Peru: Rassismusdebatte in sozialen Netzwerken

Vor Kurzem ereignete sich in einem Einkaufszentrum in Lima ein Vorfall, der die Aufmerksamkeit auf das Thema Rassismus in Peru gelenkt hat: Ricardo Apaza, ein Einheimischer aus Cusco, wurde vom Wachpersonal eines Kinos respektlos behandelt [es], und es wurde ihm nicht erlaubt, den Filmsaal nach einem Besuch der Toiletten erneut zu betreten.

Einige Twitternutzer [es] berichteten darüber und bald wurde im Lokalfernsehen darüber berichtet, worauf öffentliche Angestellte [es], Nutzer sozialer Medien [es] und die lokale und internationale Presse [es] unterschiedlich reagierten. Das Kino wurde von den örtlichen Behörden nach dem Vorfall vorübergehend geschlossen [en].

Twitternutzer Israel Astete (@Isasbo) [es] schreibt:

Por que tanta gente se sorprende con racismo en #Larcomar , cuando lo encuentras en todos lados? basta de mucho chamullo y más acción.

Wieso sind so viele Leute überrascht über Rassismus in #Larcomar , obwohl es das doch überall gibt? Weniger Reden, mehr Handeln.

Martha Elena Risco Reyes [es] schreibt auf Facebook:

Realmente aún me sorprende que seamos capaces de discriminar, de creer que la diferencia hace que unos sean mejores que otros. Es una lástima lo sucedido en las salas de cine de Larcomar. Es alucinante cuando auténtico poblador usa su propio traje típico lo miramos raro y hasta lo discriminados, pero cuando un extranjero o algun personaje público se pone ese mismo traje “nos sentimos orgullosos”. Y eso que estamos en el boom del Perú y su diversidad. Por eso creo es importante recuperar el verdadero valor de nuestros saberes y sus verdaderos protagonistas.

Es überrascht mich wirklich, dass wir noch immer diskriminieren, dass wir noch immer glauben, die Unterschiede könnten dazu führen, dass die einen besser wären als die anderen. Das, was in den Kinosälen in Larcomar passiert ist, ist eine Schande. Es ist erstaunlich, dass ein echter Einheimischer schräg angeschaut oder sogar diskriminiert wird, wenn er seine eigene traditionelle Tracht trägt, aber wenn ein Ausländer oder eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens sich eben diese Tracht anzieht “wir uns stolz fühlen”. Und dass, obwohl wir uns gerade mitten in einem Aufschwung Perus und seiner Vielfalt befinden. Darum glaube ich, dass es wichtig ist, den echten Wert unserer Geschichte und ihrer echten Protagonisten wieder zu entdecken.

Nao Flores (@nao_flores) [es] kommentiert:

En fin !! Aqui en peru el racismo es muy fuerte ! Ojalaaaaaa algun diaaa se acabe #yodudo! Ojala soÑar no cuesta naaaa

Naja!!! Rassismus ist hier in Peru sehr ausgeprägt! Hoffentlich hört das eines Tages auf, #yodudo! [Ich bezweifle es]. Zum Glück kostet träumen nichts

Einige Blogger hingegen, wie Carlos Quiroz von Peruanista [es], fragten sich, ob dies ein echter Fall war, oder ob es sich um eine Art “Nebelwand” handelt, um Peruaner abzulenken; aber er stellte den Fakt, dass das Problem des Rassismus in Peru noch immer sehr lebendig ist, nicht in Frage:

La verdadera discriminación ocurre en los Andes con las mineras asesinando nuestra gente y destruyendo el planeta, ocurre en las calles de Lima con tanta publicidad racista.

Echte Diskriminierung findet in den Anden statt, wo Bergbauunternehmen unsere Leute töten und den Planeten zerstören, und auch in den Straßen von Lima mit so viel rassistischer Werbung.

Das Thema Rassismus wurde in der letzten Kampagne zur Wahl des Präsidenten sehr deutlich sichtbar, vor allem nach dem ersten Wahlgang [en], als deutlich wurde, dass Pedro Pablo Kuczinsky, der “weiße” Kandidat, es nicht in die Stichwahl geschafft hatte; er verlor gegen den “Indianer” [es] Ollanta Humala und den “Japsen” Keiko Fujimori.
Die Polarisierung der Bevölkerung war an Tweets, wie diesem von MiguelÁngel Cárdenas (@Dragonrampante) [es], gut zu sehen:

“Voy a pagarle la multa a mi empleada para que no vote por Ollanta”, le escucho a una ppkausa. Se merecen un Humala! pero nos friegan a todos.

