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Mosambik ist ein Land mit wenigen “Superbloggern”. Es gibt nicht viel über das man bezüglich freier Meinungsäußerung im Internet berichten könnte. Das rasante Wachstum Facebooks (dank mobiler Nutzung) jedoch hat einer mutigen Person zum Aufstieg innerhalb dieser blau-weißen Pinnwand-Welt verholfen.
Edgar Barroso ist ein 28-jähriger Staatsbediensteter der auf Facebook als “Apóstolo da Desgraça” (wörtlich übersetzt der Apostel in Ungnade, eine ironische Bezeichnung für jene, die nie müde werden Missstände anzuprangern sowie eine Referenz an zeitgenössische mosambikanische Literatur) über 1.800 Freunde hat. Er ist zu einer der einflussreichsten Online-Persönlichkeiten in Mosambik herangewachsen, der die Plattform als eine Art Blog benutzt.
Der Apostel hat in jeder Provinz des Landes Freunde – dort wo es Mobiltelefone gibt kann man sicherlich davon ausgehen, dass seine Beiträge gelesen werden. Seine Beiträge bekommen regelmäßig über 40 Kommentare, manchmal sogar über 150. Er hat sein Profil offen gelassen, sodass es ein nahezu öffentliches Forum ist.
Der Apostel ist zu einer Art Sparringspartner und Freund von Journalisten herangereift – vor allem aufgrund seiner witzigen und kritischen Kommentare über die Politik und die regierende Elite.
Der Apostel hat das Missfallen der regierenden Partei Frelimo (seit der Unabhängigkeit des Landes 1975 an der Macht) erregt, vor allem während der Nachwahlen in drei Städten im Norden des Landes. Er hat geholfen, die Stimmen jener zu Wort kommen zu lassen, die die Wahlkampagnen kommentierten, indem er Fotos und Kommentare weiterverbreitet hat.
Als die wichtige Stadt Quelimane vor der Übernahme durch die Opposition zu stehen schien (siehe auch unser Bericht [en]), verbreitete der Apostel drei Tage vor den Wahlen vom 7. Dezember auf Facebook einen Brief/Artikel den er folgendermaßen betitelte: “CARTA ABERTA AOS MEUS IRMÃOS DE QUELIMANE (por favor, imprimam e espalhem este texto ao maior número possível de eleitores)”, also “Offener Brief an meine Brüder in Quelimane (bitte druckt diesen Text aus und verbreitet ihn an so viele Wähler wie möglich)”.
É impossível olhar para a cidade e fingir que está tudo bem. Não é o secretário do partido, o ministro tal ou o deputado fulano, que nunca residiram nesta cidade, que saberão mais do que nós mesmos o que é melhor para a nossa terra. Estranhemos a razão de hoje eles estarem todos em Quelimane e de terem largado as suas extra-terrestres mordomias, protocolos e regalias, apenas para pisarem o mercado sujo e mal cheiroso onde vendemos e passamos grande parte da nossa vida, implorando-nos o voto e nos prometendo um futuro paradisíaco que nunca nos foram capazes de proporcionar nestes anos todos que estiveram à frente do município. Onde estavam eles até há um mês atrás?
Im Vorfeld der Wahlen hat er einige Videos des kritischen Hip-Hop-Künstlers Azagaia veröffentlicht, und seine Freunde dazu aufgefordert wählen zu gehen, einschließlich der “Combatentes de Fortuna” (Soldaten des Glücks) und der “Povo no Poder” (Volk an der Macht).
Der Apostel hat sich sehr wagemutig gezeigt in seinem Umgang mit Sprechern der regierenden Partei, die er oft beim Namen genannt hat. In einem Land, in dem solche politischen Meinungsäußerungen eher kleinen, unabhängigen Zeitungen vorbehalten sind, ist solch ein Verhalten sehr konfrontativ. Es macht ihn auch angreifbar.
Morddrohungen
Nachdem die regierende Partei in der Bürgermeisterwahl von Quelimane verloren hatte, erhielt Barroso eine ernsthafte Drohung per SMS auf sein Handy. Er hat diese Nachricht mitsamt der Telefonnummer komplett online gestellt und um Kommentare gebeten:
“EDGAR BARROSO, ED MALUCO OU APOSTOLO DA DESGRACA…. Esperamos que no ano que se aproxima , CONTROLES tudo o que vais escrever… Cuida da tua vida, da tua familia, teu empreguinho, trata de construir uma familia e NAO TE ENGANES COM AS AMIZADES porque gracas a elas sabemos teus passos todos. […]
Innherhalb weniger Stunden wurden mehr als 200 Kommenatre zu dieser Drohung abgegeben, die große Merhheit mit unterstützenden Worten für Barroso. Ein Troll der regierenden Partei attackierte ihn und seine Freunde zögerten nicht, ihn sofort zu verteidigen.
Der Apostel reagierte trotzig auf die Drohung indem er sagte, dass er nun nur noch offener reden würde, dass er keine Angst habe getötet zu werden oder seinen Job zu verlieren und dass er wisse, wer für diese Drohung verantwortlich sei. Er schrieb:
Você (ou vocês) meteram-se com o gajo errado. Eu sou o Edgar, não sou nenhum parvo. Da mesma forma que coloquei a OJM ou o CNJ em coma é do mesmo modo que colocarei, eu e os demais servos do povo que comungam dos mesmos princípios e valores comigo, o vosso sistema de mentiras, trafulhices, podridão, hipocrisia, crime e derivados em MORTE NATURAL (OU INDUZIDA).
Burro(s).
Idiot(en).
Nach der Drohung wurde er das erste Mal für das Mosambik TV interviewt, was zeigt, dass der Apostel nicht plant seine Kritik bald verstummen zu lassen.