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Afghanistan: Fotos aus einem unsichtbaren Land

Kategorien: Zentralasien & Kaukasus, Afghanistan, Bürgermedien, Fotografie, Medien & Journalismus

Jahrzehnte des Kriegs und Terrorismus [1] haben Afghanistan zu einem der gefährlichsten Länder gemacht. Trotz der Fortschritte, die das Land seit der Entmachtung der Taliban 2001 gemacht hat, beschränken die meisten Medien ihren Blick stur auf negative Nachrichten wie Bombenanschläge, Selbstmordattenate und Todesopfer. Sie zeigen grauenhafte Bilder, bei deren Anblick den meisten Menschen die Lust auf einen Besuch dieses kriegsgebeutelten und doch so wunderschönen Landes vergeht.

Gerade deshalb ist die Arbeit des freiberuflichen britischen Journalisten und Fotografen Antony Loveless [2] [en] ungemein wichtig. Seit März 2012 veröffentlicht Loveless auf Twitter unter dem von ihm geprägten Hashtag #TheAfghanistanYouNeverSee [3] [en] Fotos von seinen Afghanistan-Reisen.

In einem Gespräch mit Global Voices erklärt Loveless den Hashtag:

I have a portfolio of over 2,000 images shot on three trips to Afghanistan in recent years and to keep track of them, I conceived of the rather unwieldy hashtag [#TheAfghanistanYouNeverSee].

Von drei Reisen nach Afghanistan in den letzten Jahren habe ich gut 2 000 Bilder veröffentlicht. Mit dem etwas unhandlichen Hashtag #TheAfghanistanYouNeverSee behalte ich den Überblick.

Das Mädchen im See [4]

Helmand [5]

Stausee der Kajakai-Talsperre [6]

Alex Ford [7], der 2011 als Sergeant der Royal Air Force sechs Monate in der afghanischen Provinz Helmand stationiert war, übernahm Loveless’ Hashtag.

Im Warfare Magazine [8] beschreibt Ford, warum ihm der Hashtag wichtig ist:

We have been involved in Afghanistan for almost 11 years now, and it has become commonplace to see images of the war back here. But generally those images tend to be more about the negative side of the conflict there. Pictures of flag-draped coffins driving through Wootton Bassett or out of Brize Norton… a picture of a soldier smiling, but the caption underneath giving the date he died. Sadly, the majority of the British population that supports the lads and lasses on the ground have no real insight into the story of the war out there; the story that is Afghanistan.

Wir sind jetzt seit fast elf Jahren in Afghanistan und die Menschen zuhause haben sich an die Bilder vom Krieg gewöhnt. Diese Bilder zeigen jedoch meist nur die negative Seite des Konflikts. Bilder von flaggengeschmückten Särgen im Städtchen Wootton Bassett oder auf dem Luftwaffenstützpunkt Brize Norton, das Foto eines lächelnden Soldaten, unter dem sein Todestag steht. Leider weiß die Mehrheit der Briten, die hinter den Kameraden und Kameradinnen im Einsatz steht, kaum etwas über den Alltag dieses Krieges, den Alltag von Afghanistan.

Einheimische Kinder [9]

Schulbücher [10]

Mittlerweile nutzen auch viele andere Afghanistanreisende den Hashtag, um Fotos zu zeigen, die man außerhalb des Landes in den traditionellen Medien kaum zu sehen bekommt.

Afghanischer Junge [11]

Auch der afghanische Fotograf Iqbal Ahmad Oruzgani [12] veröffentlicht seit einiger Zeit Fotos unter diesem Hashtag, um einen anderen Blick auf seine Heimat zu eröffnen.

Massenhochzeit [13]

Afghanische Mädchen [14]

[15]

Alle unter dem Hashtag veröffentlichten Fotos erhalten mehrere hundert Retweets, so dass die Fotografen ein breites Publikum erreichen.

Im Gespräch mit Global Voices freut sich Antony Loveless über diese Entwicklung:

Countless tweeters have said it’s the best use of a hashtag on twitter, ever, and I am currently in talks to produce a book based on the hashtag after countless people expressed an interest in buying one.

Zahlreiche Twitterer haben mir gesagt, dies sei der beste Twitter-Hashtag aller Zeiten. Derzeit verhandle ich über ein Buch auf der Grundlage dieses Hashtags, nachdem zahlreiche Menschen Kaufinteresse gezeigt haben.