Dänemark: Zeitungsverleger gegen “Deep Linking”

Bloggende Journalisten in Dänemark laufen Sturm gegen einen neuerlichen Versuch dänischer Verleger, Webseiten wie Google News dazu zu bringen auf Homepages der Zeitungen statt zu einzelnen Artikeln zu verlinken. Sie nennen das “deep linking” und es handelt sich dabei genau um das, was Blogger üblicherweise machen. Ungeachtet dessen was weltweit als normale Praktik angesehen wird, besteht die Dänische Vereinigung von Zeitungsverlegern auf Links zu ihren Homepages, um das Verhalten der Nutzer besser kontrollieren zu können.

Besonders frustiert ist die Dänische Vereinigung von Zeitungsverlegern, da Google News Dänemark die Artikel dänischer Zeitungen auflisten und verlinken will, ohne dafür Lizenzgebüren zu entrichten.

Der dänische Blogger Peter Svarre scheibt “AAAARRRRGH!” nach der Lektüre von Argumenten gegen Google News.

Ich weiss nicht, ob ich mich in einem Zustand des Schocks, der Verzweifelung oder offener, frustierter Empörung befinde, aber nachdem ich einen Artikel in Politiken gelesen habe, bemerkte ich, dass die traditionellen dänischen Medien oder zumindest die Redaktion der Berlingske Tidende nichts verstanden oder dazu gelernt haben, was die Entwickelung des Internets in den letzten Jahren anbelangt. Was gesunder Menschenverstand und Alltagswissen über Medien und Werbung in New York zu sein scheint, gilt offenbar als exotisch, gefährlich und bedrohlich für die etablierte dänische Medienindustrie.

Es gab einen ähnlichen Streit in Belgien in den Jahren 2006-7, als Zeitungen Google News vor Gericht zerrten und Finfacts zufolge mit einer Strafe von einer Million Euro pro Tag drohten, falls sie weiterhin verlinkten. In Dänemark gibt es ebenfalls Beispielsfälle. Im Jahr 2002 verklagte die dänische Vereinigung von Zeitungsverlegern die dänische Internetfirma Newsbooster, welche Links zu Zeitungsartikeln an ihre Kunden verschickt hatte. Newsbooster war gezwungen dicht zu machen.

Blogger Ricco Førgaard von Fiskeben.dk [Da] sagte im May:

Det er tydeligt, at disse såkaldte medier ikke har forstået en pind og ikke er kommet ud af 1994 endnu. De har ikke forstået, at det er trafikken på hjemmesiden, som sælger de (irriterende) reklamer, som efter sigende skal være med til at financiere nyhederne.

Es ist klar, dass die sogenannten Medien nichts verstanden haben und sich seit 1994 nicht bewegt haben. Sie haben nicht kapiert, dass sich über den Traffic auf ihrer Seite (ärgerliche) Werbeanzeigen verkaufen lassen, die vermutlich die Nachrichten finanzieren.

Auf Medieblogger zitiert in Lars K. Jensen aus einer aktuellen E-mail Diskussion auf der Mailingliste der dänischen Vereinigung von Zeitungsverlegern, in welcher die oberste Rechtsberaterin der Dänischen Union von Journalisten (DONA), Anne Louise Schellin, auf eine Frage bezüglich offizieller Regeln für Zitate und Links geantwortet hatte.

Schellin riet, nie auf etwas anderes zu verlinken, als auf die Homepage einer Internetseite, sogar in E-Mails an Kollegen über einen bestimmten Artikel. Der einzige ausgleichende Faktor würde dann relevant, wenn ein Artikel als “loyal” eingeschätzt werden könnte, womit sie sich auf einen dänischen Gerichtsfall zwischen zwei Immobilienseiten aus dem Jahr 2006 bezog.

Andere Mitglieder der Mailingliste widersprachen heftig. Einer nannte es “Unsinn aus der Fax Generation”. Die Blog Editorin von Politken Kim Elmose veröffentlichte die Antwort in ihrem persönlichen Blog Mediehack und nannte den Widerstand gegen Deep Linking kontraproduktiv und verwies auf die Ironie, dass die meisten dänischen Journalisten selbst Google News verwendeten.

Lars K Jensen fragt in Medieblogger:

Tilbage sidder jeg med spørgsmålet: Hvad er et illoyalt link? Hvem definerer, hvornår et link er loyalt eller illoyalt?

Et link er vel et link?

Und nun stelle ich mir die Frage, was ist ein nicht-loyaler Link? Wer bestimmt, wann ein Link loyal oder nicht-loyal ist?

Ist ein Link nicht einfach ein Link?

Photo von dänischen Zeitungen auf Flickr von Jacob Bøtter

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