Der Selbstmord der Sportkommentatorin Song Ji-seon, die für den nationalen Fernsehsender MBC arbeitete, hat in Südkorea eine hitzige Debatte über die Rolle und den Einfluss sozialer Mediennetzwerke ausgelöst.
Südkorea hat mit eine der höchsten Selbstmordraten weltweit und dieser jüngste Fall hat für eine erneute Debatte um das gesundheitspolitsche Problem des Landes gesorgt.
Trifft die sozialen Netzwerke eine Teilschuld?
Song ist mehr und mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit geraten nachdem ihre Beziehung zu dem koreanischen Baseballspieler Lim Tae-hoon unbeabsichtigt publik wurde. Die Meldung, der eine sofortige Leugnung folgte, basierte auf einem tagebuchähnliche Post auf Song's Cyworld [ko] Account (koreanische Version von Facebook).
Der ursprüngliche Post wurde gelöscht, eine Bildschirmdarstellung davon kann allerdings noch immer Online gefunden werden. Trotz Hacking- Vorwürfen wird angenommen, dass dieser Post von Song selbst verfasst worden war.
Die bekümmerte Sportkommentatorin war höchstwahrscheinlich mit böswilligen Onlinekommentaren [ko] zu ihre Beziehung konfrontiert worden. Darüber hinaus musste sie mit einer Suspension oder sogar Kündigung rechnen. Songs Kommentare über ihren seelischen Zustand lösten bei ihren Twitter-Anhängern Bedenken [ko] aus. Bis zu ihrem Tod postete sie diese besorgniserregenden Tweets.
Es wurde eine spezielle Webseite zu disem Thema erstellt. Auf LimTae-hoon.com [ko] sind zum Einen die angeblich intimeren Einzelheiten der Beziehung zwischen Song und Lim zu finden, zum Anderen wird hier aber auch Songs verfrühter Tod beklagt. Aufgrund des zu hohen Webverkehrs, war der Zugriff auf die Seite gestern nicht mehr möglich.
Das Internet wurde allerdings auch für eine gesonderte Art der Kritik an Lim missbraucht. Einige Internetportale sperrten die Kommentarfelder zu den Artikeln die über das Thema berichteten.
Reaktionen der Massenmedien
Die größte südkoreanische Sportzeitung, Sport Seoul, deutete an [ko], dass die sozialen Mediennetzwerke eine Teilschuld an Songs Tod trifft. Die Zeitung zitierte eine Quelle aus Regierungskreisen laut der über soziale Netwerke Lügen und Spekulationsaritkel ausgetauscht und rapide verbreitet werden.
Internetnutzer haben diese Haltung als unverantwortlich und abwegig kritisiert. Selbstmord ist bekanntlich ein komplexes Problem mit verschiedenen Ursachen.
Bestimmte Arten der Berichterstattung zum Thema Selbstmord scheinen suizide Verhaltensweisen verletzlicherer Menschen noch zu verstärken. Aus diesem Grund halten sich die meisten Nachrichtenagenturen an Richtlinien zur verantwortungsbewussten Berichterstattung.
Twitter Nutzer @rselove83 tweeted [ko]:
송지선 아나운서의 죽음을 SNS 탓으로 돌리는 무책임한 언론기사네요 http://bit.ly/mxMi3z 악성댓글이 달리도록 자극적인기사를 쓰고 또 그 악성댓글로 다시 기사화한 것 너네 언론들이 아니었는지.[…]
Sportfan, Min-tong (@MintAcademy) tweeted [ko]:
“SNS가 그녀를 벼랑으로 몰았나” 송지선 아나운서 자살이 꼭 SNS 때문인것 처럼 말하는 기사들 뭐니… SNS는 도구일 뿐이고 그걸 쓰는 사람들이 문제인거잖아. 이걸 빌미로 SNS 규제 할려고 그러니?