Dieser Artikel wurde von Anna Bytom und Christina Maximini, Studierende des FTSK Germersheim, unter der Leitung von Dr. Eva Katrin Müller im Rahmen des Projektes „Global Voices“ übersetzt.
Am 21. März 2012 musste die erste Kammer des Obersten Gerichtshofs Mexikos [es] über den umstrittenen Fall der Französin Florence Marie Louise Cassez Crepin [en] urteilen, die zuvor wegen Schwerverbrechen, darunter wegen Freiheitsberaubung (Entführung), schuldig gesprochen worden war.
Laut dem Urteil [es] und den Informationen des Blogs México por Florence Cassez [es] (Mexiko für Florence Cassez) zufolge befindet sich die Französin seit dem 9. Dezember 2005 in Gewahrsam der mexikanischen Behörden. Sie war in der Nähe der Hauptstadt zusammen mit ihrem damaligen Lebensgefährten Israel Vallarta, der der Justiz bereits als „geständiger Straftäter“ bekannt war, festgenommen worden.
Cassez war von der ersten und zweiten Instanz im Strafprozess verurteilt worden und im Februar 2011 wies man ihren Schutzantrag zurück, was ihre Verurteilung bestätigte. Zu diesem Zeitpunkt kam es durch das Urteil zu diplomatischen Spannungen zwischen Mexiko und Frankreich, was ebenfalls in einem Artikel [es] auf Global Voices thematisiert wurde.
In den Tagen, bevor der Oberste Gerichtshof (SCJN) sein endgültiges Urteil fällte, wurde der Fall mit Spannung verfolgt und spaltete die Öffentlichkeit, da in dem Schutzantrag vorgesehen war, Cassez „sofort bedingungslos freizulassen“, weil ihre Grundrechte nicht respektiert und die Umstände ihrer Festnahme durch eine realitätsferne Inszenierung beeinflusst worden waren.
Einige Twitter-Nutzer äußerten sich zu dem Thema und richteten sich direkt an den SCJN und seine Richter, um sich Gehör zu verschaffen. So zum Beispiel Alessia Corcuera (@top_roping_ale), die sich folgendermaßen äußerte:
#NoSeOlvida que #Cassez fue detenida IN FRAGANTI y que una de sus víctimas la identificó plenamente desde el día 1 ccp @SCJN @JRCossio …
Später fügte dieselbe Nutzerin hinzu:
… los mexicanos esperamos que la @SCJN no sea un instrumento de impunidad. Exigimos castigo a los delincuentes!!! #Cassez ccp @JRCossio
Jedoch merkten andere Nutzer, wie @elmaquiavelo, an, dass Willkür in der Justiz keinen Platz hat:
no se puede hacer justicia con ilegalidades y arbitrariedades
In diesem Sinne zitierte der Nutzer @a_molinam einen Ausschnitt aus dem „Law of the Land“, einem englischen Gesetzesgrundsatz, welcher besagt:
“No Freeman shall be taken or imprisoned, or any other wise destroyed; but by lawful judgment of his Peers” Que se acuerde la SCJN #Cassez
Der Nutzer @Lamb_0f_God warf seinerseits die interessante Frage auf, ob ein mexikanischer Verbrecher in Frankreich bevorzugt behandelt werden würde:
¿Un SECUESTRADOR mexicano detenido en #Francia tendría las mismas CONSIDERACIONES que Florence #Cassez tiene en nuestro país? #Crimen
Der Autor des Blog de La_Morsa [es] gab zwar zu, nicht beurteilen zu können, ob Cassez schuldig ist oder nicht, äußerte sich aber dennoch zu dem Thema:
Yo no sé si Florence Cassez es realmente culpable o no. Conozco cómo nos las gastamos en cuestiones legales en este país, en donde si tienes dinero, la ley se puede estirar tanto como dinero puedas pagar. Aquí las leyes muchas veces se manejan y manipulan en términos de cuánto dinero pueden aportar los incriminados. Es así de lamentable el asunto.
Por otra parte, están los derechos de las víctimas, que han sido violentados. En consecuencia, la Suprema Corte está en un dilema lógico: si libera a Cassez, entonces hará mal. Si no lo hace, hará igualmente mal.
En mi opinión, mañana la Suprema Corte dirá que Cassez debe ser liberada. Eso ayudará probablemente a Sarkozy en su campaña de reelección, pero además, dejará al descubierto una vez más cómo se hacen los procesos legales en México. Ya tuvimos una película/documental, „presunto Culpable“, en donde se puede ver la manera sui generis, para decirlo amablemente, de hacer justicia en nuestro México.
