Indien auf dem afrikanischen Kontinent dicht hinter China

Dieser Artikel wurde von Richard Pearson und Amanda Stanfield, Studierenden des FTSK Germersheim, in einer Veranstaltung von Dr. Susanne Hagemann im Rahmen des Projektes "Global Voices" aus dem Englischen übersetzt.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Global Development 2011 [en].

Im Mai fand der zweite Indien-Afrika-Gipfel im Hauptsitz der Afrikanischen Union im äthiopischen Addis Abeba statt. Der Gipfel führte zur Annahme [en] der Erklärung von Addis Abeba [en] und des Kooperationsplans zwischen Indien und Afrika [en].

Aus Anlass des Gipfels kommentierten frankofone Blogger aus Afrika den Konkurrenzkampf zwischen China und Indien um Einflussnahme auf den Kontinent. Auch die folgende Video-Satire auf YouTube von TheLeadersOfTheWorld wurde durch den Gipfel inspiriert:

Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh. Von Agência Brasil, Creative Commons (2.5 Brazil).

Indiens Ministerpräsident Manmohan Singh. Von Agência Brasil, Creative Commons (2.5 Brazil).

Die Zeitung journaldutchad.com [fr] fasste die Schlüsseldaten des Gipfels zusammen:

Indien zeigt sich großzügig, und die Rechenmaschinen laufen sich bereits heiß. So stellt Indien dem afrikanischen Kontinent über die nächsten drei Jahre Entwicklungskredite in Höhe von 2400 Milliarden CFA-Franc (umgerechnet 5 Milliarden US-Dollar) in Aussicht. Darüber hinaus kündigt Ministerpräsident Manmohan Singh die Absicht seines Landes an, dem Kontinent, dessen Entwicklungsziele er uneingeschränkt unterstützt, Subventionen in Höhe von 336 Milliarden CFA-Franc (700 Millionen US-Dollar) zu gewähren.

Patrice Garner [fr] informiert auf afrique7.com über weitere Details [fr] zu den Projekten:

Nach der Devise "Taten sagen mehr als Worte" und ganz im Sinne der neuen Kooperation werden neue Institute in ganz Afrika gebaut: zum Beispiel in Ghana für Informationstechnologie, in Burundi für Ausbildung, Planung und Verwaltung sowie in Uganda für Außenhandel und in Botswana für Diamantenforschung.

Die Investitionen Indiens seien bereits im Alltag der Afrikaner sichtbar [fr], schreibt Assanatou Baldé [fr] unter Afrik.com:

Der indische Telekommunikationsriese Bharti Airtel ist einer der wichtigsten Investoren; er hat bereits 10 Milliarden US-Dollar ausgegeben, um sich Zugang zum Mobilfunksektor in 15 Ländern Afrikas zu verschaffen. Der indische Automobilproduzent Tata unterhält Handelsbeziehungen mit 11 Ländern des Kontinents und kontrolliert zudem den öffentlichen Personenverkehr in Uganda sowie im senegalesischen Verwaltungsbezirk Thiès.

 

Ein Kleinbus der Firma Tata in Afrika. Von Robin Elaine bei Flickr (CC BY 2.0).

Ein Kleinbus der Firma Tata in Afrika. Von Robin Elaine bei Flickr (CC BY 2.0).

Auf der Online-Bürgerplattform Flamme d'Afrique, les autres voix de l'Afrique (Die Flamme Afrikas – andere Stimmen Afrikas), die vom Panos-Institut eingerichtet wurde, ist eine Debatte im Gange, bei der Ousseini Issa die Unterschiede [fr] in den Herangehensweisen Chinas und Indiens in Afrika analysiert:

Die Ansätze der beiden Länder in Afrika auf dem Gebiet des Handels und der Zusammenarbeit sind unterschiedlich. Während Indien seinen Privatsektor mit Subventionen dabei unterstützt, im Rahmen einer Strategie von Fusionen und Übernahmen afrikanische Unternehmen aufzukaufen, zieht es China vor, direkt mit Regierungsstellen zusammenzuarbeiten. Doch auch Indien ist bestrebt, regionale Wirtschaftsorganisationen wie ECOWAS (Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten) und SADC (Organisation zur politischen und ökonomischen Entwicklung des südlichen Afrikas) in sein Engagement mit einzubeziehen. […] Für viele ist es wichtig, dass der Kontinent nun neue Beziehungen aufbaut und sich dabei von denen zum Norden loslöst, der jahrhundertelang den Süden ausgebeutet hat.

