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Kosovo, Serbien: Kosovos PM wegen Organhandel angeklagt

Kategorien: Ost- und Zentraleuropa, Serbien, Geschichte, Internationale Beziehungen, Kriege & Konflikte, Menschenrechte, Politik, Recht, Regierung

DAS GELBE HAUS

Wissen Sie, was das “Gelbe Haus [1]” ist? Haben Sie jemals davon gehört?
Im selben Jahr als Kosovo seine Unabhängigkeit erklärte [2], 2008, veröffentlichte (in Serbien) Carla Del Ponte [3], ehemalige Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien [3], ihr umstrittenes Buch “Die Jagd: ich und die Kriegsverbrecher” [4], in dem sie ausführlich darüber berichtet, wie und wo einige Soldaten und Führer der Kosovo-Befreiungsarmee (UCK) schreckliche Kriegsverbrechen gegen ethnische Serben, Nicht-Albaner und “untreue” Bürger des Kosovo in 1999 begangen hatten.

Laut Del Ponte war das “Gelbe Haus” ein kleines Apartment-Haus in Ripe, ein Dorf in der Nähe der Stadt Burelj in Nord Albanien, wo Körperteile von Kriegsgefangenen entnommen wurden, um auf den Schwarzmärkten auf der ganzen Welt verkauft zu werden.

Viele Menschen aus der Region, die zum ersten Mal von menschlichem Organhandel [5] hörten, waren schockiert. Das Buch und die darin enthaltenen Informationen verursachten viele verschiedene Reaktionen in Serbien.

Nachfolgend eine Auswahl der Kommentare [5] zu einem Artikel über dieses Thema, der am 22. März 2008 bei pressonline.rs erschien.

Laza:

Es ist schrecklich, was passiert ist und was jetzt geschieht, ich glaube, es steckt sehr viel Wahrheit in diesem Buch. […] Ist es möglich, dass nichts davon bekannt war, über die Verbrechen, Leiden, Massengräber? […]

Miki:

Sicherlich. Ethnische Albaner haben das nicht getan, sondern ihre Mentoren aus dem Westen.

Blek:

Nur wir Serben haben Eltern, Brüder, Schwestern. Andere Personen, die von dir getötet wurden, hatten niemanden. Wie viele Organe hast du verkauft, als du das größte Verbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg in Bosnien und Herzegowina begingst? […] Srebrenica.

Zoran (Bec):

Beim Lesen in den verschiedenen Foren über dieses ungeheuerliche Massaker gegen die entführten Serben, finde ich als Mann und Christ jeden, der solche Verbrechen begangen hat als abscheulich, diejenigen, die davon wussten aber schwiegen, und diejenigen, die vor Kurzem davon gehört haben, es aber dulden. […]

Die Kosovo Beamten leugneten den Handel mit menschlichen Organen im Kosovo [6]. Bei einem Bericht über dieses Thema betont [7] der Guardian, dass einige Mitglieder der internationalen Gemeinschaft der gleichen Meinung sind, und beruft sich dabei auf eine Mitteilung von Bernar Kouchner [8], der französisch Außenminister und ehemalige Chef der UN-Übergangsverwaltung im Kosovo, der Folgendes bei einem Besuch der serbischen Enklave Gracanica Anfang des Jahres sagte:

Es gab kein gelbes Haus, es gab keinen Organhandel. Die Leute, die darüber reden, sind Vagabunden und Mörder.

DICK MARTYS BERICHT

Nur zwei Tage nach den allgemeinen Wahlen am 12. Dez. im Kosovo wurde Hashim Thaci [9], der scheidende Ministerpräsident, dessen Demokratische Partei bei den Wahlen am Sonntag die meisten Stimmen gewann, von Dick Marty [10], dem Ermittler der Parlamentarischen Versammlung des Europarats [11] beschuldigt [12], die genannten Kriegsverbrechen organisiert und begangen zu haben.

Nach Martys Bericht [13], den der Guardian exklusiv vor der offiziellen Präsentation veröffentlichte [14], ist Thaci, der ebenfalls der ehemalige Leiter der UCK “Drenica Gruppe” ist, für die Entführung von mindestens 300 ethnischen Serben und Anderen aus dem Kosovo im Laufe des Krieges verantwortlich, sowie für deren Transport und Ermordung in Albanien, wo ihre Organe entnommen und später an reiche Patienten im Westen verkauft wurden.

Es folgen einige Leser Kommentare zu dem B92-Artikel [15]über Martys Bericht:

Polako, ali sigurno, Prawda stize tun cilja! schreibt:

[…] Wenn nachgewiesen wird, dass ihr die Schuldigen seid, und so wird es sein, braucht ihr vor den Serben keine Angst zu haben, sondern nur vor euren eigenen Leuten, die euch zur Macht verholfen haben.

Skorpion:

Als ethnischer Albaner bin ich froh, dass, so Gott will, alle die diese Verbrechen begangen haben, verurteilt werden. Ich hasse sie alle und möchte nichts über sie hören.

Ode sve u:

BBC, Foxnews, Reuters, der Spiegel, The Independent, die Huffington Post, die New York Times … die ganze westliche Welt veröffentlichte diese Nachrichten … der Abschaum der Gesellschaft hat die Macht in einem Land/Gebiet im Herzen von Europa.

Majna:

[…] CNN schweigt, und jetzt wird ganz klar eine Frage erhoben, wer und warum ein Land anerkannt wurde, welches die abscheulichsten Verbrechen in der Geschichte der Welt begangen hat.

Jelena Milic schreibt [16] über dieses Thema in ihrem Bericht mt dem Titel “Handel mit Organen und Grundsätze” (auf der Blogseite der Tageszeitung “Blic”) und weist auf den Doppelstandard der offiziellen serbischen Politik in Bezug auf die Menschenrechte hin, eine veraltete Politik, die die Menschenrechte als ein Problem einzelner Staaten betrachtet und nicht als eine Politik für die internationalen Beziehungen:

[…] Der Bericht von Dick Marty, der Thaci mit dem Organhandel in Verbindung bringt, wurde gerade von dem Ausschuss für Rechtsfragen des Rates der Parlamentarischen Versammlung des Europarates verabschiedet. Das sind für Serbien sehr wichtige Nachrichten. Aus einem Grund. Aber. Serbiens [Außenminister] Vuk Jeremic hat den beschämenden Ruf nicht für die Unterstützung von Entschließungen und Erklärungen in Bezug auf die Menschenrechtslage im Iran und in anderen Ländern, die die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkannt haben, zu stimmen, welche die EU und der Europarat verabschiedet und der Generalversammlung der Vereinten Nationen übersandt hat, […]

Maja Kocijancic, die Sprecherin für die Hohe Repräsentantin der EU für Außen-und Sicherheitspolitik Catherine Ashton, hat Marty aufgefordert, Nachweise über Thacis Verwicklung in diese schweren Verbrechen zu erbringen. Sie sagte [17] auf einer Pressekonferenz:

“Diese Behauptungen werden sehr ernst genommen. Wenn es konkrete Beweise gibt, dann fordern wir Dick Marty auf, diese den zuständigen Behörden vorzulegen.”

Sie vermied es jedoch eine Reihe von direkten Fragen über die nächsten Schritte der EU in Bezug auf dieses Thema zu beantworten.

Hashim Thaci wies alle Vorwürfe zurück und forderte die EU dazu auf, diesen Fall gründlich zu untersuchen.