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Haiti: Auswirkungen des Nachbebens

Kategorien: Karibik, Haiti, Aktuelle Meldungen, Bürgermedien, Humanitäre Hilfe, Katastrophe

Heute am frühen Morgen, um ca. 6.00 Uhr Ortszeit wurden viele Menschen im südlichen Haiti durch ein starkes Nachbeben [1] (gemessene Stärke: 6,1 [2]) aufgeschreckt, dessen Epizentrum in der Nähe der Stadt Petit-Goâve [3] westlich von Port-au-Prince lag. Dies war das stärkste einer Reihe von Nachbeben seit dem großen Erdbeben am 12. Januar [4], durch das die Hauptstadt und die umliegenden Gebiete zerstört wurden. (Viele Haitianer, deren Häuser noch stehen, aber beschädigt wurden, schlafen als Vorsichtsmaßnahme immer noch draußen.)

Im Internet kam es daraufhin fast unmittelbar zu Reaktionen, zuerst auf Twitter. [5]Starkes Nachbeben! Verdammt!“ [5] schrieb @carelpedre [6] (Radiojournalist Carel Pedre) in Port-au-Prince. [7]Starkes Nachbeben, gerade eben…fühlte sich wie eine fünf an,“ [7] schrieb @troylivesay [8] (Entwicklungshelfer Troy Livesay) fast gleichzeitig. [9]Stellt euch vor, wir brauchen keinen Wecker, wenn die Erde bebt und uns aufweckt, als ob wir für ein wichtiges Treffen zu spät wären“, [9] kommentiert @olidups [10] (Olivier Dupoux). Auch @bibinetallez [11] (Fabiola Coupet) in Petionville und @yatalley [12] (Blogger Yael Talleyrand [13]) in Jacmel berichteten von dem Nachbeben.

@RAMhaiti [14] (Musiker und Hotelier Richard Morse) war etwas wortgewaltiger:

Ein weiteres Beben!! Guten Morgen. Letzte Nacht ging ich zu Bett und fragte mich, warum ich immer noch draußen schlief. Heute Morgen erfuhr ich, warum. [15]

Ja, es gab ein weiteres Beben. Nicht so lang, nicht so stark. Es war, als ob deine Mutter dich am Morgen etwas rüttelte, um dich aus dem Bett zu kriegen. [16]

Menschen schrien im Hintergrund..Ich hörte etwas, das sich anhörte, als ob ein Gebäude in sich zusammenfiel. [17]

Die Fotografen fuhren in die Stadt, um zu dokumentieren, was passiert sein könnte..Sie hatten alle damit begonnen, drinnen zu schlafen..keine Ahnung warum [18]

Später am Morgen kamen neue Berichte über neue Schäden auf. @troylivesay schrieb: [19]Mehr Häuser und Gebäude fielen durch das Nachbeben an diesem Morgen in sich zusammen. Wieder mehr Menschen draußen auf den Straßen an diesem Morgen.“ [19] @RAMhaiti fügte hinzu: [20]Ein befreundeter Journalist fuhr nach dem Beben heute Morgen in das Gebiet Carrefour Feuille; er sagte, was ich für ein zusammenfallendes Gebäude gehalten hatte, waren mehrere kleine“ [20].

Es gab außerdem Berichte über Unterbrechungen des Internetzugangs, wobei nicht klar war, ob dies mit dem Nachbeben in Zusammenhang stand. @troylivesay bemerkte [21]Internet ist tot“ [21] und @JoyInHope [22] (eine Wohltätigkeitsorganisation in Jacmel) berichtete: [23]ZugangHaiti Internet tot in #Jacmel aber wir haben iChat über Satellit mit den Leuten vor Ort. Infos wird heute langsam und spärlich geben.“ [23]

Blogger vor Ort in Haiti beschreiben das Nachbeben und seine Auswirkungen auf die Nerven der Menschen. Ellen in Haiti, eine kanadische Helferin im Dorf Fond des Blancs, schrieb [24]:

Es ist 06.15 am Morgen und alle sind draußen im Hof.  Wir hatten gerade ein sehr starkes Nachbeben von 6,0, das ungefähr 10 Sekunden andauerte. Wie üblich denken wir sofort an Port-au-Prince, wo alles so instabil ist.

Ich saß am Küchentisch und schrieb E-Mails, fühlte, wie es begann, und erwartete ein weiteres kleines Nachbeben. Es wurde stärker und hörte nicht auf, weshalb ich nach Nancy rief und wir rannten nach draußen.

Die Menschen hatten erst gestern begonnen, sich zu entspannen, wieder drinnen zu arbeiten und zu schlafen.  Jetzt werden sie wieder draußen bleiben.

BuxmanHaiti, ein weiterer Helfer in Port-au-Prince, äußerte [25] eine Angst, die viele gespürt haben müssen:

Ich bin so erschöpft. Habe solche Angst, dass dieses zweite Erdbeben mehr Schaden angerichtet und mehr Todesopfer gefordert hat. Ich bin sicher, in der Klinik wird heute viel los sein…. Heute Morgen bin ich während des Erdbebens aus dem Bett gesprungen, rannte herum und schrie „hinaus, hinaus“, als ob niemand wüsste was zu tun war!

Auf The Livesay [Haiti] Weblog kommentierte [26] Troy Livesay:

Es war das bisher stärkste Nachbeben, das wir erlebt haben. Ich habe im Internet nachgeschaut und gesehen, dass es angeblich 6,1 waren. Ich kann nicht anfangen zu beschreiben, wie ängstlich hier alle sind … diese Nachbeben bringen wieder alles nach oben. Ich kann mir vorstellen, dass viele der Gebäude, die kurz vor dem Zusammenfallen standen, jetzt zusammengefallen sind. Dieses Nachbeben dauerte etwa 15 Sekunden. Das erste von 7,0 dauerte gut 45 Sekunden. Jedesmal, wenn jemand die Eingangspforte öffnet (ist sehr laut), springen wir alle auf, um aus dem Haus zu laufen.

Aber kurz danach berichtete [27] er von einem neuen Versuch, Verletzte in die von seiner Organisation geführten Klinik zu bringen. Bei viele Menschen in Haiti wurden die Ängste über das Nachbeben am Morgen bereits von dem Willen zu überleben und sich von der Katastrophe der letzten Woche zu erholen überholt.

Hier [4] gibt es die Sonderberichtsseite von Global Voices zum Erdbeben in Haiti.