Im Winter begleitet in den Niederlanden eine Figur namens Zwarte Piet (Schwarzer Peter) Sinterklaas (der heilige Nikolas von Myra, auf dem der Weihnachtsmann basiert) während des jährlichen Festes, das am Abend des fünften Dezembers oder am Morgen des sechsten Dezembers mit Süßigkeiten und Geschenken für alle guten Kinder gefeiert wird. Dieser traditionelle Feiertag ist in den Niederlanden ebenso wichtig wie Weihnachten.
In den letzten Jahren ist die Rolle des Zwarten Piets Teil einer immer wiederkehrenden Debatte in den Niederlanden geworden, da einige Bürger Anstoß an Feiertagsverkleidungen mit schwarz angemalten Gesichtern nehmen. Der Erzählung nach sind die Begleiter von Sinterklaas Mauren die ihm helfen die Geschenke zu den Kindern zu tragen wenn er mit dem Boot aus Spanien ankommt.
Die Tradition ist weiterhin beliebt, obwohl manche dazu bewegt wurden gegen etwas zu protestieren, was sie als rassistische Symbolik ansehen. Am zwölften November 2011 wurde in Dordrecht ein Demonstrant verhaftet [en], der ein T-Shirt mit der Aufschrift ‘Zwarte Piet is racisme‘ (Schwarzer Peter ist Rassismus) trug. Hierbei wurde die Polizei unverhältnismäßiger Gewaltanwendung [en] beschuldigt. Die T-Shirt-Kampagne hat ihren eigenen Tumblr Blog [nl] mit Fotos und eine Facebook-Seite [nl] mit mehr als 800 Fans.
Der Blogger von Stuff Dutch People Like [en] hat 2010 über die Tradition vom Zwarte Piet [en] geschrieben:
Du weißt, dass es wieder einmal so weit ist, wenn du in den Niederlanden auf der Straße von einem Niederländer begrüßt wirst, der sich das Gesicht schwarz mit hellroten Lippen geschminkt, eine Afroperücke aufgesetzt und ein lächerliches clownartiges Kostüm angezogen hat.
Der Niederländische Graffitikünstler und Blogger BNE postet ein paar Fotos vom Zwarte Piet und fragt: “Ist die Tradition vom “Schwarzen Peter” des niederländischen Feiertages von Sinterklaas rassistisch?” [en]:
Diese “Tradition” hat sich im Laufe der Jahre entwickelt, teilweise aufgrund wachsender Proteste von Gruppen, die diese Darstellungen anstößig finden. Heutzutage wird behauptet, dass das schwarze Gesicht dem Fakt zuzuschreiben ist, dass die Helfer durch Kamine gestiegen sind und ihre Gesichter deshalb mit Ruß bedeckt sind. Was jedoch niemand deutlich erklären kann, ist die Art von Ruß die eine solche Uniform unbefleckt lässt und sich ansonsten gleichmäßig verteilt. Oder, schlimmer noch, warum diese “Kaminbewohner” in einem falschen Akzent sprechen, der die schwarze Bevölkerung der früheren niederländischen Kolonie Surinam parodiert.
Ethnologe und Blogger Martijn de Koning von CLOSER [en] erklärt in Fröhlicher Schwarzer Diener – Tradition und Rassismus in den Niederlanden: [en]
Ich erwarte in dieser Tradition so bald keine Veränderung. Es sollte jedoch klar sein, dass der Schwarze Peter ein Konstrukt und eine Erfindung ist, die sich im Laufe der Zeit bereits verändert hat. Die derzeitige Tradition hat viele negative Assoziationen verloren, was zum Teil positiv ist, doch die negative Seite ist, dass dies den Rassismus mehr versteckt. Nichtsdestotrotz denke ich, dass diese niederländische Tradition optimal geeignet ist, um junge Kinder über Rassismus, Kolonialismus und Religion im Laufe der Geschichte aufzuklären. Vielleicht wäre das ein Ansatzpunkt für zukünftige Veränderung?
Auf der Reisewebsite Off Track Planet [en] gibt Anna Starostinetskaya die folgende Antwort auf die Frage Was zur Hölle ist Zwarte Piet? [en]:
Ist Peter nun eine Kindererzählung oder eine rassistische Gestalt? Wir versprechen, dass es keine endgültige Antwort gibt. Wir sagen nicht, dass diese Tradition schwarze Menschen nicht auf eine rassistische Art und Weise vergegenständlicht, und es ist verständlich, dass Amerikaner dieses Thema sehr ernst angehen, da Zwarte Piet visuell sehr stark an unsere eigenen rassistischen Wurzeln erinnert. Aber Amerikaner müssen sich auch im Klaren darüber sein, dass unsere eigene Geschichte uns dazu treibt, unser Wissen über unsere eigenen rassistischen Vergangenheit auf Traditionen anzuwenden, die abgesehen von schwarzer Schminke nichts gemeinsam haben könnten. Obwohl es in gewisser Weise rassistisch sein kann, dürfen wir unsere eigene rassistische Geschichte nicht auf die Tradition eines anderen Landes projizieren und behaupten, es wäre dasselbe. In jedem Fall hoffen wir, dass eine glückliche Mitte existiert, die keine Schlümpfe, Liliputaner oder vollständige Amerikanisierung von Welttraditionen mit sich bringt.
Im Blog Tiger Beatdown [en], unter Flavias Eintrag “Wenn du während der Zeit der Schwarzen Gesichter in den Niederlanden gegen Rassismus demonstrierst, wirst du zusammengeschlagen und verhaftet” [en] wiederholt ein Kommentar von Elfe [en] das oben erwähnte:
Ich habe deinen Beitrag gelesen, weil ich verstehen musste, warum ich diese Tradition nicht rassistisch finde… Die “Sklaven” oder “Helfer”, wie du sie nennst, sind nicht lächerlich: sie sind Pagen, keine Clowns, und sie tragen feine Kleider, sie stolzieren nicht halbnackt mit einem Knochen durch die Nasenlöcher wie ein Haufen Wilder (oder wie Josephine Baker und ihr Bananenrock). … Wie “Tim im Congo” [en] sind die Zwarte Piets eine Erinnerung an die Vergangenheit. … Ich weiß, dass es sehr beleidigend für Schwarze in Amerika ist, weiße Leute mit schwarz angemaltem Gesicht zu sehen (aber ich musste erst in den Vereinigten Staaten leben, um zu verstehen warum: eine Zeit, in der es Schwarzen nicht einmal gestattet war, ihre eigene Rolle im Theater zu spielen). … Wie die Rapper, die sich entschieden haben, dass das N-Wort ihnen gehört, können wir diese Tradition nicht einfach ignorieren wenn sie uns verärgert. Mir persönlich könnte es egaler nicht sein. Ich als Afrikaner sehe die Zwarte Piets nicht als Schwarze an (sie sehen nicht aus wie ich oder irgendein Afrikaner den ich kenne) … Um sich von ihnen beleidigt zu fühlen, muss man wirklich ein wirklich schlechtes Selbstbewusstsein haben. Tut mir leid, wenn ich politisch inkorrekt bin…
1 Kommentar