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Südafrika: Antirassimusposter von Studenten erregt Aufsehen

Kategorien: Subsahara-Afrika, Südafrika, Bürgermedien, Ethnie & Rasse, Politik

Alle Links in diesem Artikel führen zu englischsprachigen Webseiten.

 

Die Democratic Alliance Students Organisation [1] (DASO) veröffentlichte kürzlich ein kontroverses Poster  [2]als Teil ihrer Antirassimuskampagne. Das Poster “In OUR future, you wouldn't look twice” (dt. „In UNSERER Zukunft würden Sie nicht zweimal hinschauen”) zeigt ein gemischtrassiges Paar, das sich umarmt.

Das Poster hat auf Facebook, Twitter und diversen Blogs großes Aufsehen erregt und sogar zur Kreation viraler Posterparodien geführt. Hier sind einige der Onlinereaktionen darauf.

Impendingboom [3] sagt:

Wenn man sich die Zeit nimmt, die Kommentare auf Facebook durchzulesen, bemerkt man, wie unterschiedlich Südafrikaner auf dasselbe Bild reagieren.
Wir können die Reaktionen grob in vier Kategorien einteilen:
1. Es ist kitschig und gehört in die 90er
2. Seine simplistische Darstellung von Rassenbeziehungen ist beleidigend
3. Es ist schön, wir brauchen mehr davon
4. Es ist widerlich, Sie haben meine Stimme verloren

[4]
Jacques Rousseau sagt auf synapses [5]:

Das ist, was das Poster bewirkt. Es hebt einfach nur die Tatsache hervor, dass viele Menschen zweimal hinschauen würden, wenn sie ein gemischtrassiges Paar sehen, und erinnert Betrachter des Posters daran, dass das in der perfekten DASO-Zukunft nicht der Fall wäre.

De Beer bemerkt [6]:

Solch eine Kampagne wird nie ohne Kritik auskommen. Es wird vor allem beanstandet, dass sie unmoralisch und unverhohlen sexuell ist und widersprüchliche Botschaften an die Jugend sendet. Darauf kann ich nur antworten: Wacht auf, willkommen im Jahr 2012. Es gibt Werbeanzeigen für Tampons, Schokolade und Kameras, die schlüpfriger sind. Das Poster wirbt auf keine Weise für sexuelle Promiskuität (wer sagt denn, dass die beiden nicht verheiratet sind? (Die CDP hat sich darüber beschwert.)). Die einzige Botschaft, die mit dieser im Widerspruch steht, ist die Botschaft von Hass und Ausgrenzung, die weiße und schwarze Erwachsene, die immer noch in der Steinzeit leben, ihren Kindern vorbeten.

Ich persönlich respektiere die Aussage, die hier gemacht wurde, und denke, es ist an der Zeit, dass das jemand sagt. Wäre diese Welt nicht ein besserer Ort, wenn die Menschen damit aufhören würden, das Verhalten anderer zu kritisieren, nur weil sie zu viel Angst haben, sich ihren eigenen Dämonen zu stellen?  Würden wir uns auf diesem Planeten nicht wohler fühlen, wenn die Gesellschaft Menschen nicht ausschließen sondern einschließen würde? Wenn Rasse, Kultur, Geschlecht und Religion nicht als Waffen benutzt würden? Man hat das Recht auf seine eigene Meinung. Und das ist genau der Punkt: SEINE EIGENE Meinung. Falls Sie gemischtrassige Beziehungen nicht mögen, dann GEHEN SIE KEINE EIN! Einfach, was?

Slicktiger wählt einen ironischen  [7]Ansatz:

Wie auch immer, die DASO-Typen sind auf einem ganz ANDEREN TRICHTER, indem sie diesen charna auf ihr politisches Poster setzen und ein ZENTRALES THEMA der südafrikanischen Gesellschaft ansprechen, nämlich dass es nicht genug Typen gibt, „WHO LIKE TO KLAP IT IN POLITICS”.

Jaqamba [8]wirft einen kritischen Blick auf die DASO:

Meiner Meinung nach machen sich die DASO und ihre Mitglieder mit den Postern lächerlich. Sie sind weder kontrovers noch sind sie eine geeignte Messlatte, um die ethnischen Beziehungen in Südafrika zu beurteilen. In jeder Gesellschaft, egal wie einheitlich sie angeblich ist, wird es Konservative und Fundamentalisten geben. Gleichermaßen gibt es (schwarze und weiβe) Südafrikaner, die unnachgiebig an ihren prädemokratischen oder aus der Ära der Apartheid stammenden Ansichten über Rasse und Sittlichkeit der Rasse festhalten. Da es jedoch keine Gesetze gibt, die ethnische Integration verhindern oder Rasse-Reinheit fördern, ist das Thema irrelevant und seine Debatte hilft der Gesellschaft Südafrikas auf keine Weise weiter. Die DASO, eine angeblich progressive Gruppe, scheint hier trockenen Kaugummi zu kauen.

Rosealix sagt [9] auf 10and5:

Während manche die Idee unnachgiebig befürworten, sind sich andere sicher, dass die DA der heutigen südafrikanischen Gesellschaft vorwirft rassistisch zu sein. Und während manche Konservative über die Nackheit entsetzt sind, haben andere gefragt, ob in der nächsten Ausgabe der Serie homosexuelle Liebe vorkommen wird. Einige bezeichnen die Idee als Stereotyp und einige sagen sie sei heutzutage irrelevant. Und auf jeden, der fassungslos über das kreative Niveau ist, kommt jemand, der sich fragt, worüber sich denn die Leute so aufregen.

