Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Kony 2012 [en].
Jeder, der Onlinebürgermedien in diesem Monat verfolgte, ist auf die aufgeheizte Debatte über die virale Kampagne von Invisible Children gestoßen, die das Ziel hat, den ugandischen Kriegsverbrecher und Rebellenführer Joseph Kony aufzuhalten.
Während die Kony-2012-Kampagne [en] mit Sicherheit die Aufmerksamkeit erhielt, die sie gesucht hatte, haben viele Ugander und Afrikaner das Gefühl, der Botschaft fehle es an Nuancen, die der Kontext verlangt, und sie sei eher darauf konzentriert, Geld für das Überleben der Organisation zu sammeln, als die vom Konflikt betroffenen Menschen zu stärken [en].
Des Weiteren hatten viele Afrikaner wieder einmal den Eindruck, dass eine weit verbreitete Beschreibung von Afrika sich um eine negative Geschichte drehte und den Aufwärtstrend, den der Kontintent erfährt vernachlässigt.
Als Gegenmaßnahme [en], begannen viele Leute auf Twitter zu veröffentlichen, “was sie an Afrika lieben”. Sie nutzten den Hashtag #WhatILoveAboutAfrica.
Die Initiative, die von Semhar Araia, einer Bloggerin des Diaspora African Women Network (DAWNS) [en], angeführt wurde [en], wurde am 13. März 2012 zum weltweiten Trending Topic bei Twitter.
Die andere Seite der Geschichte
Während niemand dem Film den Verdienst der Veröffentlichung der abscheulichen Verbrechen von Konys Lord's Resistance Army streitig macht, erklären die nachfolgenden Kommentare in Bürgermedien warum diese Debatte nicht nur ein “meme-Krieg” ist, sondern ein Versuch, die internationale Wahrnehmung und Beschreibung des ganzen Kontinents zurückzufordern.
Als einer Gruppe von Nordugandern, die Opfer von Konys Verbrechen, das Video von Invisible Children gezeigt wurde, waren sie nicht gerade erfreut über den Inhalt des Filmes, wie man in dem Beitrag [en] von Al Jazeera English sehen kann.
“Wenn die Leute in diesen Ländern sich um uns sorgen, dann sollten sie keinen Grund haben, T-shirts mit Konys Bild darauf zu tragen,” sagte ein Mann, “Das würde unser Leid feiern.”
Ein Ungander sagt bei einer anderen Vorführung: “Es gibt einige Menschen, einige NGOs, die die Verbrechen, die in Norduganda begangen wurden, nutzen, um Spenden zu sammeln.”
Die Kampagne, die positiven Seiten Afrikas zu zeigen, hat in sozialen Medien durchaus Schlagkraft gewonnen. Die amerikanische Studentin und Afrikaliebhaberin Karen Kilberg sammelte einige ihrer Lieblingsbeiträge [en] über das Meme und zitiert auch die afrikanische Bloggerin Tatenda Muranda [en] als Begründung für ihren Beitrag:
@IamQueenNzinga: Es ist an der Zeit die Ära des Afro-Optimismus durch Worte und Taten zu beginnen.
Der kenianische Journalist Paula Rogo sammelte bei Storify die “Besten und Schlimmsten” der “WhatIloveAboutAfrica” Konversation. Hier sind einige Beiträge dieser Auswahl:
@mwanabibi: #WhatILoveAboutAfrica Die Jugend! Hoffnungsvoll, optimistisch und innovativ
@Sarenka222: #WhatILoveAboutAfrica widerstandsfähige, scharfsinnige, mutige, unabhängige Presse, selbst im Angesicht der Einschüchterung (cc: @dailymonitor :)
@RiseAfrica: RT @texasinafrica: Innovationen, wie mobiles Geld, Krisenkarten durch Crowdsourcing #WhatILoveAboutAfrica
Der alte Kampf um die Darstellung Afrikas
Die Darstellung des afrikanischen Kontinents durch soziale Medien zurückzufordern, ist kein neues Vorhaben. 2007 braute sich eine ähnliche Kampagne in den afrikanischen Netzwerken zusammen, als einige prominente Blogger befreundete Blogger einluden, sich zu der Frage “Why I blog about Africa” [en] (“Warum ich über Afrika blogge”) zu äußern.