Auf der anderen Seite stehen die Rechte der Opfer, die verletzt wurden. Jetzt steht der Oberste Gerichtshof vor einem Dilemma: Wenn er Cassez freispricht, wird er Unrecht tun. Wenn er sie nicht freispricht, wird er ebenfalls Unrecht tun.
Meiner Meinung nach wird der Oberste Gerichtshof morgen entscheiden, Cassez freizulassen. Das wird Sarkozy sicherlich im Kampf um die Wiederwahl helfen. Außerdem wird es noch einmal offen legen, wie hier in Mexiko Verfahren geführt werden. Es gab bereits die Dokumentation „Presunto Culpable“, in der man einen einzigartigen Einblick bekommen kann, um es nett zu sagen, wie hier in Mexiko Recht gesprochen wird.
Was diesen Fall betrifft, verurteilte Article 19 [es] die mutmaßliche Einschüchterung von Berichterstattern, die über den Fall Cassez berichteten:
En ese sentido, ARTICLE 19 desea manifestar su preocupación por la intimidación de que han sido objeto periodistas de medios nacionales e internacionales que han dado cobertura al tema en los últimos días. Hasta el momento se tiene conocimiento de tres casos de periodistas que han sido víctimas de acoso, seguimientos, intervención de comunicaciones y posible daño a su propiedad que pudo haber afectado su integridad física.
Das Urteil
Gegen 14:15 Uhr des 21. März 2012 wurde bekannt, dass Cassez auf Grund der Abstimmung der Richter zumindest für den Moment keine „uneingeschränkte und sofortige Freiheit“ erlangen würde. Der Journalist Joaquín López-Dóriga (@lopezdoriga1) berichtete:
Por 3 votos a 2, la 1a Sala de la Corte, rechaza libertad de Florence Cassez.
Der Fall wird einer anderen Instanz vorgelegt werden, um ein neues Urteil vorzubereiten. Der Jurist Miguel Carbonell (@MiguelCarbonell) sagte über die Auswirkungen der Abstimmung:
Todo sigue igual en #casoCassez Empieza de nuevo el asunto ante la Suprema Corte. El proyecto lo hará un Ministro distinto a Zaldívar.
Dass die Französin nicht freigelassen wurde, führte dazu, dass einige Twitter-Nutzer den Obersten Gerichtshof in Frage stellten. So zum Beispiel Alice López Franco (@Alice_NLF):
La SCJN no estuvo a la altura.
Cesar Cansino (@cesarcansino) schrieb:
HOY MÉXICO ESTÁ DE LUTO. LA SUPREMA CORTE TERMINÓ POR MATAR LA ULTIMA ESPERANZA DE JUSTICIA PARA UN PAÍS AGRAVIADO POR LA IMPUNIDAD
Die Nutzerin Montserrat García (@montse_garcia23) bemängelt, dass Verfahrensfehler berücksichtigt wurden (denn dass es solche gab, bedeutet nicht zwingend, dass es kein Verbrechen gab):
Las violaciones procesales no afecta la comisión del delito, no le encuentro sentido, volver a iniciar y resolver en una nueva sentencia
Andere Nutzer wie Rocío (@muy_rocio) jedoch haben sich über die Nachricht gefreut:
Que bueno q #Cassez se quedó en la carcel. Es culpable, es secuestradora
Cassez wird auf Grund der Abstimmung der Ersten Kammer des Obersten Gerichtshofs in Haft bleiben, aber ihr Fall wird auch noch in den nächsten Wochen in der Öffentlichkeit für Gesprächsstoff sorgen. Die Meinungen sind genauso geteilt wie die der Richter.
1 Kommentar
Bevor man ein falsches Urteil über einen unschuldigen Menschen fällt, sollte man sich unbedingt richtig informieren. Es liegt wohl “sehr viel Sinn darin, ein neues Urteil zu fällen”, denn es geht um das Leben einer unschuldigen jungen Frau, die niemand entführt hat und ihre angeblichen Opfer vor der Inszenierung der mexikanischen Polizei niemals gesehen hatte!
Es ist kein “Privileg”, Unterztützung bei seinem Kampf um Freilassung zu finden, wenn man unschuldig ist! Die Landsleute von Florence sehen das als wichtige Menschenrechte an. Ich würde mir wünschen, dass jeder unschuldige Mexikaner (auch Opfer der Ungerechtigkeit und der korrupten judikativen und exekutiven Behörden in Mexiko) von seinen Landsleuten die gleiche Unterstützung in so einem Fall bekommen würde. Es ist hingegen zutiefst menschlich und normal, unschuldig Verurteilten zu helfen.