“Ich werde das Bußgeld meiner Haushälterin zahlen, damit sie nicht für Ollanta stimmt”, hörte ich einen PPKler [Befürworter von Kuczynski] sagen. Die verdienen Humala! Aber sie plagen uns alle.

Ein paar der offensivsten Beiträge, wie dieser [es], wurden schnell durch Seiten wie Vergüenza Democrática [es] gemeldet, die zur Zeit auch über diesen neueren Fall von mutmaßlicher Rassendiskriminierung berichtet.

Peru ist in jedem Fall ein multikulturelles Land mit einem sehr komplexen Hintergrund (spanisch, indianisch, afrikanisch) und Immigration (Asiaten, Europäer) hat weiter zu dieser Vielfalt beigetragen. Vor Jahrhunderten, in der Zeit des Spanischen Vizekönigreichs, musste die dominante spanisch-kreolische Elite ihre privilegierte Stellung behaupten [es]. Sie erstellten also eine Art Kastensystem, in dem jeder “seinen Platz” kannte. Wenn man die peruanische Geschichte betrachtet, ist es deutlich, dass die politische Macht in Peru hauptsächlich in “weißen” Händen lag und Einheimische und andere nichtweiße Menschen ausgeschlossen wurden.

In Peru bedeutet “weiß” hauptsächlich nicht indianisch, nicht einheimisch, nicht afrikanisch, nicht farbig. Doch die tatsächliche Bedeutung von “weiß” (oder “pituco” im Slang) hat in Peru mehr mit wirtschaftlicher Macht und sozialem Status zu tun als mit DNA, wie BBC-Korrespondentin Lima Dan Collyns erklärt [en].

Kelly erklärt im Blog Mein Leben in Peru [en]:

“…es ist nicht die Art Rassismus, die ich in den USA gesehen habe, wo man wirklichen Hass für die sieht, die einer anderen Rasse angehören. Hier [in Peru] ist es eher eine Art Kastensystem, in dem man normalerweise annimmt, dass du einen höheren gesellschaftlichen Status hast – oder verdienst – wenn du bleichere Haut hast. Im Allgemeinen werden hellhäutigere Leute (echte Gringos oder hellhäutige Peruaner) respektvoller behandelt. Und wo ist letztendlich der Unterschied zwischen dieser und anderen Arten von Rassismus?”

Trotz der Existenz von Anti-Diskriminierungsgesetzen, einschließlich eines Gesetzes, das sich eigens mit der Bekämpfung der Rassendiskriminierung [en] in den Medien befasst, ist Rassendiskriminierung in Peru vielerorts [en] offensichtlich, selbst in öffentlichen Räumen [en] wie Stränden.
Um nur ein Beispiel zu erwähnen: Eine nicht-weiße Person wird eventuell nicht in eine Diskothek in einer modischen Nachbarschaft gelassen, wenn sie oder er nicht von einer reichen, weißen Person oder einem ausländischen Touristen begleitet wird. Die Ausreden sind meistens: “wir sind schon brechend voll”, “wir veranstalten eine private Veranstaltung” oder “nur für Mitglieder”.

Der Blog Estamos Jodidos (“Wir sind am Arsch”) [es] fragt:

En pleno siglo XXI ¿cómo es posible que sigamos siendo tan trogloditas e ignorantes para discriminar a las personas por su aspecto, origen,  vestimenta o el motivo que sea?

Wie ist es möglich, dass wir mitten im 21. Jahrhundert noch immer so primitiv und ignorant sind, Personen wegen ihres Aussehens, Herkunft, Kleidung oder welchem Grund auch immer zu diskriminieren?

Die Situation hat auch die Aufmerksamkeit des peruanischen Bürgerbeauftragten [es] Eduardo Vega auf sich gezogen, dessen Büro zur Zeit an einer Strategie zur Bekämpfung von Rassendiskriminierung arbeitet [es]. Und die Lage verändert sich langsam. Viele erinnern sich noch immer daran, dass 2007 ein vornehmes Restaurant, Cafe Del Mar [es], zwei Monate lang geschlossen [es] und zu einer Strafe von 70.000 Dollar verurteilt wurde, nachdem einem Mestizenpaar der Eintritt verweigert worden war.

Dennoch sind noch mehr Initiativen und Richtlinien (Gesetze, Aufklärungskampagnen usw.) nötig, um den Rassismus in Peru zu bekämpfen. Die heutige Regierung muss sich vielen unfertigen Aufgaben und Herausforderungen stellen, um die peruanische Gesellschaft wirklich inklusiv zu gestalten.

Überarbeitet von “Peru: Racism, still a pending issue“, ursprünglich veröffentlicht von Latina Lista.

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