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Japan: Krisenmanagement und PR-Nachhilfe von Kabinettssekretär Edano

Kategorien: Ostasien, Japan, Bürgermedien, Ideen, Katastrophe, Medien & Journalismus

Dieser Beitrag ist Teil unserer Sonderberichterstattung Japan Earthquake 2011 [1].

Mehrmals am Tag verfolgt die Nation die live geschalteten Pressekonferenzen von Japans Kabinettssekretär Yukio Edano.

Der PR-Spezialist Takashi Kurosawa bewertet Edanos Auftreten als positiv und nennt hierfür Beispiele in dem Blogbeitrag “10 Dinge, die wir von Kabinettssekretär Edano in Bezug auf Krisenmanagement-PR lernen können”  [枝野官房長官から学べる10のこと:危機管理広報の視点から [2]]. In seinem Blog “the Public Returns [3]“[die Rückkehr der Öffentlichkeit] schreibt Kurosawa regelmäßig über Themen wie Kommunikation, Werbung und Branding.

Dieser Beitrag wurde mit Erlaubnis [4] des Bloggers in vollem Umfang übersetzt.

Das Tohoku-Erdbeben vom 11.März 2011 um 14.46 Uhr bringt nicht nur Leid und Gefahr für die Anwohner der Gegend mit sich; durch die Unfälle im AKW Fukushima 1 sind auch große Teile der restlichen Bevölkerung betroffen.

[5]

Twitpic Nutzer shiba36ms übermittelt seinen Respekt für Edano

Gerade in dieser Situation wird einem Mann viel Aufmerksamkeit geschenkt:  Kabinettssekretär Yukio Edano. Wegen seiner wiederholten Auftritte in den Medien, durch die er seit Anfang des Bebens vermutlich wenig Schlaf bekommen hat, twittert die Gemeinde unter dem beliebten Hashtag “#edano_nero [6] “[schlaf_edano] über Edano. Daraufhin erschien auch ein Artikel im Wall Street Journal mit dem Titel “Tireless Edano Earns Twitter Respect [7]” [Unermüdlicher Edano gewinnt Respekt bei Twitter]

Ein wichtiger Teil von PR ist Krisenmanagementkommunikation während einer Notfallsituation. Demnach würde ein falsches Verhalten in solch einer Sitution nicht nur Verärgerung beim Kunden hervorbringen, sondern bei der ganzen Gesellschaft. Aus dieser Perspektive war Edano’s Einstellung und Verhalten ein gutes Beispiel. Ein paar habe ich hier einmal aufgelistet.

1. Spricht klar, langsam und macht Pausen zwischen Absätzen.
2. Liest nicht von einem Blatt sondern spricht in seinen eigenen Worten.3. Schaut den Journalisten beim Beantworten ihrer Fragen direkt in die Augen.

4. Leugnet keine Eventualitäten (wie die Ausströmung von Strahlung) und akzeptiert sie als ‘möglich’.

5. Bei Fragen, die eine Experteneinschätzung benötigen, erklärt er diese zuerst, äußert aber auch seine eigene Meinung.

6. Wiederholt Punkte, die eventuell missverständlich sind. (Der Anfang des obrigen Videos vom 12.März, oder seine Erklärung zum 4. Reaktor ab der 10.Minute im unteren Video, zeigen dies)

7. Bezieht sich deutlich auf die Dinge, die für die Öffentlichkeit von größtem Interesse sind, zum Beispiel die möglichen Folgen der Strahlung für den Menschen. (Nicht nur an Hand von Zahlen, sondern auch im Hinblick auf den Zeitfaktor)

8. Gibt keine ausweichenden Antworten, sondern beantwortet Fragen so gut wie möglich und im Rahmen der gegebenen Fakten.

9. Tritt immer als Sprecher auf.

10. Gibt konkrete Verhaltensbeispiele, um in dieser Sitiation etwas beizutragen (Energiesparen, kein Versenden von Kettenemails, keine Hamsterkäufe, etc.)

Besonders nach der Pressekonferenz vom 12.März kritisierten viele Edanos Informationen als nicht besonders hilfreich oder sogar als Versuch, Fakten zu vertuschen. Es ist jedoch als verständlich zu betrachten, dass er nur über klar erwiesene Fakten berichtet. Wenn also keine wichtigen Neuigkeiten genannt werden, gehe ich (als Laie) davon aus, dass seit der letzten Konferenz  keine neuen Erkenntnisse gewonnen werden konnten.
Gegenüber den Betroffenen des Erdbebens möchte ich mein größtes Beileid zum Ausdruck bringen.

Vielen Dank an Naoki Matsuyama [8] für die Hilfe bei der Übersetzung.

Dieser Beitrag ist Teil unserer Sonderberichterstattung Japan Earthquake 2011 [1].