Südsudanesischer Marathonläufer startet unter Olympischer Flagge

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Olympia 2012 in London.

Guor Marial, ein Sportler aus dem Südsudan, wird an der Olympiade 2012 in London teilnehmen, aber nicht unter der Flagge seines Landes. Marial wird beim längsten Rennen des Wettbewerbes – dem Marathon der Männer – als Unabhängiger [en] antreten.

Südsudan ist das jüngste Land der Welt. Es erklärte seine Unabhängigkeit [en] formell am 9. Juli 2011 und wurde noch nicht vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannt.

Martina Nicolls schrieb [en] über Guor auf dem Blog „Feast or Famine“ [Fest oder Hungersnot]:

„Guor Marial wird als unabhängiger Sportler laufen in Kleidung ohne Landesflagge oder Symbole. Er wird unter der olympischen Flagge starten. Der 28-Jährige wird bei dem Marathon antreten, der am 12. August stattfindet. Marials Geburtsland ist der Südsudan, welcher vor einem Jahr die Unabhängigkeit erhielt, aber bisher kein Nationales Olympisches Komitee gebildet hat. Das Land, in dem er zurzeit lebt, ist die USA. Marial, der seinen festen Wohnsitz in den USA hat, befindet sich im Prozess, die US-Staatsbürgerschaft zu erhalten. Er ist jedoch noch kein US-Bürger und kann deshalb nicht unter der Flagge der USA laufen.“

Guor Marial wird in London am Marathon der Männer teilnehmen. Foto mit freundlicher Genehmigung von www.RunBlogRun.com

Das IOK forderte Marial zunächst auf, für Sudan zu starten, aber er lehnte ab, da er nicht das Land repräsentieren wollte, aus dem er mit 15 Jahren geflohen war. Rajib Sen schrieb [en]:

Guor Marial wurde zu Beginn eines langwierigen Konfliktes im Süden des Sudan geboren, in dem Land welches gerade erst letztes Jahr das jüngste Land der Welt wurde – der Südsudan. Deshalb hat es auch bis jetzt noch kein nationales Olympisches Komitee gegründet, und kann kein Land zur Olympiade schicken, die diese Woche beginnt. Deshalb ist Marial nicht in der Lage sein eigenes Land zu präsentieren. Das IOK hat vorgeschlagen, dass er für den Sudan antreten soll, das ihn in sein Team eingeladen hat, aber Marial, der 28 Familienmitglieder im Krieg verloren hat, lehnt ab. „Ich habe meine Familie und Verwandte verloren und im Südsudan starben zwei Millionen Menschen”, sagte er am Telefon aus Flagstaff, Arizona, USA, wo er lebt. „Für mich wäre es Verrat an meinem Land und respektlos gegenüber meinem Volk, das für die Freiheit starb, einfach hinzugehen und den Sudan zu vertreten.

Es gibt zwei andere Sportler [en], die unter der olympischen Flagge antreten werden:

204 Länder werden an den Olympischen Spielen in London, die nächste Woche beginnen, teilnehmen. Aber Philipine van Aanhotl und Reginald de Windt werden nicht Teil einer Gruppe sein. Sie werden als unabhängige Olympiateilnehmer antreten, weil sie kein Land repräsentieren. Sie waren Bürger der Niederländischen Antillen der karibischen Inseln, einem Land, das am 10. Oktober 2010 aufgelöst wurde. Dementsprechend zog das Olympische Komitee seine Mitgliedschaft im IOK zurück. So waren die Standardteilnehmer bei Olympia ohne ein Land gestrandet, das sie repräsentieren konnten.

Nick Weldon vom Blog “Runner’s World“ [en] interviewte Marial:

Alles was ich tun kann, wenn ich die Erlaubnis bekommen, ist hinzufahren und aufgeschlossen zu sein. Man weiß ja nie. Aber jetzt ist es erst einmal wichtig für mich, da zu sein, mich der Welt und dem südsudanesischen Volk zu zeigen. Ich bin hier. Ihr seid hier. Ihr sein ein Land. Ihr seid hier. Was bedeutet, dass ich beim nächsten Mal, 2016, nicht mehr allein hier sein werde. Es gibt viele Kinder, die motiviert sein werden, wenn sie mich dieses Jahr sehen. Es wird mich sehr glücklich machen, diese Dinge passieren zu sehen.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Olympia 2012 in London.

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