[Der englische Originalartikel wurde am 02.06.2012 veröffentlicht. Soweit nicht anders angegeben, sind alle Links auf Englisch.]
Nachdem im April dieses Jahres die größte öffentliche Datenbank über internationale Landgeschäfte veröffentlicht wurde, berichtet das Blog des britischen Guardian über globale Entwicklung weiter über Geschäfte mit Ackerland.
Eines der in dem Bericht erwähnten Länder ist Äthiopien, wo Dorfbewohner in der Region Gambella gezwungen werden, in vom Staat ausgewählte Dörfer umzuziehen, um den Landräubern Platz zu machen. Gambella ist die ärmste Region Äthiopiens.
Laut einem Bericht der englischsprachigen äthiopischen Wochenzeitung The Reporter hat die äthiopische Regierung begonnen, die Leistung der Investoren, die große Landflächen für die kommerzielle Landwirtschaft erworben haben, zu bewerten. Obwohl dies für Aktivisten einen wichtigen Schritt im Kampf gegen den Landraub darstellt, haben die internationalen Mainstream-Medien dieser Entscheidung der äthiopischen Regierung kaum Beachtung geschenkt.
Auszüge aus einem neuen Buch von Fred Pearce (Land Grabbing: Der globale Kampf um Grund und Boden) zeigen, dass der Landraub für die Armen der Welt größere Auswirkungen hat als der Klimawandel. In einem Interview erklärt Fred Pearce, die Armen würden in Missachtung ihrer historischen und kulturellen Rechte von ihrem Land vertrieben.
Doch ein äthiopischer Regierungsbeamter widerspricht diesem Argument:
Er [ein Beamter des Landwirtschaftsministeriums] spielte Kritik herunter, Landpachten hätten “negative Folgen für die Gemeinden, die in der Nähe der Farmen leben”. Er sagte, man habe sich “gebührend bemüht, nachteilige Folgen dieser Investitionen für die in der Nähe lebende Bevölkerung auszuschließen” und werde dies “verstärkt fortsetzen”.
Landaktivisten haben eine Online-Petition erstellt und führen eine Kampagne über Facebook und Twitter. Die an wichtige britische und US-amerikanische Diplomaten gerichtete Petition lautet:
Ich bin extrem beunruhigt über Berichte von schwerwiegenden, absichtlichen und andauernden Menschenrechtsverletzungen an indigenen Völkern im Südwesten Äthiopiens. Durch das Umsiedelungsprogramm der Regierung werden mindestens 200.000 Indigene zwangsweise aus ihren angestammten Ländereien in der Region Gambella vertrieben und in neuen, vom Staat gebauten Dörfern angesiedelt. Die Regierung hat ihnen in diesen Dörfern bessere Beschäftigungsperspektiven, Bildung und medizinische Versorgung versprochen; Beobachter von Human Rights Watch haben jedoch kaum Anzeichen dieser Dienstleistungen vorgefunden. Ganz im Gegenteil drohen die Vertriebenen zu verhungern, weil sie nicht länger Zugang zu ihren Bauernhöfen, Wäldern und Flüssen haben. Diejenigen, die sich gegen diese Menschenrechtsverletzungen aussprechen, werden häufig eingesperrt, gefoltert, vergewaltigt oder sonstwie von den Sicherheitskräften der Regierung eingeschüchtert. Wer versucht, in seine angestammten Ländereien zurückzukehren, muss feststellen, dass die Regierung sein Land bereits an ausländische Investoren verpachtet hat. Diese machen sich eilig daran, Wälder, Höfe und Sumpfgebiete mit Bulldozern einzuebnen, um den kommerziellen Anbau von Biokraftstoffen, Tee, Gewürzen, Reis und Zuckerrohr betreiben zu können, meist für den Export. Die daraus resultierende Umweltzerstörung untergräbt noch weiter die Ernährungssicherheit für die indigenen Völker.
Eine Facebook-Gruppe namens Stoppt den Landraub in Gambella, Äthiopien beschreibt sich als:
ein Ort, an dem die internationale Gemeinschaft ihre Besorgnis über die Menschenrechtsverletzungen und die Umweltzerstörung äußern kann, die der Landraub in der äthiopischen Region Gambella verursacht.
Als Landraub oder Land Grabbing [de] bezeichnet man das umstrittene Thema des Landerwerbs im großen Stil, d.h. den Kauf oder die Pacht von großen Landflächen in Entwicklungsländern durch einheimische oder transnationale Unternehmen, Regierungen oder Individuen.