NIBIZI [fr] hofft, dass die Partnerschaft ein neues Zeitalter einleitet:

Diese neue Form der Partnerschaft sollte den afrikanischen Staats- und Regierungschefs klarmachen, dass sie sich jetzt von den alten korrupten Praktiken, die dem Kontinent lange Zeit schweren Schaden zugefügt haben, trennen müssen. Der Frage der Menschenrechte muss Vorrang eingeräumt werden, wenn wir aus dieser Partnerschaft den größtmöglichen Nutzen ziehen wollen. Damit könnte man Kriegen und internen politischen Machtkämpfen, die bis heute einen Neuanfang in Afrika verhindern, ein Ende setzen.

karl sieht die Sache pragmatischer. Er ist zuversichtlich und zugleich besorgt [fr], insbesondere wegen des möglichen "Land Grabbing":

Dieser Gipfel sollte Afrika die Gelegenheit bieten, in Verhandlungen neue Formen der Zusammenarbeit zu vereinbaren, um das dringende Problem der Energieversorgung zu lösen. Dabei sollte aber auch der aktuellen Praxis des Verpachtens bzw. Verkaufens afrikanischen Bodens Einhalt geboten werden, und zwar mindestens so lange, bis afrikanische Landwirte um die Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln und das Recht auf menschenwürdigen Wohnraum nicht mehr kämpfen müssen.

Auf der Website des Radiosenders Radio France International gab es viele Kommentare [fr] zu einem Artikel über den Addis-Abeba-Gipfel. Hier kritisieren die Leser [fr] wesentlich offener das französische postkoloniale Kooperationsmodell, das in den Lyrics zu einem Lied des afrikanischen Sängers Alpha Blondy als "L'indépendance sous haute surveillance" [fr] (Unabhängigkeit unter strenger Kontrolle) deutlich abgelehnt wird.

Kamerun [fr]:

Wir freuen uns, dass Indien und China auf den afrikanischen Kontinent kommen. Das wird uns ermöglichen, die imperialistischen Diebe zu vertreiben, die den Kontinent seit 1960 plündern. […]

Anonym [fr]:

[…] Wenn der ivorische Präsident Ouattara in nächster Zeit die gewinnträchtigen Märkte für Indien und China öffnet und sie Frankreich vorenthält, wird er nicht lange an der Macht bleiben.

Ma belle Afrique [fr]:

Der Kooperationsversuch Indiens mit Afrika ist altruistischer als der Frankreichs unter Sarkozy. Von nun an müssen sich die Afrikaner von Ländern abwenden, die Governance unter Zwang betreiben.

RéaPar [fr]:

Solche Formen der Kooperation mit Europa und den BRIC-Staaten, die die natürlichen Ressourcen Afrikas begehren, sind keine nachhaltige Lösung für die Entwicklung des Kontinents. Die Kooperation muss eine langfristige Vision für die Zukunft Afrikas enthalten, sodass Afrikaner eines Tages Autos in Indien, China oder Frankreich verkaufen können (vielleicht übertreibe ich hier). Nur durch Ausbildung der Jugendlichen, Demokratie und langfristige zielgerichtete Wirtschaftspolitik kann Afrikas Politik der ausgestreckten Hand (erbetteln) beendet werden.

Der Addis-Abeba-Gipfel gab einer Percussion-Band aus der Stadt Rufisque (südöstlich von Dakar) die Gelegenheit, ihre westafrikanische Kultur in Äthiopien vorzustellen. Chérif Faye [en] gab auf der Website rufisquenews.com [fr] bekannt, dass die Band eine Einladung von der Indischen Botschaft in Senegal bekommen habe, in Äthiopien ihre Musik zu präsentieren:

Die Kër-Gi-Band aus Bargny wird mit einer Darbietung namens "Guur-Nduuy" auftreten, die das reiche Erbe der Léboue-Kultur [en] vergegenwärtigt.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Global Development 2011 [en].

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