Nachdem eine Schlammlawine am 11. März in den Dörfern im Südosten von Kasachstan Dutzende von Menschen tötete wird befürchtet, dass andere Dämme im Land sehr viel schlimmeren Schaden anrichten könnten, falls sie brechen. Diese Angst wird durch eine fortgesetzt anormale Wetterlage mit noch nie dagewesenen Niederschlagsmengen verstärkt. Der Blogger schriftsteller schreibt [ru]:
In Kasachstan gibt es viele veraltete und ausgediente Dämme, die zerstört werden können, vor allem die Kaskade von Dämmen und Wasserkraftwerken am Fluss Irtysh. Es bleibt wenig Zeit – es ist buchstäblich ein Rennen gegen das Hochwasser.
In der Zwischenzeit werden in Kasachstan Geld und Gegenstände des täglichen Bedarfs für die Überschwemmungsopfer gesammelt und es wird vermutet, dass die Behörden das wahre Ausmaß der Katastrophe absichtlich unterschätzen. Maks-Kazah schreibt [ru]:
Warum im Land keine nationale Trauer angeordnet wird? Die Tragödie in Kyzyl-Agash wurde durch die Nachlässigkeit der Behörden verursacht. Ist dies der Grund dafür, dass die richtige Anzahl an Opfern verheimlicht wird?
Lunaric fuhr in einem Taxi mit einem Fahrer, der ihm erzählte wie er die Funktionäre der „Nur-Otan“ [Regierungspartei in Kasachstan] nach Kyzyl-Agash fuhr [ru]:
Er erzählte mir von einem Mann, der nach Nahrungsmitteln fragte. Er konnte sich und seinen Sohn nur retten, weil er das Dorf am Vorabend der Katastrophe verlassen hatte […]. Als er zurückkam war sein Haus zerstört, sein 70-jähriger Vater, seine Mutter, seine Frau und seine drei Töchter tot. Der Taxifahrer erzählte mir außerdem, dass der Container mit gesammelten Kleidungsstücken für die Überschwemmungsopfer immer noch nicht gepackt ist, weil ein paar Funktionäre entschieden haben, es sei nicht der richtige Zeitpunkt, die Sachen – und das gesammelte Geld – herzugeben. Er erzählte außerdem, dass die Funktionäre in einem speziell aufgestellten Militärlager mit Öfen übernachteten, während die Überlebenden in halb zerstörten Häusern schliefen…
Lord-fame beobachtet die Katastrophe in Kyzyl-Agash [ru]:
Nach der Katastrophe mussten die Überlebenden zu Fuß nach Taldy-Kurgan gehen [Verwaltungszentrum der Provinz]. Die Funktionäre vor Ort traffen sich nur in der Nähe des Flughafen mit ihnen. Sie sind jetzt in Schlafsälen, Hotels und der Luftwaffenbasis untergebracht. Zwischen Kyzyl-Agash und Taldy-Kurgan liegen nicht weniger als 50 Kilometer. Die Behörden haben extrem ineffektiv gehandelt.
Die Journalisten Timur Nusimbek und Sanat Urnaliev reisten in die zerstörte Region. Dies fanden sie dort vor [ru]:
Dies ist Egen-su, eines der Dörfer in der Region, das durch den Dammbruch am 12. März Schaden nahm. Die Menschen hier sind seit einer Woche von der Zivilisation abgeschnitten. Sie verteilen Nahrungsmittel und Wasser selbst, mithilfe von Pferden. Während wir dort waren (vom Abend des 18. März bis zum Nachmittag des 19. März), gab es keine Anzeichen staatlicher Behörden oder staatlicher Hilfe für die Opfer.
Bahnhof
Das Dorf
Bis zum Morgen des 12. März gab es hier Weideland.
Die Schlammlawine zerstörte Teile der Bahnlinie sowie der Böschung.
Adam-Kesher veröffentlichte den Bericht der Journalisten auf seiner Website. Thousand-pa kommentiert [ru]:
Die Behörden zeigen jedesmal, wenn sie mit der Katastrophe in Kontakt kommen, das gleiche Verhaltensmuster – mehr PR, weniger Hilfe. Es sieht so aus, als ob jemand in der Regierung ausrechnet, dass es vorteilhafter für den Staat wäre, eine glänzende Straße am Ort der Katastrophe zu bauen und es im Fernsehen zu zeigen. Und die Opfer den Rest selbst aufbauen zu lassen. Anti-Menschen-Logik wie vieles andere in unserer Innenpolitik.
Xxrock fügt hinzu [ru]:
Diese Katastrophe ist ein weiterer Beweis für die korrupte und stagnierende Machtvertikale in Kasachstan.
Neruad fasst sich kurz [ru]:
Dieser Winter zeigte das wahre Bild des „kasachischen Wirtschaftswunders“. Ich werde später einen Bittartikel verfassen – im Moment fallen mir nur unanständige Wörter ein.
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