Südkorea: Unterstützung für die Kastration ‘rückfällig gewordener’ Kinderschänder

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Am 23. Mai 2012 verkündete ein Regierungbeamter, dass das südkoreanische Rechtssystem entschieden habe, die chemische Kastration ‘rückfällig gewordener’ Kinderschänder in Kraft zu setzen. Die Mehrheit der südkoreanischen Internetnutzer brachte ihre Unterstützung für das neu eingeführte Gesetz zum Ausdruck. Außerdem gab es öffentliche Forderungen nach härteren Strafen für eine gröβere Bandbreite von Sexualstraftätern. Auch ein Anflug von Enttäuschung mit der aktuellen Gesetzesvollstreckung wurde sichtbar. Diese wird von vielen als „großzügig gegenüber Sexualstraftätern mit Ausreden” definiert.

Ein Sexualstraftäter und Pädophiler, der Kinder unter 10 Jahren vergewaltigte und unter dem Nachnamen Park bekannt ist, wird als erster im Land [en] mit Kastrierung bestraft. Einem AFP-Nachrichtenbericht zufolge [en] wird Park die nächsten drei Jahre alle drei Monate eine Spritze bekommen, die seinen Sexualtrieb minimiert.

Twitternutzer @kbyeongchae twitterte [ko]:

딸 키우는 사람으로서 화학적 거세 아주 찬성입니다.

Als jemand, der eine Tochter großzieht, bin ich total für chemische Kastration.
Syringe sketch
‘Freaky dream digital rework’ von Lisa Yarost auf Flickr (CC-BY 2.0)

Recht viele Leute twitterten halb-scherzhaft, dass sie an Stelle von „chemischer” Kastration für „körperliche” Kastration seien.

Twitternutzer @addapapa22 twitterte [ko]:

화학적거세 돈도 많이 든다던데 물리적 거세에 한표 던집니다.

Ich habe gehört, dass chemische Kastration eine Menge Geld kostet. Ich bin für ‘körperliche’ Kastration.

Jung Kyoung-hee (@sophie_styleführte aus [ko], warum das Gesetz ein wenig enttäuscht.

[…] (화학적거세) 첫 대상사도 확정되었는데, 년간 1인당 500만원정도가 든다고 합니다. 본인이 경제적능력이 안될 시 국가에서 지원한다고 하네요. 인권은 둘째치고 그런 인간들한테 들어가는 국세가 아깝다는 생각이드네요.

Sie (die Justizbeamten) haben entschieden, wer als erster chemisch kastriert wird. Aber ich habe gehört, dass solch eine chemische Behandlung pro Person im Jahr 5 Million koreanische Won ($4200 USD) kosten wird, und dass die Regierung die Kosten übernehmen wird, wenn man selbst nicht dazu in der Lage ist. Die Menschenrechtsaspekte mal ausgeklammert, ist es meiner Meinung nach eine Verschwendung, Steuergelder zugunster solcher Individuen auszugeben.

Twitternutzer @sedona326 argumentierte [ko], dass solche Maßnahmen für alle Kinderschänder gelten sollten, nicht nur für Wiederholungstäter:

어린이대상 성폭력범 화학적거세 초범부터 시행해야…..어린이에 대하여 재범, 2범, 3범의 성폭력을해야 화학적거세를 시행 한다는 것은 있을 수 없는일이다.

Alle Sexualstraftäter, die Kinder vergewaltigt haben, sollten chemisch kastriert werden, egal ob es ihre erste Straftat ist oder nicht … Es macht für mich keinen Sinn, dass wir abwarten, bis diese Straftäter ihr Verbrechen ein, zwei oder drei Mal wiederholen, bevor wir sie chemisch kastrieren.

Eine Verletzung der Menschenrechte?

Obwohl die Entscheidung der Regierung scheinbar starke öffentliche Unterstützung erfährt, bleiben chemische Kastrationen an sich ein höchst kontroverses Thema, vor allem im Hinblick auf Menschenrechtsaspekte. Nichtsdestoweniger haben viele Menschen die Maßnahme bisher unnachgiebig unterstützt und bisweilen sogar Menschenrechtsgruppen bezichtigt, „sich auf die Seite von Verbrechern zu schlagen”.

Twitternutzer @bk007kim sagt dazu folgendes [ko]:

피해자 인권보가 범죄자 인권을 더 생각하나? 추가범행으로 인한 잠재적 피해자를 위해서라도 화학적 거세에 찬성…생각 같아선 영구적 거세가 더 좋지만.

Ist es ihnen (Menschenrechtsgruppen) wichtiger, die Menschenrechte des Täters zu schützen als die des Opfers? Ich bin für chemische Kastration – auch zugunsten der potentiellen Opfer von Angriffen, falls wir den Täter freilassen, um weitere Straftaten zu begehen. Eigentlich würde ich permanente Kastration vorziehen, falls das je möglich sein wird.

Die bislang relativ kurzen Haftstraften für Sexualstraftäter haben die Menschen in Südkorea wütend gemacht. Es ist davon auszugehen, dass das Gesetz, welches chemisches Kastrieren erlaubt, eingeführt wurde, um der Forderung der Öffentlichkeit nach strengerer Rechtsdurchsetzung nachzukommen.
Der Tweet von Twitternutzer @wooriming t [ko] spiegelt die Besorgnis der Menschen über Koreas milden Gesetzesvollszug bei Sexualstraftätern wider:

[…] 4세7세아이를 수년간 성폭행 했는데도 불구하고 6년형 선고 재범우려가 없는 초범이기때문에 차후 전자발찌도 채우지 않는다네요..우리나라 법은 가해자에게 관대한 나라예요!! 착한사람만 억울한 세상!!!

(Mit Bezug auf einen anderen Fall) Ein Typ, der ein 4-jähriges Kind und ein 7-jähriges Kind mehrere Jahre lang sexuell missbrauchte, wurde lediglich zu sechs Jahren Haft verurteilt, da dies seine erste Straftat war. Er musste noch nicht einmal einen elektronischen Fußfessel tragen. Das Gesetz unseres Landes ist äußerst großzügig gegenüber Kriminellen. Es sind die guten Menschen, die auf dieser Welt ungerecht behandelt werden.

Die häufigste Ausrede von Sexualstraftätern ist, dass sie ihre Straftat „unter Alkoholeinfluss” begingen und sich nicht mehr daran erinnern können. In einigen Fällen führen solche Ausflüchte zu milderen Strafen.

Südkoreas berühmter Komiker Nam Hee-suk (@Brlove12) twitterte [ko]:

주변에 싸움 걸어 놓고, 또는 성폭행 하고나서…아주 G-ral을 하고나서 다음 날. 술에 취해 그런거다. 기억이 안난다? 아니되는말쌈..그럼 술병을 징역 보내리?

Einige Menschen, die eine Schlägerei initiieren, eine Vergewaltigung begehen oder andere furchtbare Dinge tun, sagen am nächsten Tag, dass sie unter Alkoholeinfluss standen und sich nicht mehr daran erinnern können. Bitte sagt das nicht. Denn wenn das wahr ist, sollten wir den Alkohol gefangennehmen.

In Deutschland, Schweden und einigen Staaten der USA wird chemisches Kastrieren bereits praktiziert. Südkorea wäre das erste asiatische Land, das solch eine Maßnahme einführt.

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