Der ivorische Blogger Théophile Kouamouo fragte 2008 [fr]:
Bloguons nous pour la diaspora et le vaste monde, coupé de nos contemporains sur le continent ? Blogue-t-on sur l'Afrique comme on blogue sur l'Europe ou l'Asie ? La blogosphère afro-orientée a-t-elle quelque chose de spécifique à offrir au concert de l'universel version 2.0 ?
Das Meme war dahingehend erstaunlich, dass es nicht nur in der westafrikanischen Region zahlreiche Reaktionen verursachte, sondern sich über den gesamten Kontinent auch in die anglophonen afrikanischen Blogosphäre [en] ausbreitete. Als Kommentar über das damalige Meme, lieferte Rombo von “What an African Woman Thinks” (“Was eine afrikanische Frau denkt”) eine inspirierende Antwort auf die Frage, was sie an Afrika liebt [en]:
Afrika ist unter meiner Haut. Afrika sind die Stimmen in meinem Kopf. Afrika ist das Jucken auf meinem Rücken, an das ich nicht ran komme.
[…] Sie ist wunderschön und sie ist stark und sie hat so viel zu geben, sie inspiriert mich und ich liebe sie wahrhaft wahnsinnig tief.
Sie ist geschlagen und verletzt und manchmal kaputt und ich liebe sie noch mehr.
Sie ist immer in meinen Gedanken und in meinem Herzen.
Es ist nicht so sehr, dass ich mir aussuche, über Afrika zu bloggen. Es ist vielmehr, dass ich es nicht nicht kann.
Ich wünsche mir wirklich, dass die ganze Welt in ihr sehen würde, was ich in ihr sehe.
Das ist ein anderer Grund, warum ich über Afrika blogge: Um diesen Wunsch zu erfüllen.
Sokari von Black Looks fügte damals hinzu [en]:
… sie macht mich wütend und frustriert, sie lässt mich hängen, nimmt ein Bad in der Menge und wird von einigen ziemlich finsteren Typen beeinflusst, viele davon aus fernen Ländern. Aber ich kann es nicht ändern, ich liebe sie sehr – sie lebt, sie ist real und weise mit so vielen wunderbaren bedeutenden Geschichten der Menschlichkeit und des Lebens. Sie ist reich an Gestalt und Geist. Ich liebe die Art, wie sie sich bewegt, ihren Gesichtsausdruck, den Geschmack ihres Essens und den Geruch und die Farbe der Erde.
Der Kampf um die Darstellung Afrikas ist tatsächlich eine alte Geschichte. Binyavanga Wainaina schrieb 2005 ein bekanntes Essay darüber, “Wie man über Afrika schreibt” [en]. Dieses Essay wurde zu einem Video mit dem Titel “Wie man nicht über Afrika schreibt” [en] erzählt von dem Schauspieler Djimon Hounsou:
Angesichts des langen übertönenden Kampf, die postitive Seite des Kontinents zu zeigen, kann man sich wundern, warum es so eine Herausforderung ist, die globale Perspektive des Kontinents zu verändern und warum es für so viele Menschen wichtig ist.
Eine Antwort auf die FRage, warum es wichtig ist, die positiven Seiten des Kontinents zu beleuchten, wurde während der TED-Africa-Konferenz von Euvin Naidoo, dem Präsidenten der Südafrikanischen HAndelskammer, angeboten. Er argumentiert, dass Vertrauen eine wichtige Komponente für Investitionen in Afrika ist, und dass ein besseres Verständnis aller Nuancen des Kontinents notwendig ist [en]. Er sagt:
George Kimble sagte: ‘Das einzig dunkle an Afrika ist unsere Ignoranz.’ Also lasst uns beginnen diesen eklektischen Kontinent, der so viel zu bieten hat, ans Licht zu bringen. […] Der erste Mythos, der widerlegt werden muss, ist, dass Afrika kein Land ist. Es besteht aus 53 Ländern. Zu sagen “Investiere in Afrika” ist also ein No-Go. Es ist bedeutungslos.
Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Kony 2012 [en].