Angola: Reaktionen zum Aufruf zur Revolution

Angetrieben durch die derzeitige Protestwelle in Nordafrika und dem mittleren Osten scheint es also ob diese nun auch die Bevölkerung Angolas erreicht hat. Nach der Revolution der Tunesier, die durch ihre fortwährenden Proteste den ehemaligen Präsidenten, Diktator Ben Ali, stürzten, dem Ende der Diktatur in Ägypten durch den Sturz Mubaraks, sowie den gegenwärtigen Konflikten in Libyen, rufen nun auch vermehrt Angolaner zu einer Revolution im eigenen Land auf.

"March 7 Protest against the Joseduardized dictatorship. Angola says Enough! 32 years of tyranny and bad governance." New poster of the Revolution of the Angolan people. Shared on Facebook by the movement of same name.

"7.März Protest gegen die Joseduardized-Diktatur. Angola sagt Genug! 32 Jahre der Tyrannei und schlechter Regierung" Neues Poster der Revolution der Angolaner, benutzt auf Facebook von der gleichnamigen Bewegung.

Wie Global Voices berichtete, werden die Proteste unter dem Namen “Agostinho Jonas Roberto dos Santos” organisiert- ein Pseudonym, das die Namen einiger gegenwärtiger angolanischen Persönlichkeiten zusammenfügt:  Agostinho Neto, Jonas Savimbi, Holden Roberto und sogar President José Eduardo dos Santos persönlich.

Wie in einer weit verbreiteten Email angekündigt wird, und auch auf der offiziellen Seite der “Nova Revolução do Povo Angolano” (Neue Revolution des angolanischen Volkes) nachzulesen ist, soll die Revolution am 7. dieses Monats auf dem bekannten Unabhängigkeitsplatz in Luanda stattfinden.

Die erstellte Petition kritisiert unter anderem Angolas extreme Armut, die ‘Kultur’ der Angst und Einschüchterung, Elend und Sebstherrschaft. Das Ziel der Revolution ist die Beendigung der seit 32 Jahren anhaltenden Herrschaft Eduardo dos Santos’ durch das gemeinsame Handeln.

In dem Blog Página Um wird zu Protesten aufgerufen:

Lasst uns mit Postern marschieren, auf denen wir das Ende Ze Dus fordern [Anm. des Autors: Diminutiv von José Eduardo], nie wieder MPLA Diktatur. Freiheit und Fortschritt. Nieder mit dem MPLA Regime.

José Eduardo dos Santos - Wanted dead or alive

José Eduardo dos Santos "Gesucht, tot oder lebendig". Bild von der Facebookseite "Revoluçao do Povo Angolano".

Die Partei MPLA (Movimento Popular de Libertação de Angola) [Volksbewegung zur Befreiung Angolas] regiert das Land seit mehr als 30 Jahren.  Der derzeitige Präsident und Nachfolger von Agostinho Neto, eines der Symbole des Kampfes um die Unabhängigkeit, ist bereits seit 1979 im Amt.

In einem Interview mit Terra Magazine beschreibt der anonyme Anführer der Proteste die Motive wie folgt:

Wir haben genug von der seit fast 32 Jahre anhaltenden Diktatur und wollen alle fünf bis zehn Jahre von verschiedenen Anführern geleitet werden. Wir glauben, dass dies wahre Demokratie ist; Angola, angeführt von verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Visionen für das Wohlergehen des angolanischen Volkes.

Neue Arten der Mobilisierung

Im selbigen Interview mit Terra Magazine erklärt der Organisator  “Agostinho Jonas Roberto dos Santos” dass die Mobilisierung zur Revolution größtenteils durch Mundpropaganda und Nachbarschaftsdebatten in allen Städten des Landes zustande komme.

Aber auch neue Informations- und Kommunikationstechnologien spielen eine wichtige Rolle. Der Autor des Blogs Morro da Maianga weist auf die momentanen Schwierigkeiten beim Versenden von Kurznachrichten hin und fragt sich gleichzeitg, ob die Initiative eventuell von jemandem ins Leben gerufen wurde, der schlicht die Möglichkeiten der virtuellen Mobilisierung in Angola testen möchte:

In der Tat ist es ihre/seine Absicht: “Operation 7. März” wurde durch die schnelle und großflächige Ausbreitung der Informationen als großer Erfolg gekrönt; nicht zuletzt wegen ihrer Wandlung in eine nationalpolitische Tatsache, die energische Reaktionen der Verurteilung von Seiten der FFA [angolanischen Streitkräfte] hervorbrachte. Tatsächlich war die MPLA seit langem nicht mehr “so nervös”…
In seinem Blog Alto Hama schreibt Orlando Castro über seine Erwartung, dass die Angolaner weiter zusammenwachsen werden:
Trotz des Versprechens von friedlichen, demokratischen und legitimen Protesten der gewaltlosen Bewegung, die für Stabilität und Frieden in Angola steht, scheint es möglich (tatsächlich gibt es schon Hinweise), dass das Regime der MPLA diese zu unterdrücken versucht.

Reaktionen und  Ungewissheit

Es wird erwartet, dass die Regierung die Proteste, wenn sie denn stattfinden sollten, zur Not auch mit Gewalt unterdücken wird.

Der Präsident der Parlamentsfraktion der MPLA, Virgílio de Fontes Pereira,  löste bereits Alarm aus indem er behauptete, dass

es in einem demokratischen Staat keine Toleranz für individuelles oder kollektives Verhalten geben darf, unabhängig von dessen Ursprung, welches die verfassungsrechtliche Ordnung angreift und die Stabilität sowie die Funktion des Gesetzgebers bei der Ausübung von ihrer legislativen, judikativen und exekutiven Macht hindert.

Dino Matross, ein Anführer der MPLA, nimmt gegenüber Radio Luanda Antena Comercial kein Blatt vor den Mund und droht damit, dass diejenigen, die den Mut haben werden zu protestieren, “es kriegen werden”.

Die Worte des Anführers reichen jedoch nicht aus, um die um Veränderung bemühten Angolaner zu demotivieren. Die Diário da Liberdade veröffentlicht die Erklärung eines jungen Angolaners, der angibt, keine Angst vor dem zerstörerischen Apparat des Staates zu haben.

Ein junger Angolaner bermerkt richtig, dass die Menschen Angolas nicht mehr die selben sind wie vor 20 Jahren. Heute kennen wir das Biest, dass wir stürzen werden und wir sind von den Drohungen des korrupten Dino Matross (Generalsekretär der MPLA) nicht eingeschüchtert.

Als Antwort auf die angekündigte Revolution hat das Sonderkomitee der MPLA für heute, den 5.März, eine Gegenkundgebung in Luanda mit dem Ziel einberufen, die Proteste gegen die Regierung zu verhindern.

Carlos Alberto Jr. veröffentlichte die verbreitete Email erneut auf seinem Blog Diário de África, diesmal zusammen mit einer Einladung, und kommt zu dem Schluss:

Konfrontiert mit einer in Elend lebenden Bevölkerung und einer wachsenden Unzufriedenheit besonders unter den jungen Menschen wird die Regierung großes Geschick brauchen, um das Land am Laufen zu halten.

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