wieder zu Fall zu bringen und einem Minister, der sehr kreativ im Krisen machen und Fehler anhäufen ist.

Nasser Al Hachemi twittert:

@n_nasser56 [13] إنه الإذلال والتعسف. قلبي معكم يا حَملة النور

Es ist eine Demütigung und Tyrannei. Mein Herz ist mit euch, oh ihr Halter des Lichts.

Der Aktivist Mejdi Ahmed gab ebenfalls seine Bemerkung über den Fall kund:

@mejdmr [5] الأساتذة إعتصمو بالأمس في مباني وزارة التعليم لمطالبة السلطات بالعدول عن قرار تحويلهم والذي وصفوه بالجائر

Die Lehrer protestierten gestern in den Räumlichkeiten des Bildungsministers und forderten, sich von dem Beschluss, sie alle zu versetzen, wieder loszusagen – einen Beschluss, den sie ungerecht fanden.

Al Cheikh Ould Horma twitterte auch:

@Cheikh_Horma [14] في #موريتانيا: الأساتذة يصرون على أدلجة الصراع مع الوزارة التي تصر بدورها على أدلجة مطالب الأساتذة !

In Mauretanien bestehen die Lehrer darauf, den Konflikt mit dem Minister zu ideologisieren, der seinerseits darauf besteht, die Forderung der Lehrer zu ideologisieren.

Er schlussfolgerte:

a href=”https://twitter.com/Cheikh_Horma/status/251075845123366914″ target=”_blank”>@Cheikh_Hormaالسنة الدراسية على الأبواب في #موريتانيا والمعركة تبدأ من جديد بين الوزارة والنقابات.. حرب بسوس !

Das akademische Jahr in Mauretanien fängt bald an und der Kampf zwischen dem Minister und den Verbänden beginnt von vorn. Ein fataler Krieg.