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China: Han-Chinesen und Uighuren – Vorurteile und Diskriminierung

Kategorien: China, Aktuelle Meldungen, Bildung, Bürgermedien, Ethnie & Rasse, Politik

Seit den Unruhen in Xinjiang [1] am 5. Juli ist inzwischen mehr als ein Monat vergangen, aber die Mehrheit der chinesischen Internet-User wirft nach wie vor dem Westen und Rebiya Kadeer [1] vor, die Separatistenbewegungen in Xinjiang zu unterstützen. Nichtsdestotrotz gibt es einige Stimmen im chinesischen Internet, die die Ursache der Unruhen in Urumqi auf die lange Unterdrückung zurückführen. Eine davon ist dieser kurze Kommentar im BBS von people.com [1]:

一次一次的被欺压,却没地方说理,当然就要暴力!

Wo ständig Unterdrückung herrscht und es keinen Ort gibt, an dem man sich äußern kann, muss es irgendwann zu Gewalt kommen!

Die ethnische Diskriminierung der Uighuren durch die Han-Chinesen führte schon lange vor den Unruhen im Juli Ursache zu Konflikten. Wenn man die Online-Diskussionen im Tianya-Forum [2] durchsucht, findet man viele Geschichten über die Vorurteile der Han-Chinesen gegenüber den Uighuren, wie zum Beispiel die Folgende [3]:

先就我亲身经历来说说。我在乌鲁木齐上大学时,那时候中央电视台很出名的一档节目——非常6+1,有一期的电话幸运观众是个新疆人,主持人问他最大的梦想是什么?他的回答竟然是:希望到首都北京去住上几天旅馆。他的这个梦想把主持人都弄蒙了,问其原因才知道,原来90年代初的时候他带儿子去北京治病,结果就因为是新疆人,竟然没有一家旅馆敢收留他们的

Ich beginne mit meiner persönlichen Erfahrung. Als ich in Urumqi auf die Universität ging, gab es eine populäre Sendung auf CCTV: “Special 6+1″. In einer der Episoden fragte der Moderator jemanden aus Xinjiang (Anm. d. Übers.: viele Han-Chinesen sagen statt Uighuren “Leute aus Xinjiang”), was sein größter Wunsch sei. Seine Antwort: einfach ein paar Tage in Beijing in einem Hotel wohnen. Der Moderator war erstaunt und fragte, warum. Der Interviewte sprach über seine Erfahrung in den frühen 1990er Jahren, als er seinen Sohn zwecks besserer ärztlicher Versorgung nach Beijing brachte. Während dieser Reise wurden sie in allen Hotels abgewiesen, einfach nur weil sie aus Xinjiang waren.

Volkszeitung [4] machte im Jahr 2006 eine ähnliche Erfahrung:

2006年圣诞夜,我正好在北京。北京任何一家酒吧都不必在门口挂出“不欢迎新疆人”的牌子。但无论我走到哪家都被门口保安拦下。

Am Weihnachtsabend 2006 war ich in Beijing. Obwohl keine Bar am Eingang ein Schild “Keine Uighuren” hängen hatte, wurde ich jedes Mal von den Security-Leute durchsucht.

Viele Uighuren finden die Missverständnisse und Vorurteile seitens der Han-Chinesen frustrierend. “Ziehende Wolken und fließendes Wasser betrachten [5]” machte im Tianya-Forum seinem Unmut darüber Luft:

我要大声说我是新疆人…. 新疆是有小偷,可是哪里没有小偷?难道新疆有小偷,就说小偷都是来自新疆么?去做小偷的少数民族很容易被认出来。好么这就将小偷的帐全都算在了新疆人身上。我去过几次内地发现内地的治安远不如新疆。

Ich will laut und deutlich sagen, dass ich Uighure bin! … In Xinjiang gibt es Diebe, so wie überall anders auch. Davon kann man aber doch nicht ableiten, dass alle Diebe aus Xinjiang stammen! Angehörige von Minderheiten, die einen Diebstahl begehen, sind natürlich leichter zu identifizieren. Und so werden aus Dieben sehr schnell Uighuren. Ich bin viel durch China gereist und finde, dass Xinjiang wesentlich sicherer als andre Orte ist.

Sogar die Regierung will ihre Politik ändern und die uighurische Sprache und Kultur besser schützen – eine Maßnahme, die bei vielen Han-Chinesen auf Ablehnung stößt. Ein aktuelles Beispiel ist der Plan der Regierung [6], die Finanzierung von zweisprachigen Kindergärten in Xinjiang (USD 121 Millionen) zu verdoppeln, was als Bevorzugung angeprangert wird.

Angeber ohne Manuskript [7]” macht diese Politik wütend:

为什么其他地方幼儿园严重不足,而政府却不予重视呢?

Auch in anderen Regionen herrscht ein Mangel an Kindergärten – warum tut die Regierung da nichts?

Shenqike [7] antwortete:

会闹的孩子有奶吃啊!~~~其它地方没人闹啊!

Schreiende Babies werden gefüttert! In den andren Gegenden schreien die Babys nicht!

Xwni [7] fügte hinzu:

坏孩子有糖吃.

Nur schlimme Kinder bekommen Schleckereien!