Mafedi Selepe [10] merkt an:

Obwohl die DASO wahrscheinlich noble Absichten hat, können wir die irrigen Vorstellungen auf dem Poster, die das Resultat falscher Schlussfolgerungen sind, nicht ignorieren. Als ich da saß, verstimmt das Poster anschaute und die Methode anwendete, die ich in der bürgerlichen Schule gelernt hatte, kam ich zum dem Schluss, dass die DASO versucht, uns zu erklären, dass wir nur zusammenleben können, wenn wir bereit sind zu sagen, dass Weiße den Schwarzen überlegen sind. So wird die Schöpfung  von Hendrick Verwoerd [ideologischer Begründer der Apartheid-Politik]  einer freundlichen Gesellschaft, die ihre Differenzen kennt und annimmt, aufrechterhalten, aber vorsichtig zurechtgerückt. Damit bleibt die unausgereifte Regenbogennation ein Traum der Mandelas, der Sisulus und der Helden und Heldinnen usw.

AKanyangaafrica [11] erkennt, was das kontroverse Poster bewirkt hat:

Die Anzeigen führen unglücklicherweise dazu, dass man die Südafrikaner noch mehr ins Herz schließen will, auch wenn man das bisher nicht beabsichtigte. Sogar die sozialen Netzwerke brummten und viele warfen der Gruppe vor, sich als nichtrassistisch darzustelllen, obwohl das in Wirklichkeit nicht stimmt. Die Ansichten waren auf beiden Seiten der Rassengrenze vielfältig – aber man bekam den Eindruck, dass viele schwarze Bürger verärgerter waren als weiße, da sich die DA aus ihrer Sicht bei weitem nicht wie die nichtrassistische Oppositionspartei verhalten hat, als die sie sich selbst bezeichnete.
Die DA hat zwar vielleicht eines ihrer Ziele, die sie sich gesteckt hat, nicht erreicht (die Selbstporträtierung als Partei ohne Rasseschranken), aber sie hat bewirkt, dass die Südafrikaner das heikle und kontroverse Thema ‘Rasse’ diskutieren und gleichzeitig unsere rassistischen Tendenzen entblößt. Wenn wir die Poster ungewöhnlich oder abstoßend finden, impliziert das für Sarah Britten, dass wir ‘übermäßig auf Rasse fixiert sind’ und hinsichtlich der ‘nichtrassischen Prinzipien’ von der DA umerzogen werden müssen (meine eigene Hervorhebung).

Tsholo [12] beschreibt, was die Menschen sehen, wenn sie sich das Poster anschauen:

Wenn man die Rasse einer Person in den Mittelpunkt stellt, kann man den Rassismus nie ausmerzen, denke ich. Da das Poster letztendlich ÜBER Rasse ist, sieht man eine SCHWARZE Frau und einen WEISSEN Mann, wenn man sich das Poster anschaut, nicht einfach ein Paar.

SihleMthembu [13] glaubt jedoch, dass die Kampagne ein Erfolg war:

Ich persönlich finde, dass wir alle grundlos emotional werden, lol. Auch wenn es ein schwarzer Mann und eine weißes Mädel wären, die Botschaft, die übermittelt wird, wäre immer noch dieselbe. Ich denke, diese Kampagne ist ein Erfolg, da sie Diskussionen entfacht.  Ich denke, die Idee ist das Überqueren ethnischer Grenzen … und ich nehme an, dass diejenigen, die es schwer finden, diese Kampagne, so wie sie ist, zu akzeptieren, Individuen sind, die immer noch Probleme mit gemischtrassigen Beziehungen haben.

Hier sind einige der Reaktionen auf Twitter:

@wildebees [14]: Falls die Jugendorganisation einer politischen Partei in Groβbritannien derart viele Diskussionen auf Twitter auslösen würde, würde man ihr schiere Genialität bescheinigen. #DASO

@joshjordaan [15]: Ich habe gerade gehört, dass das gestrige #DASO-Poster heute morgen in den SkyNews war! International!

@ryguy_smith [16]: Wie gelingt es einem, den Mann zu finden, der auf den neuen homosexuellen #DASO-Postern posiert? Und wer hat ein Hochzeitskleid, das er mir leihen kann? :P

@simphiwedana [17]: Falls man etwas gegen den Rassismus tun will, sollte man die Privilegien der Weißen thematisieren. So wie es die Menschen in Duluth tun #DASO

@thealexparkere [18]: Gähn. Das #DASO-Poster erinnert einen total an JCR. Aber immerhin dient es dazu, die richtigen Leute zu verärgern.

@OliverHermanus [19]: Als jemand, der in einer gemischtrassigen Beziehung ist, schaue ich nicht zweimal hin & die Leute schauen nicht zweimal nach mir. Es ist relevant, aber ist die Zukunft nicht größer? #DASO

@scrookson [20]: Das DASO-Poster ist offensichtlich dazu kreiert worden, kontrovers zu sein. Aufmerksamkeit-verlangend, weil die DA das nötig hat?

Das Poster führte auch zur Kreation viraler Posterparodien [21] wie zum Beispiel diesen: