Das Wachstum Afrikas unter die Lupe genommen

Dieser Artikel wurde von Richard Pearson und Amanda Stanfield, Studierenden des FTSK Germersheim, in einer Veranstaltung von Dr. Susanne Hagemann im Rahmen des Projektes "Global Voices" übersetzt.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Global Development 2011 [en].

Während die Afrikanische Entwicklungsbank vor drei Tagen ankündigte, dass sie aufgrund der anhaltenden Turbulenzen in mehreren Regionen des Kontinents ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum nach unten korrigieren werde, liegt die Rentabilität ausländischer Investitionen in Afrika höher als in allen anderen Entwicklungsregionen der Welt.

Dennoch gilt in der Wahrnehmung vieler Investoren: Wer in Afrika Geschäfte machen wolle, lasse sich auf ein riskantes Unterfangen ein, da der Kontinent noch keine großen Chancen biete.

Doch die Erfahrung hat hinlänglich bestätigt, dass diese Wahrnehmung irreführend ist. Dieses Video [en] der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zeigt eine Diskussion, bei der sich der Präsident der Afrikanischen Entwicklungsbank Donald Kaberuka und andere zum Thema Afrika äußern und den Kontinent als New Emerging Market bezeichnen:

Eric Kacou aus Ruanda ist der Meinung, dass es eines neuen Unternehmertyps bedürfe, um auf dem afrikanischen Kontinent Erfolg zu haben. Er redet von einem "Archimedes-Unternehmer" [en] und erklärt, was er damit meint:

Einmal abgesehen von seinem entschlossenen Blick kommt es vor allem auf eine Kombination aus ausgeprägtem Erfolgswillen und Pflichtgefühl an. Das führt schließlich zum Ziel, unabhängig davon, was das Ziel sein mag.

Südafrikanischer Straßen-Telefonunternehmer in der historischen Altstadt Pretorias (Church Square). Von Flickr-User The Wandering Angel (CC BY 2.0).

Südafrikanischer Straßen-Telefonunternehmer in der historischen Altstadt Pretorias (Church Square). Von Flickr-User The Wandering Angel (CC BY 2.0).

Außer gegen die Verkennung des realen Potenzials in der Gegenwart müssen sich viele afrikanische Unternehmer vor allem gegen die weitverbreiteten düsteren Zukunftsszenarien für den Kontinent wehren. Zum Beispiel sagte Donald Bobiash [en], Generaldirektor des Arbeitsbereichs Afrika im kanadischen Ministerium für Außenbeziehungen und Internationalen Handel, Folgendes [en] über die Africa-Rising-Konferenz, die vom 14.–15. März 2011 in Toronto stattfand:

Während sich die Medien vor allem für Afrikas Probleme interessieren, sind wir hier zusammengekommen, um über das Positive zu reden.

Dies bestätigte auch Anfang dieses Jahres ein Bericht der englischen Fachzeitschrift The Economist:

In den zehn Jahren bis 2010 lagen sechs der zehn Länder mit dem höchsten Wirtschaftswachstum der Welt südlich der Sahara.

Doch das rasante Wachstum dieser Länder ist nicht einfach zu erklären. In einem Bericht des McKinsey Global Institute beleuchten Acha Leke und andere die diversen Gründe für das Wachstum Afrikas wie folgt [en]:

Der Rohstoffboom ist allerdings nur ein kleiner Teil der Wachstumsgeschichte Afrikas. Zwischen 2000 und 2008 wurden durch die natürlichen Ressourcen und die damit verbundenen Staatsausgaben nur 32 Prozent von Afrikas BIP-Wachstum erwirtschaftet. Die verbleibenden zwei Drittel kamen aus anderen Sektoren, u. a. Groß- und Einzelhandel, Transport, Telekommunikation und Produktion.

Unternehmer verkörpern diesen zunehmenden Trend, die Chancen auf dem Kontinent zu ergreifen. Tal Dehtiar, Gründer des Schuhherstellers Oliberté mit Geschäftsaktivitäten in Äthiopien und Liberia, ist ein gutes Beispiel dafür. In seinem Blog Oliberté, This is Africa [en] zählt er die Gründe für Investitionen [en] auf dem Kontinent auf:

Afrika war für uns noch nie ein hoffnungsloser Fall. Wir bei Oliberté sind der Ansicht, dass jedes Land in Afrika mit den richtigen Partnern die Mittel hat, sich zu entwickeln und seine Bevölkerung zu versorgen.

Für viele in Schwellenländern investierende Firmen ist zwar die "Triple-Bottom-Line" (die wirtschaftliche, ökologische und soziale Bilanz) das neue Zauberwort; viele afrikanische Unternehmer glauben aber, dass die bisherige Praxis nicht ausreicht. Nachhaltiges Wachstum in Afrika ist ihrer Meinung nach nicht allein mit Mikrofinanz wie z. B. einer "50-Dollar-Förderung" für Frauen zu erreichen.

Größenunterschiede zwischen durchschnittlichen Transaktionen von Private-Equity-Fonds, zwischengeschalteten Finanzinstitutionen und Mikrofinanzinstitutionen

Die Größenunterschiede zwischen durchschnittlichen Transaktionen von Private-Equity-Fonds, zwischengeschalteten Finanzinstitutionen und Mikrofinanzinstitutionen. Grafik von Mejasoa Razafimihary.

Der Blog African Entrepreneur erklärt [en]:

Entwicklungsfinanzierung, Social Finance und Mikrofinanzierung sollten nicht so negativ gesehen werden. Sie spielen eine wichtige, und zwar positive Rolle, denn sie ermöglichen es Millionen von Menschen, den Sprung aus der Armut zu schaffen. Aber Afrika kann sich nicht weiterentwickeln, wenn es nur versucht, Armut zu vermeiden. Wir brauchen millionenschwere Investitionen für afrikanische Innovationen. Besteht ein Risiko? Ja, klar, aber kein höheres als bei einer Investition in eine Shopping-Site für Heimtierbedarf [en].

Außerdem wird ein Artikel von Mfonobong Nsehe aus der US-Zeitschrift Forbes [en] zitiert:

Afrika hat seine eigenen Mark Zuckerbergs, Andrew Masons, Mark Pincuses, Larry Pages und Sergey Brins. Was fehlt, sind die eigenen Yuri Milners, John Doerrs, Vinod Khoslas und Y Combinators. […] Auch Afrikaner können sehr erfolgreiche High-Tech-Produkte herstellen, über die die Welt staunen wird. Obwohl viele afrikanische Unternehmer auf ihre Erfolgschance warten, werden sie ohne das nötige Seed-Capital vielleicht nie die Möglichkeit haben, ihre Ideen zu verwirklichen.

Die Africa-Rising-Konferenz [en] endete mit den folgenden Bemerkungen von Dr. John Preece [en]:

Es gab eine sehr positive Einstellung zum Potenzial Afrikas. Die weitverbreitete negative Wahrnehmung entspricht nicht der Realität dieses Kontinents mit seinem starken Wachstum und seiner außergewöhnlichen Kreativität (ich wurde oft an den TEDtalk von Hans Rosling [en mit Untertiteln de] erinnert, dessen Datensoftware mit den Mythen über Entwicklungsländer bricht).

Dieser Beitrag ist Teil unseres Dossiers Global Development 2011 [en].

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