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Marokko: Student inhaftiert wegen Beleidigung des Königs in einem Video

Kategorien: Nahost & Nordafrika, Marokko, Bürgermedien, Frauen & Gender, Meinungsfreiheit, Menschenrechte, Protest, Recht

Am Montag verurteilte ein Gericht in der marokkanischen Stadt Taza den 24-jährigen Studenten Abdelsamad Haydour zu drei Jahren Haft und einer Geldstrafe in Höhe von $ 1.200 wegen der Kritik am König von Marokko in einem Video [1] [ar], welches auf YouTube veröffentlicht wurde. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur [2] [fr], ist Haydour wegen “Angriffs auf die heiligen Werte der Nation” angeklagt.

Laut einer marokkanischen Nachrichten-Website [3] [fr] hatte Haydour keine Rechtsberatung während der Anhörung und das Gericht ernannte keinen Anwalt zur Verteidigung des Angeklagten, wie vom marokkanischen Gesetz verlangt wird.

Laut marokkanischem Gesetz wird der König als “unantastbar” angesehen. Aber die marokkanische Verfassung (Artikel 25) garantiert auch “Gedanken- und Meinungsfreiheit in all seinen Formen.”

Das belastende vierminütige Video [1] [ar] wurde Anfang Januar während einer Woche der sozialen Unruhen und gewalttätigen Auseinandersetzungen [4] zwischen Demonstranten und Polizei in der von Arbeitlosigkeit stark betroffenen Stadt Taza veröffentlicht.

In dem Video spricht Abdelsamad Haydour auf der Straße zu einer Gruppe von Menschen und kritisiert den König und seine Anhänger stark (Video gepostet von zawali66 [5]):

Das Urteil kam weniger als eine Woche nachdem ein 18-Jähriger in Rabat vor Gericht erschien [6] aufgrund einer Anklage wegen Majestätsbeleidigung. Er hatte Bilder und Videos veröffentlicht, die König Mohammed VI verspotteten.

Die Nachricht von dem Urteil gegen Haydour provozierte einige starke Reaktionen in sozialen Netzwerken.

Rasta Basta twitterte:

@Basta [7]: nur ein Gedanke: In #Marokko kommt man wegen Diffamierung Gottes nicht ins Gefängnis, wegen Diffamierung des Königs aber schon, für drei Jahre. Irgendwelche Schlussfolgerungen?

Samia Errazzouki twittert:

@Charquaouia [8]: Ich habe aufgehört zu zählen, wie viele Menschen in Marokko seit der neuen Verfassung und den Wahlen verhaftet wurden, nur weil sie sich mit Worten ausgedrückt haben.

Burrito twittert:

@Burrito_SB [9]: Wie viele Menschen sollten dafür verhaftet werden, nur weil sie ihre Meinung sagen, bevor wir realisieren, dass sich nichts geändert hat in #morocco #maroc

Trotz anhaltendem Wachstum leidet Marokko an hoher Arbeitslosigkeit, besonders häufig unter den Jungen. Mehr als ein Viertel der Absolventen findet keinen Job.

In vielen marokkanischen Städten finden täglich Demonstrationen wegen Arbeitslosigkeit statt, die oft von Hochschulabsolventen angeführt werden, welche die Öffentlichkeit einbeziehen möchten. In Rabat entzündeten sich vier dieser Demonstranten im letzten Monat selbst. Einer von ihnen verlor sein Leben.

Aber es ist die Stadt Taza, wo die sozialen Spannungen ihren Höhepunkt erreichten. Die Stadt erlebte mehrere Wochen von gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizei, die am 1. Februar darin gipfelten, dass die Polizei in einer Haus-für-Haus-Durchsuchung mehrere Aufständische verhaftete.

Am Dienstag, dem 17., wurden Personen aus Taza zu bis zu acht Monaten Haft verurteilt wegen “Vandalisimus und Zerstörung öffentlichen Eigentums”, berichteten lokale Medien.