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Republik Kongo: Wut und Solidarität nach Explosionen in Munitionsdepot

Kategorien: Subsahara-Afrika, Republik Kongo, Bürgermedien, Katastrophe, Regierung

[Alle Links führen zu französischsprachigen Webseiten.]

Einen Tag nach den Explosionen in einem Munitionsdepot in Mpila, einem Viertel von Brazzaville, am 4. März, versucht man nun, die Zahl der Opfer festzustellen. Neuere Schätzungen gehen von 150 bis 200 Toten und 1500 Verletzten aus. Die Benommenheit und Verwirrung nach den Explosionen sind der Wut und einem Gefühl von Solidarität gewichen.

Ein Pressespiegel zu den Explosionen auf Digital Congo [1] zitiert die Tageszeitung Le Phare, die einen detaillierten Bericht über die Katastrophe [2] liefert:

D’après les responsables congolais, les explosions ont été provoquées par un incendie dans le dépôt de munitions de la caserne du régiment blindé du quartier Mpila situé au bord du fleuve Congo. Des habitants sont encore prisonniers dans leurs maisons. Ils disent que tout le quartier Mpila a été détruit, a précisé Betu Bangana [Chef du protocole de la présidence congolaise]. Il y aurait plusieurs centaines de blessés.

Laut den kongolesischen Behörden wurden die Explosionen durch einen Brand im Munitionsdepot der Kaserne eines Panzerregiments in Mpila, am Ufer des Flusses Kongo, verursacht. Einige Anwohner sind noch immer unter den Trümmern ihrer Häuser verschüttet. Es heißt, das ganze Viertel von Mpila sei zerstört worden, erklärte Betu Bangana [der Protokollchef des kongolesischen Präsidenten]. Mehrere hundert Menschen sollen durch die Explosionen verletzt worden sein.

Ein von Lebeization [3] auf Youtube [4] veröffentlichtes Video zeigt die gravierenden Auswirkungen einer der Explosionen:

Dieses Foto aus dem Facebook-Album [5] von Congo Futur Espoir [6] zeigt, welche Art von Munition sich in dem Depot in Mpila befand:

[6]

Ein Foto der angeblich im Depot von Mpila gelagerten Munition – Von der Facebookseite von Congo Futur Espoir (veröffentlicht mit Genehmigung des Inhabers)

Die Wut der Bevölkerung richtet sich gegen die Tatsache, dass solche Waffen im Zentrum der Stadt gelagert wurden.

Ghislain Nardello [7] fragt in den Kommentaren auf Facebook [8]:

Pourquoi l'armement de notre force armée peut etre gardée au coeur de la Capitale (Brazaville)? Car ceci allait etre utilisé que pour la defense de notre nation contre les autres, mais aujourdh'hui cela a servi a la bataille contre nos propre frères et soeurs congolais, et aussi à la destruction des biens de l'État et des civils. Le gouvernement doit prendre en charge les morts et blessés et dédommager les familles et recontruire leurs biens.

Wie kann es sein, dass das Waffenarsenal unserer Armee im Herzen der Haupstadt (Brazzaville) gelagert wird? Diese Waffen sollten unser Land gegen Feinde verteidigen, aber heute haben sie ein Blutbad unter unseren eigenen kongolesischen Brüdern und Schwestern angerichtet und staatliches und privates Eigentum zerstört. Die Regierung muss sich um die Toten und Verletzten kümmern, die Familien entschädigen und ihre Häuser wieder aufbauen.

Chancel Moussavou [9] schreibt weiter [10]:

voila ce qui arrive quand on ne ne pense qu'aux armes! Tout cet argent dépensé pour l'achat de ces armes aurait servit a la construction d une ecole, d'un hosto ou bien d'une quelquonque entreprise! Comment les gens pouront ils se sentir en securité apres ce genre d accident! Franchement c'est pathétique!

So etwas passiert, wenn man nur an Waffen denkt! All das Geld, das für den Kauf dieser Waffen ausgegeben wurde, hätte für den Bau von Schulen und Krankenhäusern oder für die Gründung von Unternehmen verwendet werden können. Wie sollen die Menschen sich nach so einem Unfall wieder sicher fühlen können? Das Ganze ist einfach jämmerlich!

Die Krankenhäuser sind derzeit vollkommen überfordert, wie dieses [11] vom staatlichen kongolesischen Fernsehen gesendete und von Patrick Eric Mampouya [12] hochgeladene Video zeigt:

Die Kongolesen haben begonnen, Rettungseinsätze sowie Hilfsaktionen für die Familien und Freunde der Opfer zu organisieren. Die Nichtregierungsorganisation Synergies et Développement de l’Afrique (Zusammenarbeit und Entwicklung für Afrika) mit Sitz in Paris hat einen Aufruf [13] an die kongolesische Diaspora ausgesendet:

dans l’urgence, nous voulons renforcer les équipes sur le terrain ; apporter du matériel d’urgence médicale ou de première nécessité. Cela va des petits accessoires, des trousses de secours, des pansements, antiseptiques, petite chirurgie, compresses, médicaments, …

In dieser Notsituation wollen wir die Hilfsmannschaften vor Ort unterstützen und medizinisches Notfallmaterial sowie die wichtigsten Hilfsgüter bereitstellen. Das beinhaltet Verbandskästen, Verbandszeug, Desinfektionsmittel, kleinere chirurgische Instrumente, Kompressen, Medikamente…

Kongolesische Bürger haben sich auch daran gemacht, über einige Brazzaville gewidmete Facebook-Seiten [14] Hilfe zu mobilisieren.