Vor wenigen Stunden gab das norwegische Nobel-Komitee seine Entscheidung über die Vergabe des 2010 Friedensnobelpreises an Liu Xiaobo für seinen langjährigen und gewaltlosen Kampf für die grundlegenden Menschenrechte in China bekannt.
Dies ist ein Moment großer Freude für alle interessierten chinesischen Bürger, denn Liu Xiaobo repräsentiert die Entschlossenheit der Menschenrechtsaktivisten im Kampf für eine friedliche Transformation des politischen Systems in China. Er wurde im Juni 2009 verhaftet, wegen “Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt” angeklagt und zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem seine Charta 08, ein Vorschlag für eine Verfassungsreform, veröffentlicht wurde.
Die inhaftierten Friedensnobelpreisträger
Die chinesische Regierung reagierte auf die Entscheidung des Nobel-Komitees mit der Behauptung, dass [zh] Liu ein Krimineller sei, der von einem chinesischen Gericht als schuldig befunden wurde und dass die Entscheidung des Komitees die Mission des Friedensnobelpreises verletze.
Ein Tweet von Akiranns ist wahrscheinlich die beste Antwort auf die Erklärung des chinesischen Regierungssprechers:
你知道上一位,获得诺贝尔和平奖的坐牢人士是谁么?卡尔·冯·阿希厄茨基。那时他的国家谁在执政?希特勒。
Kennst Du den anderen Friedensnobelpreisträger, der diese Auszeichnung im Gefängnis erhielt? Carl von Ossietzky. Und wer war der Herrscher in seinem Land? Hitler.
Netizen bei einer Dinnerparty festgenommen
Es scheint, als ob diese beiden von Akirann genannten Hintergründe über den Friedensnobelpreis die Polizei dazu bewegt hatte, die spontanen Dinnerfeiern in Shanghai und Peking für dieses denkwürdige Ereignis zu unterbrechen.
Hanlu1911 berichtet von einem Abendessen bei Twitter:
上海饭醉活动取消,关注被带走的石扉客和其他不知名草泥马,警察拿着围脖上头像来对人,一只年青的草泥马被认出,目前广场警察和便衣四处出没。
Teng Biao hat mindestens 8 chinesische Internetnutzer identifiziert, die von der Polizei in Pekings Dongcheng abgeführt wurden:
王荔蕻、天天刚刚被东城区警察带到景山派出所。“十几个人连踢带打,满嘴脏话,骂骂咧咧”。阿尔、小路、屠夫被带到和平里派出所。许志永、何杨、@pengmomo等都被警察带走。饭醉还没开始,就都被抓了。请关注!
因聚会庆祝和平奖被带到派出所的推友有:@wlh8964 @pengmomo @leewua @heyang519 @zhiyongxu @tufuwugan @xiaolu8964 @renjiaqi 等。请关注。
Twitterer die, weil sie das Ergebnis des Friedensnobelpreises feierten, zum Polizeirevier abgeführt wurden sind @wlh8964 @pengmomo @leewua @heyang519 @zhiyongxu @tufuwugan @xiaolu8964 @renjiaqi und andere. Bitte weiter beobachten.
Zensur
Neben den Verhaftungs-Aktionen hat die Propaganda-Maschine sich weiterhin darum bemüht, die Verbreitung der Nachrichten an die Öffentlichkeit durch strenge Zensuren im Internet zu verhindern.
Zunächst wurden heute alle Hinweise auf den Nobelpreis von den bedeutendsten Webseiten entfernt, darunter die Sonder-Informationen bei 163.com, Sohu.com, Tencent und Sina.com.
Zweitens gab es auf die chinesischen Suchbegriffe für den “Nobelpreis” (諾貝爾) und “Friedenspreis” (和平獎) bei den Hauptsuchmaschinen keine Resultate.
Drittens, kurz nachdem die Ankündigung gemacht wurde, berichteten Twitterer wie @haojinsong, dass SMS-Nachrichten mit dem sensiblen Begriff “Liu Xiaobo” (刘晓波) nicht versandt werden konnten.
Kreativer Ausdruck
Trotz all dieser Zensur-Maßnahmen verbreitete sich die Neuigkeit über das chinesische Internet. Auf Sinas Mikroblog Seite zum Beispiel benutzten Blogger Bilder und Englisch um die Zensur zu umgehen. SongLingge # 2 hat ein Bild von Liu Xiaobo gesandt und schrieb:
分享图片: 这位越来越像圣雄甘地的家伙,就是刚刚获得2010年度the Nobel Peace Prize 的“中国圣僧”。
Fan Zhixing, ein Reporter, forderte seine Kollegen dazu auf, die Geschichte, die heute gemacht wurde, aufzuzeichnen:
记者同仁们,键盘在你手下,你们准备怎样来记录这一天,让这一天在被提起的时候,光芒与阴影交相反映呢?
Huang Yangda schrieb (Post seitdem gelöscht):
聽說拿了和平獎的是個中國人,卻不是黨人啊!因為他好像被奪去了政治權利。忘了他叫什麼名字,怎樣寫都寫不出來。
Chongtou Yip hat die Nachrichten mit einer Allegorie nacherzählt:
从前有一位蛮不讲理、暴力的父亲,因为儿子不听话,所以把他毒打及关在房间內。可是,学校老师同学都表扬他,邻里都赞许他,这位父亲能不看到自己的过失吗?
廖伟棠 veröffentlichte ein Gedicht, dass er allen politischen Gefangenen widmete:
致一个被囚禁者(116°46′E ,39°92′N) 莫须有的罪也莫须判 他们想把你在每一篇檄文中删除 使你成为真正的莫须有先生。 他们从永定河中捞出空气冻成的白骨 给你做了莫须有的铁窗、莫须有的枷锁, 却没想到你从白骨里蘸墨 画出了梦里人焚烧的春闺余烬。
4 Kommentare
Die Entscheidung für Liu Xiaobo ist als historischer Akt für den Schutz der Menschenrechte zu sehen. Ich wundere mich immer wieder, wie ein Regime ein so großes Volk unterdrücken können. Es müssten doch nur einmal einige Millionen Chinesen auf die Straße gehen.